Nicaragua trauert um Ernesto Cardenal
Nicaragua trauert um Ernesto Cardenal
(KNA) Ernesto Cardenal, Dichter, Befreiungstheologe und ehemaliger nicaraguanischer Kultusminister, ist tot. Laut Berichten spanischer und nicaraguanischer Medien starb er am Sonntag im Alter von 95 Jahren in Managua an den Folgen eines Nieren- und Herzversagens. Der mit zahlreichen Preisen geehrte Priester war bis ins hohe Alter als Schriftsteller aktiv. Auch Deutschland gehörte zu jenen Ländern, in denen er bis zuletzt eine treue Leserschaft fand.
Immer wieder übte Cardenal, eine der schillerndsten Figuren Lateinamerikas, scharfe Kritik an der Situation in seiner Heimat. Den früheren und heutigen Präsidenten Daniel Ortega, mit dem er einst acht Jahre in der Regierung gesessen hatte, verglich er später mit Adolf Hitler und sprach von "Staatsterrorismus".
Cardenal nannte sich selbst "Sandinist, Marxist und Christ". Papst Johannes Paul II. hatte ihm 1985 die Ausübung des priesterlichen Dienstes verboten, weil er nach dem Sturz der Somoza-Diktatur Minister der Revolutionsregierung war. Im Februar 2019 hob Papst Franziskus das Verbot wieder auf. Bereits zuvor hatte Cardenal Sympathien für den ersten Papst aus Lateinamerika bekundet: "Er ist dabei, die Dinge im Vatikan auf den Kopf zu stellen. Nein, genauer ausgedrückt: Er stellt die Dinge, die verkehrt herum stehen, wieder auf die Füße."
