„Nice Boys Don’t Play Rock’n’Roll“
„Nice Boys Don’t Play Rock’n’Roll“
Von Daniel Conrad
Das Rockerleben von „The Barcodes“ ist auch nicht mehr das, was es zum Start der Band vor einem Jahrzehnt war. Längst hat das Leben seine Klauen ausgestreckt und Verantwortlichkeiten privat und beruflich mit sich gebracht. Dafür aber den Rock aufzugeben? Pustekuchen! Am vergangenen Wochenende haben die Vier beim Release des neuen Albums „3“ in der Rockhal bewiesen, dass die neuen Songs live mindestens so viel Feuer haben, wie die Fans es von der Band gewohnt sind.
Wer sich den Namen der Band auf den Arm tätowiert, macht das ja auch im seltensten Fall aus purer Laune heraus. Vielmehr dokumentiert das Tattoo einen Einschnitt, bestimmende Aspekte im Leben. Louis und Eric von „The Barcodes“ unterstreichen damit jeweils nicht nur ihre Verbundenheit zu den anderen Bandmitgliedern und der Musik, die man gemeinsam schafft, sondern das Lebensgefühl – quasi unauslöschlich unter der Haut fixiert. Der „Dirty Blues Ass Shakin Rock'n'Roll“ (sic auf der Facebookseite) der vierköpfigen Band wird denn auch wegen seiner Authentizität, die „The Barcodes“ ausstrahlen, beim Zuhören seine Spuren hinterlassen.
Kenner der Band schätzen ihre Liveperformance. Eine Atmosphäre, die auch das dritte Album auszeichnen sollte. „Wir wollten das Livegerüst auch im Studio ganz ohne Metronom einspielen, weil uns das einfach zu glatt gewesen wäre und es die Energie tötet oder was man gemeinsam spürt. Dazu kommt, dass wir mit Ivan Julian, der unsere Sachen in New York mastert, seit Jahren vertrauensvoll zusammenarbeiten. Er optimiert den Sound, der dann die Kraft bekommt, die wir wollen“, meint Sänger und Bassist Louis Meyer.
Herausgekommen sind rauschhafte, klassisch an den 1960/70ern orientierte Rocknummern, die sich nicht lange mit Geplänkel aufhalten, sondern sofort Zug entwickeln. Etwas mehr Punk als Blues (wie noch zu früheren Zeiten) schleicht sich mit dem Drummer Ben Clement ein. Die als Single im Voraus veröffentlichte Nummer „Win Some Loose Some“ ist mit 3:16 Minuten der längste Song auf dem Album, da kommt keine Langeweile auf. Der durchgängig schnelle Puls verdrängt die Schnörkel – zumindest sollen Raffinessen, selbst wenn sie Lead-Gitarrist Eric Becker kompositorisch reintüftelt, gar nicht so auffallen.
Vom „Cocaine Cowboy“ und vom Durchhalten
Die Texte? Die kommen ohne große Weltbessererbotschaft aus, sind oft lediglich Mittel zum Zweck, um dem Ganzen eine Nuance am Sound zu geben, so Sänger Louis. Wer wirklich etwas herauslesen will, findet allerdings immer wieder eingängige Losungen: Brenne, gib nicht auf, mach weiter – egal, was das Leben für dich bereithält. Und natürlich würden die auch nie die Identität des „Cocaine Cowboys“ enthüllen, der sie zu einem der neuen Songs inspiriert hat.
Neue Soundqualität gewinnt die Band durch die Orgel von Leo Castellano, der als Gast an der Produktion mitgearbeitet hat. „Wir hoffen, dass wir möglichst viele Auftritte wie den Release live mit ihm spielen können.“ Ein ebenso besonderer Gast: Charles Stoltz, Oberzampano des Tüntinger „Holtz Studios“, in dem das Album aufgenommen wurde. Er wird mit seinen Gitarren-Slides den Sound beim Release bereichern. „Die Arbeit mit ihm macht einfach unheimlich Spaß. Das Wochenende im Studio war wirklich super, und als wir einen Slide brauchten, hat er einfach losgelegt“, so Louis.
„3“ erscheint bei Patrick Obachs und Giordano Brunos (unter anderem Bassist bei „Versus You“) 2013 wieder aufgemöbelten Label „.noiseworks!“, das sich anschickt, Leuchtfackel für die professionelle Labelarbeit in Luxemburg zu sein. Zumindest schwören die Jungs auf die Zusammenarbeit, um ihre Musik weiter nach vorne zu bringen.
Durch die Arbeit an dem neuen Album ist aber leider die Konzertplanung etwas ins Hintertreffen geraten. „Wir sind auf alle Fälle noch für Termine offen, gerade auch für die Festivals noch buchbar und dazu auch noch pflegeleicht“, betont Lead-Gitarrist Eric Becker. Große Ansprüche an Veranstalter außer der Wertschätzung für ihre Arbeit und ihren Sound hat die Band jedenfalls nicht. Backstage „reicht ein Kasten Bier – gefüllt, und zum Draufsitzen – und vielleicht eine Dusche nach der schweißtreibenden Show“, so Frontmann Louis. Na, das sollte doch machbar sein.
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