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In der Luxemburger Wüste
Kultur 1 2 Min. 18.07.2017 Aus unserem online-Archiv
Wiessel mol d'Scheif

In der Luxemburger Wüste

Ein Stilwechsel der sich gelohnt hat: Die Dead Sinners.
Wiessel mol d'Scheif

In der Luxemburger Wüste

Ein Stilwechsel der sich gelohnt hat: Die Dead Sinners.
Foto: Tom Di Maggio
Kultur 1 2 Min. 18.07.2017 Aus unserem online-Archiv
Wiessel mol d'Scheif

In der Luxemburger Wüste

Tom RÜDELL
Tom RÜDELL
Die Dead Sinners legen mit "Fire" ihre erste EP vor - und huldigen darauf dem Stoner Rock, einer fast verloren geglaubten Hardrockspielart aus der Wüste Kaliforniens. Das funktioniert auch in Luxemburg.

Von Tom Rüdell (@tomruedell)

Ende März verkündete die Luxemburger Hardrock-Institution Porn Queen eine Namensänderung zu Dead Sinners und einen Stilwechsel zum Stoner Rock. Das kam überraschend, nicht zuletzt, weil diese schleppend schwere Hardrock-Spielart, die unter der gleißenden Sonne der kalifornischen Wüste ihren Anfang nahm, nach ihrer Blüte in den frühen 2000er-Jahren mittlerweile doch eher ein Nischendasein fristet. Und weil solche Kehrtwenden in einer Bandbiographie auch schonmal so richtig schief gehen können. 

Mit „Fire“ legten die Dead Sinners dann auch gleich eine Fünf-Song-EP im neuen Stil vor. Und die, um das Fazit vorwegzunehmen, zerstreut alle Zweifel schon beim ersten Hören. Die Band um Frontmann Lucas Ferraz hat sich nicht umorientiert weil sie musste – sondern weil sie konnte und wollte. „Fire“ bedient sich in Sachen Sound und Komposition mühelos bei großen Vorbildern wie Black Sabbath und Monster Magnet, auch ein wenig Gorefest ist da und dort herauszuhören. Geholfen hat da sicherlich der Umstand, dass mit Mike Butcher ein Mann die Songs gemixt hat, der schon in den späten Siebzigern mit Black Sabbath zusammen im Studio stand. 

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Den Sound treffen die Dead Sinners mit Butchers Hilfe jedenfalls: Schon der Opener „Son of the Earth“ rollt mit gebremstem Tempo, niveauvoll verzerrten Gitarren und angenehm natürlich klingenden Drums genau so zähflüssig aber doch geschmeidig aus den Boxen, wie es die Stilistik erfordert. Ganz so bleischwer wie die Stoner–Ikonen Kyuss klingen die Dead Sinners zwar nicht. Das ist allerdings kein Schaden. „Porn Queen“, die Referenz an die eigene Vergangenheit, drückt aufs Tempo und weicht so ein wenig von der reinen Lehre ab. Der Kern der EP, die Sieben-Minuten-Nummer „Game of Life“ ist dann aber wieder staubtrockene Wüstenrock-Essenz – ein Glanzlicht. 

Das alles wirkt – natürlich – total aus der Zeit gefallen: Niemand, so wollte es nach den kommerziellen Erfolgen von Queens of the Stone Age oder Eagles of Death Metal scheinen, macht in der Ära nach Mastermind Josh Homme noch ernsthaft Stoner Rock. Den Dead Sinners war das allerdings entweder total egal oder sehr bewusst. Es habe keinen konkreten äußeren Anlass für den Stilwechsel gegeben, hatte Lucas Ferras im März gesagt – man klinge jetzt nur anders als früher. Diese Erkenntnis hat sich gelohnt: „Fire“ ist keine Hommage an einen altertümlichen Stil, sondern eine Weiterführung mit eigenen Mitteln. 


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