Neue „Move!“-Staffel: Camarda in Afrika
Neue „Move!“-Staffel: Camarda in Afrika
Yann Tonnar, da geht „Move!“ in die zweite Staffel – was ja an sich schon ein Erfolg ist – und dann wird das Format bei der Erstausstrahlung in das Nachtprogramm von Arte verbannt. Trotz der Ankündigung des Geschäftsführers der Arte Deutschland TV GmbH, Wolfgang Bergmann, im letzten Jahr, sich für das Projekt und auch Sylvia Camarda als Moderationsgesicht bei Arte einzusetzen ...
Es ist natürlich schade, dass wir diese Sendeplätze bekommen haben. Aber wir waren nicht in die Programmdiskussionen involviert.
Doch gerade, wo die drei Folgen rund um die Begegnung mit Tänzern und Choreografen in Tunesien, dem Senegal und in Südafrika in den aktuellen Afrika-Schwerpunkt bei Arte ideal passen ...
Ich kann nur mit Ihnen einverstanden sein. Natürlich stecken viel Produktionsaufwand, die Reisen, jeweils fünf Drehtage vor Ort, von unserer Seite über ein halbes Jahr Vorbereitung und natürlich das Engagement aller Beteiligten dahinter – und dann wäre es uns anders lieber gewesen. Und das deutsche Team und nicht zuletzt Herr Bergmann haben sich wirklich stark für das Projekt und die Positionierung im Afrika-Schwerpunkt eingesetzt.
Wie haben denn die afrikanischen Tänzer und Choreografen reagiert, dass es überhaupt das Interesse von Arte an ihren Projekten und künstlerischen Arbeiten gab?
Allein schon, wie sich die Partner später in den sozialen Netzwerken zu den Drehs geäußert haben, zeigt, wie wertgeschätzt und bedeutsam sie das einschätzen. Es wurde als Ehre empfunden, von dem europäischen Kultursender präsentiert zu werden. Die zum Beispiel von Sylvia im Senegal besuchte Tanzschule kämpft um ihr finanzielles Überleben. Und vielleicht kann die Aufmerksamkeit helfen.
Das Format versucht ja, den Tanz breiter zu verstehen; eben auch politisch ...
Es ging schon ganz gezielt darum, Protagonisten wie Rochdi Belgasmi in Tunis zu zeigen, die mit dem Tanz auch eine gesellschaftspolitische Vision verbinden und sich ganz klar in die Debatten vor Ort einmischen. Das ist denn auch keine Dokumentation, sondern ein kreativer Austausch über Sichtweisen und letztlich ein Blick auf Afrika, der so lange nicht gezeigt wurde. Schon in der ersten Staffel von „Move!“ wurde klar, dass es nicht nur um den Tanz an sich gehen sollte, sondern er in einen politischen und philosophischen Kontext eingeordnet wird – und wie die Bewegungen Menschen beeinflussen.
Es ist eine Sache, das als Ziel zu haben, und eine andere, diese Kraft der Bewegung einfangen und dem Zuschauer klarmachen zu müssen. Konnten Sie das als Neuer im Team auch wirklich mithelfen, umzusetzen?
Das Urteil überlasse ich Ihnen und dem Publikum, wie die Folgen ankommen. Aber es sind schon sehr starke Menschen, die wir da getroffen haben – und ihre kreative Kraft versuchen wir, natürlich auch sichtbar zu machen. Wenn es wie in der Folge aus dem Senegal um eine Gruppe von Breakdancern geht, die Jugendliche zum Protest zu mehr Demokratie aufruft, wird das spürbar. Neben der Begegnung von Sylvia und ihnen fügen wir Archivmaterial ein, das diese Zusammenhänge erklärt und den historischen Kontext klarmacht. Und das finde ich persönlich sehr interessant.
Im letzten Jahr, als die erste Staffel präsentiert wurde, wurde viel über eine engere Kooperation zwischen Luxemburg und Arte gesprochen. Ist der Einstieg von Ihnen und Calach Films, die zum Beispiel auch viel für die RTL-Reihe „routwäissgro“ verantwortlich zeichnen, ein Ergebnis davon?
Da kamen mehrere Punkte zusammen. Es gab die Gespräche zwischen Arte und der Branche. Und als Sprecher des Regisseursverbands war ich immer dafür, dass dieser Verbund für uns wichtig sein könnte. Aber letztlich hat Sylvia viel dafür getan, dass Luxemburg auch hinter den Kulissen von „Move“ eine Rolle spielt – und generell dieses Netzwerk entstanden ist. Und so sind wir eingestiegen; auch weil das Vertrauen in der kreativen Arbeit schon zwischen Sylvia und mir über verschiedene Zusammenarbeiten wie bei „Weemseesdet“ oder anderen Videodrehs da war.
Und konkret in der Produktion?
Wir hatten einen Luxemburger Kameramann und einen Tonspezialisten im „Move!“-Team. Die Ton-Nachproduktion ist dann ganz in Luxemburger Hand geblieben und wurde auch von den Verantwortlichen für ihre Qualität gelobt. Sollte eine dritte Staffel möglich sein – was von dem Feedback auf die kommende Ausstrahlung abhängt – würden wir auch gerne weiter dabeibleiben.
Und das Konzept erweitern?
Noch haben wir ja nichts gehört, ob es weitergeht. Es lässt sich so schon gut auf andere Orte, Personen und Gesellschaften auf der Welt erweitern. Als Produzent würde ich gerne dann von Anfang an einen eher kinohaften Zugang zu den Bildern wagen wollen, als es bisher eher auf klassisches Fernsehen zuzuschneiden. Damit es einen noch kreativeren Push erhält. In dieser Staffel waren einige Grundlinien schon von den deutschen Partnern festgelegt worden – und sich da zu viel einzumischen, wäre kontraproduktiv. Nach dem Motto „Viele Köche verderben den Brei.“
Wirkt sich denn die entstandene Kooperation zwischen Arte und den Luxemburger Partnern auch auf das Budget aus? Wie hoch liegt es eigentlich?
Das Budget pro Episode liegt bei plus minus 83 000 Euro, davon kommen jeweils 35 000 Euro aus dem Topf des Luxemburger Filmfund.
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