"Lichtblicke" 2020: das Kolumnenarchiv (Teil 2)
"Lichtblicke" 2020: das Kolumnenarchiv (Teil 2)
20. Mai: Wann dürfen wir wieder küssen?
Ach, du liebe Güte! Man würde ihm heute wegen der Ansteckungsgefahr durch den Corona-Virus einen Strafzettel verpassen und in Zeiten von #MeToo vielleicht gar mit einer Klage drohen: Der Bub hat sich den Kuss erzwungen, und das Mädchen rechts leistet dabei auch noch Beihilfe – sie hält dem anderen Mädchen die Hände fest, damit es sich ja nicht wehren kann. „L’Enjeu perdu“ oder auch „Le baiser gagné“ (um 1759-1760) heißt das Gemälde des französischen Malers Jean-Baptiste Fragonard. Es geht um ein Kartenspiel. Der Einsatz ist ein Kuss. Wer verliert, darf geküsst werden. Heute wäre es ein gefährliches Spiel. Wer weiß, vielleicht werden wir den Kuss nur noch im Museum bewundern können. Na, wann endlich dürfen wir wieder küssen? Ohne Zwänge, ohne Angst? (mt)
19. Mai: Dieser Duft! Diese Farben!
Die Engländer und ihre Gärten: Die RHA Chelsea Flower Show muss in diesem Jahr ausfallen. Für alle Freunde der Gartenkultur ein schwerer Schlag. Vor rund 5.000 Jahren wurden in China erste Rosengärten angelegt, schreibt die Katholische Nachrichtenagentur. Die Sumerer haben nachweislich Rosen gezüchtet; auf einer 4.000 Jahre alten sumerischen Tontafel befindet sich die wohl älteste Rosendarstellung der Welt. "Auch in Persien wurden früh Anlagen mit stark duftenden Rosen bepflanzt. Später, in der Antike erreichten die ersten Gartenrosen über Griechenland auch Europa. Im Römischen Reich galten sie als Luxusgut. Die Menschen nutzten sie schon damals zur Herstellung von Parfüms und Heilmitteln.In der Aromatherapie wird die Blume aufgrund ihrer beruhigenden wie stimmungsaufhellenden Wirkung als Heilpflanze eingesetzt. Vor allem die in Persien kultivierte Damaszener Rose wurde bereits in den Jahrhunderten um die Zeitenwende in Arabien und Indien für ihre Heilwirkung geschätzt, im 12. Jahrhundert lobte auch Hildegard von Bingen deren positiven Effekte auf Gemüt und Körper." Na dann! Auf in den Garten! (dco)
18. Mai: Bitte Abstand halten
Eine Bootspartie auf dem Königsee in Bayern hat Gerhard Richter 1965 auf die Leinwand gebracht indem er das in der Illustrierten „Quick“ erschienene Foto darauf projizierte und das so vergrößerte Bild abgemalt hat. Das Gemälde Kahnfahrt zeigt: Je größer man etwas aufbläst, desto unschärfer wird es. Und wenn man zu nah dran steht, sieht man nur noch unförmige Flecken.
Erst wenn man Abstand dazu nimmt, kann man etwas erkennen. Ein Prinzip, das für das Leben im allgemeinen gilt. Das Städel Museum in Frankfurt zeigt dieses Werk in seiner digitalen Sammlung, die mit Hilfe eines Audioguides 700 Jahre Kunstgeschichte online präsentiert. Das Bild ist auch Teil der Ausstellung „Zurück in die Gegenwart“, die am 19. Mai ihre Türen öffnet. (mim)
16. Mai: Vom Prinzen, Gärtner und der Maid
Ich liebe Gärten. Und zwar in stiller, demütiger Bewunderung, da sich die Fee nicht über meine Wiege bückte, um mich mit dem grünen Daumen zu bedenken. Einen besonderen Platz in meinem Herzen nimmt der Garten von Ninfa ein, von Gelasio Caetani ab 1921 auf den Ruinen einer mittelalterlichen Stadt südlich von Rom angelegt: Ein wundersam stiller Ort, ja fast ein grünes „Brigadoon“, das Besucher nur ganz, ganz selten erblicken dürfen.
Die Zeit steht hier nicht still, sondern fließt leise doch freudig und unbeirrbar, wie die klaren Wasser der Ninfa zum großen Ozean hinaus. Bei genau diesem Anblick entsann ich mich Charles Joseph de Lignes „J’aime l’air jardin aux forêts, & l’air forêt aux jardins, & c’est comme cela que je compte toujours travailler“. Sie haben’s erfasst: In meinem Märchen zieht die holde Maid den Gärtner jedem Prinzen vor – und zwar ohne auch nur eine einzige Sekunde lang zu zögern! (vac)
15. Mai: Alles wird gut, oder?
Man kann es als Ausdruck der Hoffnung sehen, als Mantra einer positiven Einstellung. Oder als Wunschdenken. Der britische Künstler Martin Creed hat sein „Work No. 975 Everything is going to be alright“ zum 50. Jubiläum der Scottish National Gallery of Modern Art in Edinburgh im Jahr 2009 an ihrer Fassade installiert.
Er gibt dem Betrachter keinen Hinweis auf die Interpretation des Werks. Nur soviel: Seine Kunst bestehe „zu 50 Prozent aus dem, was ich mache und zu 50 Prozent aus dem, was andere daraus machen.“ In diesem Sinne liegt es an jedem einzelnen, in diesem Werk ein Funken Hoffnung auf bessere Zeiten zu sehen, oder eine unterschwellige Anspielung darauf, dass genau das Gegenteil der Fall sein wird. (mim)
14. Mai: Momente intensiv nutzen
Ob diese beiden lange auf diesen Moment warten mussten? Oder ist es einfach auch mal schön, selbst bei düsterem Wetter – aber eben ganz alleine – die Pariser Pont des Arts für sich zu haben? Der AFP-Fotograf Martin Bureau war kurz nach den ersten Lockerungsmaßnahmen nach 55 Tagen unterwegs und hat diesen und andere Momente des wieder erwachenden Lebens in der französischen Hauptstadt eingefangen.
Und was könnte schöner sein, als eine Umarmung voller Zuneigung. Auch wenn durch die Umgestaltung des Geländers die vielen Liebesschlösser von Pärchen aus dem In- und Ausland verschwunden sind, hat die Brücke über die Seine zwischen dem 1. und 6. Arrondissement nichts von ihrer Magie verloren. Das ist doch an sich eine schöne Idee: sich den Herzensmenschen zu schnappen und am Lieblingsplatz Vertrautheit und Gemeinsamkeit zu spüren. Nachahmung empfohlen! (dco)
13. Mai: Helfende Hände, malende Hände
Sie hätte ihre Bilder in diesen Tagen eigentlich in der Galerie „Am Tunnel“ zeigen sollen, doch wegen des Corona-Virus kann diese Ausstellung derzeit nicht stattfinden. Deshalb hat Gilliane Warzée nun zwei ganz neue Bilder gemalt und im Hôpital Robert Schuman ausgestellt, dort, wo sie auch arbeitet, denn die Belgierin hat zwar Beaux-Arts in Arlon studiert, ist aber Krankenpflegerin. Ihre Bilder sind insofern eine Hommage an ihren eigenen Beruf – ihr Diptychon zeigt eine Heldin an vorderster Front der Corona-Krise.
Die beiden Bilder strahlen Mitgefühl aus, sollen Vertrauen erwecken und ein spiritueller Anker, ein Lichtblick, sein. Das Schöne: Gilliane Warzée hat malende und zugleich pflegende Hände. Kunst und Empathie sind wie Zwillingsschwestern. (mt)
12. Mai: Des einen Freud, des anderen Leid
„Spring in Castle Rock country. Silent, upright, austere. And –– to me, at least –– beautiful“, twittert gestern der Meister des Horrors „himself“, Stephen King, zu seinem Bild eines Birkenwaldes und erntet dafür mehr als 1500 Kommentare und 18 000 Likes.
Und er ist nicht der einzige, den dieses Schauspiel fasziniert – Gustav Klimt hielt es in seinem „Birkenwald I“ fest, Erich Kästner ließ sie vor dem Mai, „der Mozart des Kalenders“, einen „grünen Knicks“ machen. Am tiefsten reichen die Wurzeln der Birke jedoch in der slawischen Seele, wo der Frühlingsbote, Symbol der Liebe und auch kosmischer Baum des Schamanismus, untrennbar mit dieser unwahrscheinlichen Allianz aus Schwermut und Leichtigkeit verbunden ist. Nur Allergiker dürften dem Naturschauspiel wenig abgewinnen – aber bekanntlich kann man es ja nie allen recht machen ... (vac)
11. Mai: Museen öffnen nach Zwangspause
Die Türen stehen für Museumsbesucher wieder offen, nicht aber für das Virus. Vorsichtsvorkehrungen wurden im Vorfeld getroffen, Empfangsschalter mit Plexiglas umhüllt, Hinweisschilder an Türen und Flure geklebt. Sie verweisen auf das, was erlaubt ist und was verlangt wird – das Tragen einer Maske und das Einhalten von Abstand.
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Die Nationalbibliothek, die Museen, das Staatsarchiv, das Centre national de littérature und das Centre national de l'audiovisuel öffnen an diesem Montag ihre Pforten – ein kultureller Lichtblick in dunklen Tagen. Gerade Museen, ohnehin Ruhepole in stressvollen Zeiten, werden uns auch in einer entschleunigten Zeit von jenem Thema ablenken, das uns in den vergangenen Wochen fortwährend beschäftigt hat. Und damit hat auch das Virus eine wichtige Schlacht verloren. (mt)
8. Mai : Come to the dark side ...
Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Mittel – das dachten sich auch diese Jugendarbeiter aus Manila und holten sich gleich das Empire aus „Star Wars“ an ihre Seite, um die Bewohner der philippinischen Hauptstadt daran zu erinnern, dass jeder Einzelne konkret mithelfen kann, der Corona-Virus-Pandemie Einhalt zu gebieten.
Mit Darth Vader und zwei Stormtrooper an der Seite braucht es nämlich keiner langen Reden, Erklärungen und Diskussionen, damit auch ein jeder versteht, dass er diesen ungemütlichen Zeitgenossen am besten einfach aus dem Weg gehen sollte – indem er daheim bleibt. Eine ebenso sympathische wie wirksame Art zwielichtige Figuren, die wohl jeder kennt, für den guten Zweck zu gebrauchen. Und somit dürften dann auch die letzten Zweifel an – der dunklen Seite – der Macht der Popkultur hinfällig sein: „Come to the dark side: we have masks“, oder so ähnlich ... (vac)
7. Mai: Avec masques et bigoudis
Même si elle cache bien sa joie, cette brave dame allemande se fait plaisir. Les coiffeurs un peu partout dans le monde, ont relevé leurs rideaux. Au Luxembourg, il faudra attendre jusqu’au lundi 11 mai pour aller «se faire couper les tifs».
Mieux vaut prendre rendez-vous, car les files d’attente devant les devantures des Figaro d’ici et d’ailleurs sont longues. Bien plus que l’ouverture des magasins de bricolage, la cohue autour du redémarrage des salons de coiffure est bien symptomatique: après de longues semaines de retraite obligée, les petites choses de la vie, souvent toutes simples et sans significations avant le virus – viennent du coup à faire cruellement défaut. Pourquoi se faire belle à l’heure du confinement? Cette question, une fois liberté retrouvée, ne fait plus sens. Aller chez son coiffeur, au-delà de toute coquetterie méritée, est un acte citoyen, une renaissance et un espoir. Maintenant que bigoudis et masques font bon ménage, il n’y a plus de raisons de se priver de ses petits plaisirs capillaires. (thi)
6. Mai: Kultur in Atemnot
Ein Restaurator mit Schutzmaske, Gummihandschuhen und weißem Kittel vor Pablo Picassos ikonischem Antikriegsgemälde „Guernica“ im Museo Reina Sofía in Madrid. Mit verschränkten Armen steht er dort, fast schon wie ein stolzer, aber müder Chirurg nach geglückter OP.
um weitere Bilder zu sehen.
Das Gemälde, Kunst gewordener Protest gegen Krieg und Faschismus, kubistisch fragmentiert und streng in Schwarz, Weiß und Grau, ist eines der berühmtesten der Moderne. In der Flanke des Pferdes klafft eine riesige Wunde, Vernichtung und Leid, gleich daneben steckt der Schaft einer Lanze. Auch die Kultur ist derzeit in Atemnot und braucht dringend die Intensivstation – das Agenturfoto macht es deutlich. Totenstille herrscht derzeit im Museo Reina Sofía, wo normalerweise täglich Hunderte von Besuchern vor dem berühmten Gemälde stehen. Aber es gibt den Lichtblick – die Lichtträgerin ganz rechts auf dem Foto, die allegorische Figur für Befreiung und Aufklärung. (mt)
5. Mai: Romantische Naturerlebnisse
Diese Zeilen aus der Feder von Joseph von Eichendorff werde ich seit einem Projekt mit dem interregionalen Robert-Schuman-Chor einfach nicht mehr los. Auf einem Programm des Nachwuchsförderchores, dem ich einst angehörte, stand die Vertonung Felix Mendelssohn Bartholdys. Der hatte den Eichendorff-Text für seinen Zyklus „Sechs Lieder im Freien zu singen“ ausgewählt. Und eben der Wortlaut und natürlich die Melodie haben sich tief in meinen Kopf eingegraben: „O Täler weit, o Höhen / o schöner, grüner Wald / du meiner Lust und Wehen / andächt’ger Aufenthalt. / Da draußen, stets betrogen, / saust die geschäft’ge Welt; / schlag noch einmal die Bogen / um mich, du grünes Zelt.“
Mal ganz davon abgesehen, dass Mendelssohn hier alles für das sehnsuchtsvolle Schmachten in dieses Paradebeispiel für die romantische Naturverklärung in die Musik gelegt hat, ist es ab und an mal ganz schön, sich dem auf einem Spaziergang hinzugeben. Wenn die kräftiger werdende Abendsonne noch ein paar warme Strahlen schickt – und die Erkenntnis wächst, dass wir doch in einem tollen Fleckchen dieser Erde leben dürfen. (dco)
4. Mai: Ein wundervoller Dachschaden
Wir leben und streben und geben uns Mühe. Daheim und im Job. Tagein tagaus. Zugegeben, mal mehr, mal weniger – aber irgendwie trotzdem doch immer. Sogar dann, wenn wir versuchen einer Sache aus dem Weg zu gehen, was ironischerweise meist mehr Energie abverlangt, als sie einfach zu erledigen. „Prokrastination“ nennt man das weiter als vermutet verbreitete Phänomen.
Doch Effizienz ist nicht alles im Leben. Und es gibt seit schon bald zwei Jahrtausenden ein Totschlagargument, das ein jeder auspacken kann, der sich in der Debatte um die eigene Wirksamkeit in die Ecke gedrängt fühlt.
Es steht in Rom und nennt sich Pantheon. In dessen monumentaler Kuppel thront nämlich ein 8,2 Meter großes Loch, „oculus“ genannt und genauer noch als „Opaion“ bezeichnet.
Das Wunderbare an diesem Dachschaden ist, dass er sich augenscheinlich jeglicher architektonischen Logik entzieht – bis man unter ihm steht. Ob das „Auge“ nun bei Regen in sich hineinweint oder das magische Licht von Sonne und Mond in sich aufsaugt – ein magisches Erlebnis ist und bleibt es allemal! (vac)
Foto: Vesna Andonovic
2 mai: Garder le moral, les pieds dans l’eau
Un moment de calme au bord de l’eau. C’est ce que cherche visiblement ce pêcheur les pieds dans l’eau à la tombée de la nuit. Non, il ne s’agit pas d’une photo ancienne censée nous rappeler des beaux moments du passé. Cette photo de Hussein Faleh date de ce mercredi et a pour cadre le fleuve Shatt al-Arab, formé par les confluents de l’Euphrate et du Tigre près de Basra en Iraq.
En fait, le lieu où se déroule cette scène ne compte pas, plus importants sont la beauté et les lumières de l’instant figé. Une nécessaire piqûre de rappel et une incessante invitation qui nous est lancée pour ne surtout pas oublier l’essentiel: garder le moral et continuer de croire en la vie. Malgré tout.
Une mission que prend très à cœur, le chanteur Adamo, qui lui-aussi préfère voir l’Amour et les belles choses de la vie. Pour preuve, l’interview qu’il nous a accordée. (thi)
30. April: Die Säulen der Weisheit
Der Mensch ist wahrlich fähig, Erstaunliches zu schaffen. Zwischen den imposanten Säulen der großen Halle, die sich dem Besucher hinter dem zweiten Pylon in der ägyptischen Tempelanlage von Karnak eröffnet, fühlt sich der Besucher wie im Dickicht eines Papyrussumpfes.
Imposant ragen die Steinpfeiler gen Himmel, so als ob sie die Götter von ihrem Thron stoßen wollten. Dabei geben sie dem Betrachter auch das Gefühl, dass er selbst nur ein winzig kleines, unbedeutendes Staubkörnchen in diesem großen Gefüge aus dieser und jener Welt ist.
„To see a World in a Grain of Sand/And a Heaven in a Wild Flower,/Hold Infinity in the palm of your hand/And Eternity in an hour“, schreibt William Blake dazu ganz hellsichtig. Worin manche Unbedeutsamkeit vermuten, ja geradezu fürchten, spürt der Weise die wahre Freiheit des sterblichen Menschen: sich am Moment zu erfreuen. (vac)
29. April: Beißt er nun an oder nicht?
Claude Monet war ein feiner Beobachter und ein noch feinerer Meister darin, nicht nur das darzustellen, was er sah, sondern in seinen Gemälden auch Geschichten zu erzählen. Jedes Mal, wenn ich sein „Die Barke in Giverny (En norvégienne)“, das er um 1887 malte und das heute im Musée d’Orsay seinen Heimathafen gefunden hat, ansehe, frage ich mich, ob die beiden jungen Damen ihre Angeln ausgeworfen haben, um wirklich auch einen Fisch zu fangen, oder sie ihn einfach nur als unmerklichen Anker für ihre Gedanken brauchen.
Und, dass es darauf keine Antwort gibt, macht die Geschichte erst richtig spannend. Die Dargestellten sind übrigens Suzanne, Blanche und Germaine Hoschedé. Sie zogen mit Vater, Mutter und drei Schwestern zur Familie Monet nach Vetheuil, nachdem die zuvor wohlhabende Familie in Geldnot geriet. Was darauf schließen lässt, dass Claude Monet auch noch ein richtig feiner Mensch war. (vac)
28. April: Lachen in dunklen Zeiten
„Humor ist, wenn man trotzdem lacht“, schreibt der deutsche Schriftsteller Otto Julius Bierbaum in seinem Reisebericht „Yankeedoodle-Fahrt“. Einige werden allein schon bei der Idee konsterniert den Kopf schütteln, doch Humor hat auch in einer Krise seinen Platz.
Sicher, im Großen und Ganzen ist ein Lacher bedeutungslos und verzichtbar. Aber er tut der Seele gut und löst die innere Anspannung. Lachen ist eine Strategie die einem dabei hilft, Stresssituationen besser zu bewältigen. Durch einen Scherz kann man Distanz zu dem gewinnen, was einem Sorgen bereitet. Das Lachen oder auch nur ein Lächeln stärkt die Verbundenheit mit anderen Menschen.
Da die aktuelle Mundschutzpflicht jedoch verhindert, dass man anderen ein Lächeln schenken kann, ist man diesbezüglich, wie diese Passantin in der Berliner U-Bahn, auf die eigene Kreativität angewiesen. (mim)
27 avril: Face à un public fantôme
New Taipei City. Porter un masque sanitaire est aujourd’hui nécessaire dans de multiples situations. Cette jeune maquilleuse taïwanaise en est bien consciente, d’autant plus que son travail lui impose des contacts très rapprochés. Se maquiller en temps de crise est-ce bien nécessaire? «Oui!», vont répondre tous ceux et celles qui veulent se faire une beauté en ces temps difficiles.
Comme cette douzaine d’artistes de la compagnie Story Works qui se retrouvent ce jours-ci pour les toutes dernières répétitions de leur pièce dramatique «Goodbye to Musical Halls», dont la première est prévue le 1er mai prochain. Crise du Covid-19 oblige, la représentation se fera à huis clos – et sans spectateurs donc. Il faut une bonne dose de courage et d’enthousiasme à ces acteurs, danseurs et musiciens, qui au lieu de croiser les bras monteront sur scène et partageront leurs joies, émotions et passions avec un public fantôme. (thi)
25. April: Schönheit gibt’s nur, weil sie vergeht ...
Appetitlich angerichtetes Essen lässt uns das Wasser im Munde zusammenlaufen. Doch schon lange, bevor es das moderne Foodporn auf sozialen Medien gab, nahm Nahrung in der Kunst ihren festen Platz ein – als Stillleben. Selbst der Meister des Chiaroscuro und mein Lieblingsmaler Caravaggio – neben seinem vulkanischen Charakter auch bekannt für seine umwerfenden Licht-und-Schatten-Spiele – versuchte sich am Genre.
Und der Betrachter muss hier ganz genau hinschauen, um das eigentliche Geheimnis seines mit Trauben, Feigen, Kirschen, Äpfeln und Birnen prall gefüllten „Canestra di frutta (la fiscella)“ zu entdecken: nämlich die kleinen Zeichen der Vergänglichkeit. Statt uns ständig in eine ungewisse Zukunft zu projizieren, täten auch wir gut daran, dem Augenblick unsere ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Man solle den Tag pflücken, wenn er reif ist, mahnte schon der römische Dichter Horaz vor über 2 000 Jahren ... vac Foto: Scala, Firenze
24. April: Das Ding mit Federn
Kunst kennt keine Einschränkungen. Der dänische Papierkünstler Simon Nomis hängt seine filigranen Mobiles in die Äste von Bäumen in der Nähe eines Marktes in Berlin. Vögel, Schwäne, Seepferdchen und Quallen tanzen im Wind.
Auch wenn Nomis die Papiertiere hier zum Verkauf anbietet, so würde sein Stand auch gut als Installation im öffentlichen Raum durchgehen. Vögel gelten gemeinhin als Symbol der Hoffnung, wie es zum Beispiel die US-amerikanische Dichterin Emily Dickinson (1830-1886) in ihrem Gedicht „,Hope‘ is the thing with feathers“ treffend beschreibt (hier ein Auszug):
„Hope“ is the thing with feathers –
That perches in the soul –
And sings the tune without the words –
And never stops – at all –
Sie sieht die Hoffnung als gefiederten Vogel, der in der Seele eines jeden Menschen sitzt und ihn durch sein ewiges Singen inspiriert. (mim)
23 avril: Besoin d’air
La mer, le sable et le soleil: ce trio – synonyme de vacances, repos et farniente – est bien malmené ces jours-ci. Pour garder courage, espoir et retrouver ces moments où beauté du paysage rime avec quiétude de l’esprit, il existe pourtant un remède bien simple, efficace et insolite.
Ouvrir tout grand ses albums de photos de voyages – en version digitale ou sur papier. Peu importe le format, le support, seuls les «beaux souvenirs» comptent pour tenir le coup et pour s’évader. Ne serait-ce que pour un bref moment. Aujourd’hui, à l’heure où les projets de vacances restent incertains, ce besoin d’air se fait de plus en plus pressant et ce n’est pas un hasard si sur les réseaux sociaux un nouveau jeu a fait son apparition. Publier ses plus belles photos de vacances et taguer d’autres personnes de son entourage. Avec à la clef, un dépaysement collectif et participatif. Une précision: les ingrédients du trio évoqué plus haut ne sont pas figés, ils sont malléables à volonté et s’adaptent sans difficultés à toutes les situations. (thi)
22. April: Zum Friseur
Der französische Fotograf Eugène Atget (1857-1927) war ein Flaneur. Mit seiner Kamera streifte er über die Boulevards und machte Paris, die Stadt der tausend Lichter, zu seinem Thema – unser heutiger Lichtblick in dunklen Zeiten. Warum? Weil diese Aufnahme in Sepia zunächst einmal ein Fenster zeigt, jene Scheibe, hinter der wir uns in den vergangenen Wochen schützend zurückgezogen haben, die uns aber auch einen Blick auf die reale Welt ermöglicht hat.
Der Fotograf hat seine Kamera auf ein Schaufenster eines „Salon de coiffure“ im „Paris pittoresque“ gerichtet. Was ihn dazu veranlasst hat? Vielleicht die lebensecht wirkenden Schaufensterpuppen, die sorglos und frohen Mutes in den Pariser Himmel blicken. Ihr Dasein hinter Glas scheint von wirklich nichts getrübt zu sein. Bald werden die Friseure bei uns wieder ihre Scheren klappern lassen, Parfüms und Haarlack versprühen – das Leben wird mit frischer Frisur zurückkehren. (mt)
21. April: Schillernde Fassadengalerien
Ljubljana. Auch in der slowenischen Hauptstadt ist das kulturelle Leben zum Erliegen gekommen. Das hält die Künstlerinnen und Künstler der Stadt aber nicht davon ab, ihre Werke nicht doch noch dem Publikum zu zeigen; selbst, wenn alle Galerien und Ausstellungszentren wegen der Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie geschlossen wurden.
Unter anderem hat sich die Fotografin Asiana Jurca Avci mit anderen Kollegen ihrer Kunstsparte zusammengetan, um ein besonderes Erlebnis für die Kunstfreunde zu bieten. Als riesige Slideshow werden Fotos wie ihres dank lichtstarker Projektoren auf die Fassaden und öffentlichen Plätze der Stadt geworfen (Foto) und verwandeln so die nächtlichen Gassen und Plätze zu schillernden, bunten Galerien. (dco)
20. April: „We Are the World“ in Pandemiezeiten
„Heute bin ich so glücklich, dass wir ,Eine Welt: zusammen zu Hause‘ sind“, begrüßte Koorganisatorin Lady Gaga zu einem einzigartigen Showerlebnis – „One World: Together at Home“.
Beim unter der Schirmherrschaft der Global-Citizen-Bewegung stattfindenden Online-Event, mit dem der Einsatz des Gesundheitspersonals gewürdigt und Spenden für die Weltgesundheitsorganisation gesammelt wurden, traten so ziemlich alle auf, die Rang und Namen im internationalen Showbusiness haben – Taylor Swift, Elton John, Stevie Wonder, Paul McCartney, Queen-Sänger Adam Lambert, Céline Dion, Andrea Bocelli, Starpianist Lang Lang und die Rolling Stones gaben dabei auch ein paar Einblicke in ihre Privatsphäre.
Wenn diese Solidarität auch noch nach der Pandemie anhalten würde, hätte die sanitäre Krise zumindest eine positive Nebenwirkung. (vac)
https://www.youtube.com/watch?v=87-ZFjLfBAQ
18.April: Es braucht mehr Pantoffeltierchen
„Sedi doma“ – „Bleib zu Hause“ – steht auf dem Paar Hausschuhe mit rotem Karomuster, das mitten auf dem zentralen Platz Mazedoniens in der Hauptstadt Nordmazedoniens thront. Niemand hat die bequemen Schlappen dort vergessen, deren Anblick allein schon genügt, um einen das Gefühl des gemütlichen Herumlungerns auf der heimischen Couch verspüren zu lassen.
Die Kunstinstallation in Skopje soll nämlich die über 540 000 Einwohner der Stadt dazu ermahnen, sich nur auf absolut notwendige Ausfahrten zu beschränken und dann auch das im Kampf gegen die Verbreitung des Corona-Virus notwendige „social distancing“ zu praktizieren. Das Werk steht übrigens im Schatten des 22 Meter hohen Reiterstandbilds Alexander des Großen. Der berühmteste Mazedonier der Menschheitsgeschichte war zwar kein Pantoffeltierchen, aber an seiner Eroberungslust sollte sich heutzutage ohnehin niemand ein Beispiel nehmen. (vac)
17.April: Schäferstündchen
So sieht also aus, was aktuell alle brauchen: „Die Ruhe“. 1861 stellt Jean-Baptiste Camille Corot (1796-1875) sie lasziv auf einem Pantherfell mitten im Grünen liegend erstmals beim Pariser Salon aus, heute hat sie ihre Bleibe in der Sammlung der Corcoran Gallery of Art in Washington, D.C. gefunden. Nicht aber, weil die Bacchantin eine lange künstlerische Tradition verkörpert, die bis in die italienische Renaissance zurückreicht, ist dieses Gemälde bemerkenswert, sondern wegen des Mannes, der es malte. Corot war schon zu Lebzeiten ein erfolgreicher Künstler. Und bereitwillig signierte er auch mal Werke unbekannter Kollegen, die ihn nachahmten, damit diese sie teurer verkaufen konnten. Während Schönheit im Auge des Betrachters liegt, zeigt sich Größe stets in verborgener Großzügigkeit. (vac)
16. April: Die Schöne und das Biest
Als Sybilla, Schwester des Königs Balduin IV., herrscht sie über Jerusalem, verdreht als Vesper Lynd James Bond den Kopf und lehrt als persische Feldherrin Artemisia I. sogar die Spartaner das Fürchten: Eva Green, im Bild (s.u.) 2006 bei der Premiere des 21. Bond-Films. Ob in „Kingdom of Heaven“ (2005), „Casino Royal“ (2006) oder „300: Rise of an Empire“ (2015): Die französische Schauspielerin – und Tochter von Schauspielerin und Autorin Marlène Jobert – scheut auch nicht, sich hässlich zu zeigen.
Das bewies sie eindrucksvoll als Vanessa Ives in der viktorianischen Horrorserie „Penny Dreadful“. Und hinter der perfekten Fassade der Femme fatale, die sich für die Schauspielerei entschied, nachdem sie Isabelle Adjani in „L’histoire d’Adèle H.“ sah, verbirgt sich noch mehr; nämlich eine Frau mit einem ganz ungewöhnlichen Hobby: Eva sammelt Insekten und Schädel.
Aus einem ihrer Lieblingsläden in Paris, dem 1831 eröffneten Deyrolle, brachte sie sogar einen präparierten Auerochsenkopf mit nach Hause. „Seine Augen sahen mich an, als ob er um Hilfe bitten würde“, so Green im Interview. Die Schöne ist eben immer des Biestes Rettung! (vac)
15. April: Die Welt in völlig anderem Licht
Welcher Planet ist das denn? Oder hat da ein Maler zu tief im Magenta-Farbtopf gerührt? Nein, das ist die Arbeit des Fotografen Marc Wilwert, der einmal mehr ein ungewöhnliches Projekt – diesmal unter dem Titel „Hell“ – gestartet hat. Noch steckt er mitten im Prozess, aber es gibt von einer ersten Fotoreise nach Mallorca, bei der er seine neue Technik austestete, schon erste Ergebnisse – wie eben diese Aufnahme.
Aber das soll Mallorca sein? Durchaus, aber eben nicht unter normalen Lichtverhältnissen, die das Auge sehen kann, sondern im Infrarotbereich des Lichtspektrums. „Spannend ist eben genau das mit Hilfe der Fotografie zu zeigen, was eigentlich da ist, aber eben durch das menschliche Auge so nicht erkennbar ist“, sagt Wilwert, der in einem Video auf YouTube zu einem ersten Streifzug durch sein Projekt einlädt. (dco)
14. April: Ohne Furcht
Der Blick ist forsch gehoben und geradeaus gerichtet, die Hände sind entschlossen in die Hüften gestemmt, das zusammengebundene Haar und der Rock wehen kühn im Wind. Die Statue „Fearless Girl“ der amerikanischen Bildhauerin Kristen Visbal verkörpert einen durch nichts zu beugenden Willen; den auch wir brauchen, um diese Krisenzeiten zu überstehen.
Das „Furchtlose Mädchen“ wurde weltbekannt, als die Statue 2017 an der New Yorker Wall Street vor dem „Charging Bull“ aufgestellt wurde und ihm couragiert in die Augen blickte. Mittlerweile steht das 1,30 Meter große Mädchen breitbeinig und selbstbewusst vor dem New York Stock Exchange. Kopien der Statue waren zeitweise in Dublin und auf dem Paternoster Square in London aufgestellt. In Oslo, gegenüber dem Norwegischen Parlament und auf dem Federation Square in Melbourne stehen zur Zeit ebenfalls Repliken – noch, denn über die Vervielfältigung ist mittlerweile ein Rechtsstreit ausgebrochen. (mim)
11 avril: Dix ans déjà
Ce paysage a quelque chose de mystérieux et d’angoissant. La quiétude apparente est bien trompeuse. Non, il ne s’agit pas d’une contrée éloignée d’Ecosse ou d’Irlande, mais de la région d’Eyjafjallajökull. Un nom qui, dix ans après avoir fait la Une, reste aujourd’hui toujours aussi imprononçable. Mais qui vient tristement nous rappeler une dure réalité.
Même si le virus qui aujourd’hui nous empeste la vie n’est peut-être pas une déferlante directement provoquée par Dame Nature, la crise que nous vivons ces dernières semaines rappelle, toutes proportions gardées, indirectement les soubresauts de ce maudit volcan islandais qui, du jour au lendemain, nous privait déjà de certaines libertés que l’on croyait inébranlables. Force est de constater en 2020 que, d’une part, l’Homme moderne est capable du meilleur comme du pire. C’est une évidence. D’autre part, que les progrès de notre civilisation vacillent au premier pépin et s’écroulent lorsque les choses s’emballent. N’est-ce pas le moment de remettre à plat certaines certitudes? Avant que l’Eyjafjallajökull ne se réveille... (thi)
10. April: Wunderwerk Ei
Walsrode (D). So zerbrechlich, aber doch so facettenreich: Verschiedene Eier liegen zur Anschauung in einem Korb im Weltvogelpark Walsrode.
Es gibt weltweit ungefähr 12 000 verschiedene Vogelarten, von rund 8 000 Arten sind Nester und Eier bekannt – und die Größen, Formen und Farben faszinieren auch schon ganz ohne die Nachhilfe des Menschen, der das Symbol des neuen Lebens, des Anbruchs und Werdens nicht zufällig in der Osterzeit besonders in den Fokus rückt.
In der Kunstgeschichte ist das Motiv immer wieder mit diesen Momenten des Neubeginns verknüpft – allerdings sind daneben auch die Bedeutungen des Unausgegorenen und Merkwürdigen verbunden. Einen schönen Überblick dazu zeigt die Frankfurter Kunsthalle Schirn in ihrem Online-Magazin – mit zehn facettenreichen Werken von Hieronymus Bosch bis Jeff Koons. (dco) www.schirn.de/magazin/ antsy/das_ei_in_der_kunst/
9 avril: Surtout ne pas perdre espoir
On les a vus en Italie, ensuite un peu partout. Les musiciens face au confinement ont rapidement réagi et ont ressorti leurs instruments de musique. Interdits de scène, ils ont trouvé un échappatoire: les balcons et les toits de leurs habitations sont devenus leurs nouvelles aires de jeu. Comme cet accordéoniste et cette chanteuse de Prague, qu’ils soient professionnels ou amateurs éclairés, tous ces musiciens offrent des moments de partage et de joie à consommer .. avec masque, mais toujours sans modération.
Les artistes de tous poils, confrontés à une situation qui les prive de tous contacts avec leur public – pourtant leur raison d’être – ont, dans un élan de créativité et de solidarité, pris la situation à bras le corps pour finalement continuer leur mission principale: offrir malgré tout à tous ceux qui écoutent, regardent ou lisent leurs œuvres un beau moment de découverte, d’évasion, de pause et d’espoir bien utiles en ces moments de troubles. (thi)
8. April: Völlig losgelöst von der Erde
Beirut. Lockdown oblige sollen Menschen weltweit das Haus nur bei absoluter Notwendigkeit verlassen. So kann jeder Einzelne mithelfen der Verbreitung der Corona-Pandemie Einhalt zu gebieten.
Genau das schafft aber auch flagrante Ungleichheiten zwischen denen, die auf dem Lande bzw. in einem Haus mit Garten leben, und denen, die in einem kleinen Stadtappartment diese von Regierungsseite auferlegte Ausgangsbeschränkung beachten müssen.
Je nachdem, ob man zur Kategorie der „Couchpotatoes“ zählt, die wenig von körperlicher Bewegung halten, oder zu der, deren Broterwerb direkt mit ihrer physischen Form zusammenhängt, ist die Situation ungleich schwieriger zu managen. Aus der Not eine Tugend machend und wohl auch, um sich die Gedanken etwas durchzulüften, macht die 28-jährige Tänzerin Sherazade Mami kurzerhand das Dach ihres Wohnhauses in der libanesischen Hauptstadt zur Bühne und schwebt völlig losgelöst von der Erde – fast wie Major Tom. (vac)
7. April: Zwischen Tag und Nacht
Die Strahlen der Sonne, die tagsüber alles zum Leuchten bringen, verlieren langsam ihre Kraft, die Schatten werden länger, ein bläulicher Schimmer legt sich über alles. Zwei Mädchen zünden Papierlaternen an, das flackernde Kerzenlicht spielt auf ihren Gesichtern. In seinem Werk „Carnation, Lily, Lily, Rose“ (hier ein Ausschnitt) schafft der US-amerikanische Maler John Singer Sargent (1856-1925) eine so zauberhafte Atmosphäre, dass man sich bei seinem Anblick in die eigene Kindheit zurückversetzt fühlt. In eine Zeit, in der Spätsommerabende voller Magie waren. Eine Zeit, in der in den Momenten zwischen Tag und Nacht alles möglich schien; Augenblicke, die mehr Gefühl als Realität waren. Zu sehen ist das Bild in der Tate Britain, auf tate.org.uk in Raum 7 auf der Tour „Walk Through British Art“. (mim)
6 avril: Retour aux petites choses de la vie
Une vue inédite de la Place de la Concorde à Paris: sans trafic, cet illustre espace de près de neuf hectares apparaît de nouveau dans toute sa gloire. Illustre vestige du Siècle des Lumières – la Concorde date du XVIIIe siècle –, cet endroit mythique de la capitale française vient nous rappeler en ces temps de crise et de confinement un fait qu’on a bien trop souvent tendance à oublier.
Le «vide» des trois côtés de la place aujourd’hui plus que jamais joue son rôle. Face au foisonnement omniprésent de nos vies, un retour à l’essentiel s’avère salvateur. Histoire de revoir les petites choses de la vie, souvent insignifiantes et qu’on ne voit plus, elles ont cependant tant de choses à raconter. Demandez aux Parisiens combien de statues et autres pièces d’art bordent la place octogonale et quelle est leur origine. Les réponses ne devraient pas surprendre. Que serait la Concorde sans tous ces petits riens oubliés? Même confinés, continuons à chercher le beau. (thi)
3. April: Nicht Götter, aber doch Engel in Weiß
Es ist eine leuchtend helle Botschaft der Hoffnung, die der 32-jährige, chinesische Fotokünstler Roy Wang mit seiner Arbeit aktuell an die ganze, von der Corona-Pandemie überschattete Welt aussendet – eine, die den Covid-19-Erkrankten Mut machen und zugleich all jene ehren soll, die oft unter Einsatz des eigenen Lebens, um das jedes einzelnen ihrer Patienten kämpfen: die hinter Atemmasken, Schutzkleidung und -visieren verborgenen Ärzt(inn)e(n) und Krankenschwestern und -pfleger.
Fernab des Klischees der Götter in Weiß sind sie die wahren Lichtgestalten, die der Künstler mit Engelsflügel ausstattet, weil sie tagtäglich und unermüdlich, wie ein Erzengel Michael gegen das Böse (eine neongrüne Virus-Kugel) kämpfen. Allein zwei Minuten Belichtungszeit und eine banale Taschenlampe brauchte es für Wangs bewegende „Light Painting“-Hommage. „Wir werden diese schwere Zeit überstehen und dem Planeten wird es besser gehen: das ist die Herausforderung der Menschheit“, hofft Wang. Seine Worte in Gottes – und auch unser aller – Ohr! (vac)
2. April: „Que será, serááá?“
Sie? Eine düstere Spionin? Filmpartner Dom DeLuise als tollpatschiger Julius Pritter ist sich sicher: Jennifer Nelson alias Doris Day hat die geheime Formel erbeutet, die er auch haben will. Die Szene aus „The Glass Bottom Boat“ leitet den Höhepunkt dieser Screwball-Komödie ein, die mit Vorlagen für Lacher nicht gerade geizt. Sicher, die Filmkomödienklassiker mit Doris Day mögen kitschig sein und ein längst anachronistisches Frauenbild zeigen, aber zum generationenübergreifenden Lachen sind sie auch heute noch bestens geeignet – viele davon sind auch inzwischen auf den Streaming-Plattformen erhältlich.
Am Wochenende vom 4. und 5. April wird übrigens der Nachlass der im letzten Jahr im Alter von 97 Jahren verstorbenen Schauspielerin online versteigert; der Versteigerungserlös der über 800 Andenken – darunter vier Golden-Globe-Trophäen –, soll an die von ihr gegründete Tierschutz-Stiftung „The Doris Day Animal Foundation“ gehen. (dco)
1. April: Malen gegen die Leere des Lebens
Die Angst des Malers vor der leeren Leinwand kann man mit der Panik des Schriftstellers vor dem weißen Blatt gleichsetzen. Und im Allgemeinen mit der Furcht des Menschen vor einem leeren Leben. Vincent van Gogh sinniert in einem Brief, den er am 2. Oktober 1884 an seinen Bruder Theo geschickt hat, darüber, wie lähmend es sein kann, von einer leeren Leinwand angestarrt zu werden.
Auch die aktuelle Situation, in der das Leben ungewohnt still und, ja, leer ist, kann einem alle Kraft und Lebendigkeit rauben. Aber Vincent van Gogh kennt ein Gegenmittel, das er im Brief an seinen Bruder erwähnt: „Doch wie bedeutungslos und eitel, wie tot auch immer das Leben erscheint, der Mann des Glaubens, der Energie, der Wärme, und der was weiß, lässt sich nicht einfach so abspeisen. Er schreitet ein und tut etwas und hält sich daran fest (...).“ Was der Maler selbst dann beispielsweise mit seinen gelb-leuchtenden Sonnenblumen tat, die eine interaktive Schau derzeit im Londoner South Bank Center präsentieren sollte. mim
31. März: Le bonheur est dans le pré
Les êtres humains sont «enfermés» dans leur quatre murs et tentent bon gré mal gré de s’adapter à cette situation inédite. Les animaux, semble-t-il, eux ne se soucient guère de la situation. N’ont-ils pas, entres autres, l’importante mission «d’aérer leur maîtres» au moins une fois par jour? Au-delà de ce noble service rendu, les bêtes ont le privilège sur nous, les humains, de vivre dans l’insouciance. Et de profiter de la vie, presque si comme de rien n’était. De quoi narguer les plus téméraires confinés.
Mais, ne serait-ce pas une simple revanche de tous ces quadrupèdes et autres bêtes sur nous, les bipèdes, qui en temps normal ne nous soucions pas toujours de leur bien-être? Ces trois chevaux du cirque Alex, actuellement confinés en Lettonie, profitent eux sans vergogne et en toute liberté du soleil et viennent confirmer un vieil adage: le bonheur est dans le pré. thi
30. März: Die Ruhe vor dem Sturm
Winslow Homer ist ein Gigant der amerikanischen Malerei. Sein Aquarellbild „Breaking Storm, Coast of Maine“ aus dem Jahr 1894 zeigt trotz des Hinweises auf bevorstehendes schlechtes Wetter, das sich vom Horizont her nähert, einen Moment der Ruhe vor dem Sturm. Ein Lichtblick, wenn auch nur ein kurzer!
Die türkisfarbene Oberfläche des Wassers ist glatt und ruhig, was der Maler nur anhand transparenter Lavierungen erreichen konnte. Der lockere, abstrakte Umgang mit dem schroffen Ufer im Vordergrund lenkt die Aufmerksamkeit auf die reine Schönheit der Pinselstriche. Homer beschwor mit seiner Nass-in-Nass-Technik die Wirkung von Land, Meer und Himmel, die durch einen Schleier aus Regen dargestellt wird – Grenzen verlaufen ... Wie Henry David Thoreau war auch Winslow Homer (1836-1910) ein Prediger des einfachen Lebens. mt
28./29. März: Kopfreisen sind voll im Trend
Neuerdings braucht man, um die Bedeutung mancher Worte zu erfragen, nicht einmal mehr auf den guten, alten Duden zurückzugreifen. „Lagerkoller“ dürfte nämlich für so manchen Zeitgenossen langsam zum Alltag geworden sein. Man fühlt sich gefangen – schlimmer noch als in den vier Wänden, in den eigenen Gedanken. Doch dem muss keinesfalls so sein – schließlich gibt es eine Reisebranche, die allen Corona-Virus bedingten Flugstreichungen, Grenzschließungen und Ausgehverboten zum Trotz noch immer zum Schweifen in die Ferne einlädt: Bücher und Filme warten nur auf ihre Passagiere.
Ob mit Jonathan Swift Original-Romanen oder in Begleitung von Jack Black in Rob Lettermans „Gulliver’s Travels“. Nicht nur geht es so auf spannende Kopfreise, wenn man sich vorstellt, dass die kleinen Liliputaner auf dem Bild unsere negativen Gedanken sind, weiß man auch schon genau, wie man sie los wird: einfach ausbrechen! (vac)
27. März: Was für Weibsbilder!
Schillernd und farbenreich, mal auf ganz besondere Art politisch, mal abstrahierend: So manche Ausstellung wie auch die Schau „Fantastische Frauen“ in Frankfurt am Main wird leider nicht in dem Umfang zu sehen sein, wie ihr das eigentlich zu wünschen gewesen wäre. Dieses Selbstporträt von Frida Kahlo ist eines der zentralen Ausstellungsstücke in diesem Rundgang der Kunsthalle Schirn über Künstlerinnen des Surrealismus – oder wie die Kuratoren schreiben: „Keine andere künstlerische Bewegung hatte so viele weibliche Protagonistinnen wie der Surrealismus. Und in keiner anderen leisteten die weiblichen Mitglieder einen so wesentlichen Beitrag. Dennoch sind die meisten von ihnen heute noch immer unbekannt.“
Und genau das macht diese Bilder, Darstellungen und kreativen Ideen auch so reizvoll. Zum Glück lädt die Schirn dazu ein, diese Werke auf andere Art zu entdecken: als Digitorial – sprich digitaler Lerninhalt – der auch Frida Kahlos Kunst erklärt. (dco)
26.März: confinement et isolement
Ce qui ressemble à première vue à une toile contemporaine est d’une actualité brûlante. Le confinement à l’échelle planétaire toucherait selon certains chiffres 1,7 milliard de personnes. Comme cet unique client d’un hôtel de Bangkok. Ce cliché de Mladen Antonov mérite de s’y attarder quelques instants.
Dans le flot incessant d’images troublantes, le photographe réussit à capter l’abstrait. Histoire peut-être d’arrêter le temps, la marche du temps pour un bref moment de répit. Hors contexte, cette «belle image» pourrait prendre une signification autre et toutes les libertés d’interprétations seraient permises. Une subtile manière d’échapper à la dure réalité.
Cette liberté est rapidement mise à mal avec la légende accompagnant la photo en question prise lundi soir: «guest sitting in the only occupied room of a hotel in central Bangkok, after Thailand introduced strict measures to limit the spread of the Covid-19 coronavirus». Un rappel à l’ordre aussi pour tous ceux qui refusent l’isolement du confinement plus que jamais vital aujourd’hui. (thi)
25. März: Die Leinwand auf der Mauer
Wenn die Galerien und Museen schon schließen müssen, dann darf eine Kunstform jetzt wenigstens im öffentlichen Raum wie hier in Berlin ein Lächeln auf die Lippen zaubern: der Graffiti-Künstler Eme Freethinker hat sich die bekannte Gollum-Darstellung aus Peter Jacksons Tolkien-Interpretationen um den „einen und mächtigen“ Ring geschnappt. Doch dieser „Schatz“ ist wohl eher ein zeitgenössisches Statement zum Einkaufsverhalten in der Corona-Krise.
Die Streetart-Künstler machen überall rund um den Globus weiter – und sorgen für bunte Abwechslung im grauen Homeoffice–Kinderbetreuungs-Alltag. Und wer beim Blick aus dem Fenster eben kein solches Bild sehen kann, kann sich an den Hashtags #graffiti, #streetart, #urbanart und #mural ja mal auf Instagram umschauen. Es lohnt! (dco)
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