Kino: "Never Grow Old" in der Kritik
Kino: "Never Grow Old" in der Kritik
Es gibt zwei Arten von Western: die Staubigen und die Schlammigen. „Never Grow Old“ des irischen Regisseurs Ivan Kavanagh, Jahrgang 1973, zählt nicht nur zu letzter Kategorie, er ist auch noch ein Paradebeispiel dafür und reiht sich so neben Filmen wie „The Salvation“ oder „The Homesman“ in eine moderne Western-Strömung ein. Diese hat wenig von der klassischen Held-reitet-einsam–dem-Sonnenuntergang-entgegen-Romantik und zeichnet stattdessen den tagtäglichen, unerbittlichen Kampf ums Überleben der Siedler im Wilden Westen in eher realistisch anmutender Weise nach.
Schlamm ist in dem kleinen Städtchen, wo die Handlung sich 1849 abspielt, dann auch Programm: Durch ihn müssen die Einwohner ständig waten, während der strenge Pastor seiner moralischen Entsprechung, sprich dem Saloon und seinen unheiligen Alkohol- und Prostituiertenverlockungen, scheinbar erfolgreich den Garaus gemacht hat.
Bis ..., ja bis die Ankunft des skrupellosen Dutch Albert (John Cusack) und seines locker sitzenden Revolvers sowie seiner beiden Handlanger der Ruhe ein jähes Ende setzt. Der Einzige, der davon profitiert, scheint der irischstämmige Schreiner und Totengräber Patrick Tate (Emile Hirsch) zu sein, der dort mit seiner französischen Ehefrau Audrey (Déborah François) und Kindern Emma (Molly McCann) und Thomas (Quinn Topper Marcus) lebt – und bei jedem von Alberts Morden entweder von diesem oder vom Sheriff Geld für die Beerdigung der Opfer kassiert.
Doch die zaghaft aufkeimende Zweckfreundschaft bringt Tate langsam an die Grenzen des Anstands – und der eigenen Moral.
Bedrückende Stimmungen
Fällt die Anziehungskraft der Dynamik zwischen Tate und seiner Nemesis in Gestalt des bekannten US-Schauspielers John Cusack („High Fidelity“), dessen Interpretation durchwachsen ausfällt, eher bescheiden aus, so gelingt es Kavanagh dennoch, auf zurückhaltende und umso wirkungsvollere Weise Tates moralischen Konflikt zu veranschaulichen und den Zuschauer bei der Stange zu halten.
Dass der irische Filmemacher ein Vertrauter des Horror-Genres ist, wird ebenfalls in „Never Grow Old“ spürbar, denn auch hier vermag er bedrückende Stimmungen zu schaffen und durch deren fein dosierte Intensität zu fesseln.
Besonders hilfreich ist dabei nicht nur das miese Wetter im irischen Connemara, wo viele der Außenszenen des Films gedreht wurden, sondern auch die Kameraarbeit von Piers McGrail, mit dem Kavanagh bereits „The Canal“ drehte und der durch ein finsteres Farbenspiel und gemäldeartige Einstellungen die stimmungsvoll düstere Atmosphäre schafft. Der eindringliche Soundtrack des Luxemburger Komponisten Gast Waltzing wirkt da unterstützend.
Der von der Luxemburger Iris Productions mitgetragene und vom Film Fund Luxembourg unterstützte Western ist letztlich nicht nur ein Muss für Genrefans, sondern durch seine ansprechende Ästhetik ein Genuss für alle.
Als Abonnent wissen Sie mehr
In der heutigen schnelllebigen Zeit besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen Informationen. Fakten, keine Gerüchte, zugänglich und klar formuliert. Unsere Journalisten halten Sie über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden, stellen politischen Entscheidern kritische Fragen und liefern Ihnen relevante Hintergrundgeschichten.
Als Abonnent haben Sie vollen Zugriff auf alle unsere Artikel, Analysen und Videos. Wählen Sie jetzt das Angebot, das zu Ihnen passt.
