Luxemburger Sündenfall im neuen Glanz
Luxemburger Sündenfall im neuen Glanz
Adam und Eva vor exotisch anmutender Lagunenlandschaft und blühenden Bäumen; umringt von rosa Flamingos, einem Tiger und der unvermeidlichen Schlange.
1935 goss der Luxemburger Maler Corneille Lentz (1879-1937) den Sündenfall auf einem großformatigen Triptychon in eine detailreiche und kräftige Bildsprache. Nun erlebt das kaum bekannte Werk seine Auferstehung.
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„Corneille Lentz hat in der Kunstgeschichte keinen großen Namen. Vielleicht auch, weil er vergessen wurde“, sagt Restauratorin Gisèle Reuter der „Les 2 Musées de la Ville de Luxembourg“.
Gisèle Reuter gab das Werk für eine Verjüngungskur in die Hände der Restauratorin Marie Pauline Streb, mit der die beiden Museen schon mehrfach zusammengearbeitet haben.
Das restaurierte Werk wird ab Samstag der Öffentlichkeit gezeigt, wenn die Villa Vauban ihre neue Ausstellung „Plakeg! Der Akt um 1900“ eröffnet. Damit das mehr als 80 Jahre alte Kunstwerk vor den Augen der Museumsbesucher erstrahlen kann, gab es einen zweijährigen Weg zurückzulegen. An dessen Anfang stand der Nachlass von Antoinette Schleich-Lentz, der Tochter des Malers.
Spärliche Informationen
Die Informationen über das Triptychon, inzwischen Teil der Sammlung, sind spärlich. Abgesehen davon, dass Lentz sein Werk signierte und mit der Jahreszahl 1935 versah, fehlen noch wichtige Hinweise.
So ist etwa unklar, ob es sich um einen Auftrag handelte. Fest stand vor allem eines: „Die Bilder waren in einem schlechten Zustand“, erklärt Reuter und zählt die Schäden auf, welche die Zeit dem Werk beigebracht hat: Löcher, Risse, einen losen Farbfilm; eine Reinigung musste ebenfalls durchgeführt werden.
Auch alte Firnisse, also transparenter Überzug zum Schutz des Bildes, wurden abgetragen. Auf der verzogenen Rückseite mussten fehlende Keile eingesetzt werden, um dem Gemälde Halt zu geben.
Bröckelige Leinwand
Problematisch sei vor allem die Jutesackleinwand gewesen, auf der Lentz gemalt hatte, wie Marie Pauline Streb, die Restauratorin des Triptychons, erklärt. „Die Restaurierung der Leinwand war das Heikelste, sie war überaus bröckelig und spröde.“
Dass Streb die Werke erfolgreich in Stand setzen konnte, schreibt sie der qualitativen Arbeit des Malers zu. „Corneille Lentz kannte die Techniken und Materialien. Diese hohe Qualität machte es möglich, dass die Werke nach der Restaurierung ihre große Schönheit und Kraft wiedergefunden haben.“
Lentz hatte ab 1907 in Brüssel und Paris Kunst studiert, war Mitglied des Cercle Artistique de Luxembourg (CAL) und stellte 1925 mit anderen Luxemburger Künstlern auf der Pariser Exposition des Arts Décoratifs aus. In Luxemburg führte er ein Geschäft für Malerbedarf in der Grand-Rue – auch Joseph Kutter kaufte bei ihm ein.
Um den fast viermonatigen Restaurierungsprozess abzuschließen, braucht es noch den allerletzten Schliff: drei neue, maßgefertigte Rahmen aus der Werkstatt des niederländischen Rahmenbauers und –restaurators Bart Welten.
Einflüsse der Postimpressionisten
Weil es keine Informationen darüber gibt, ob die drei Werke gerahmt oder Teil einer Vertäfelung waren, orientierte sich Welten ganz an den Hinweisen, die ihm das Triptychon selbst lieferte. „Ich habe die Farben des Bildes genau betrachtet“, erklärt Welten, der drei Rahmen aus gemischter Eiche gefertigt und diese mit grauem Staub patiniert hat. Auch den damaligen Zeitgeist bezog er in seine Überlegungen mit ein. „Man experimentierte mit Rahmen, bevorzugte Holz und flache Varianten.“
Restauriert und gerahmt, fallen die Besonderheiten von „Adam und Eva im Garten Eden“ viel deutlicher ins Auge. „Die Konturen der Figuren sehen aus wie mit Farbe gefüllt, pointilistisch gemalte Stellen und glatte Flächen gehen direkt ineinander über“, erklärt Reuter, die im Werk von Lentz Einflüsse des französischen Postimpressionisten Pierre Bonnard und der französischen Künstlergruppe der Nabis sieht.
„Es ist prachtvoll. Wir haben das Bild fast gerettet, es wird sicher der Star unter den in der Ausstellung vertretenen Luxemburger Maler.“
Die jüngste Restaurierung markiert den Auftakt eines Jahres voller Lentz-Überraschungen. Das dreiteilige Bild stammt aus dem Nachlass von Antoinette Schleich-Lentz, der Tochter von Corneille Lentz, aus dem insgesamt elf Gemälde restauriert werden. Die Werke sollen in den kommenden Monaten in verschiedenen Schauen in Luxemburg zu sehen sein: ab 20. Juli in der Schau „Variations – Un musée pour tous“ in der Villa Vauban und ab 17. Mai in der Ausstellung „Ons Schueberfouer – Une foire pas comme les autres“ im Lëtzebuerg City Museum.
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„Plakeg – Der Akt um 1900“ in der Villa Vauban, ab diesem Samstag bis 16. Juni. Täglich (außer dienstags) von 10 bis 18 Uhr (freitags bis 21 Uhr). Freier Eintritt. https://villavauban.lu
