Hip-Hop trifft Soul in der Philharmonie
Hip-Hop trifft Soul in der Philharmonie
Ein Jahr hat Max Mutzke mit den Musikern des Trios Monopunk förmlich im Studio gelebt, um das neue Album „Colors“ aufzunehmen. An diesem Samstagabend stellt die Truppe ihr Werk um 20 Uhr in der Philharmonie vor. Die Platte ist ein Konzeptalbum, das von Klassikern des Hip-Hop inspiriert ist und diese mit Soul verbindet: Geboten werden neben zwei neuen Songs von Mutzke sowohl der 68er-Protestsong „Everyday People“, als auch eine Interpretation des 2012er-Hits „Augenbling“. Im Interview erklärt Mutzke, warum das Projekt besonders viel Feingefühl erforderte.
Max Mutzke, Sie haben erklärt, sehr glücklich zu sein, wieder in der Philharmonie aufzutreten. Was schätzen Sie an dem Konzertsaal?
Beim ersten Konzert haben wir mit dem Philharmonischen Orchester Luxemburg gespielt; es ist immer eine Ehre, mit einem so großen Orchester zu spielen. Es war aber auch fantastisch, weil das Luxemburger Publikum so große Lust auf das Konzert hatte. Ich war sehr stolz, dass wir uns ein neues Land erschlossen haben. Es war eine ehrenvolle Aufgabe, im Ausland mit deutschen Songs gebucht zu werden. Wir Musiker waren nach dem Konzert noch bis spät in der Nacht in Luxemburg unterwegs; es ist eine wunderschöne, bezaubernde Stadt.
Wie eignet sich die Akustik der Philharmonie für Ihre Musik?
Darauf sind wir gespannt. Je nachdem, wo wir mit welchem Programm auftreten, ist der Klang sehr unterschiedlich. Diesmal sind wir im großen Saal mit meiner großen R‘n‘B-Besetzung, mit der wir auch in Deutschland unterwegs waren, wobei wir dort allerdings eine Clubtour gespielt haben. In der Elbphilharmonie haben wir dreimal, jedes Mal in anderen Besetzungen, gespielt und sie ist für andere Klangwelten als die einer R‘n‘B-Band gemacht. Das wird in der Philharmonie aber anders, sie ist eher ein Kubusbau, so wie auch Clubs konzipiert sind. Daher gehe ich davon aus, dass es sehr gut wird.
Heute stehen Songs von „Colors“ auf dem Programm. Kommen Klassiker aus Ihrem Repertoire hinzu?
Ja, wir legen viel Wert darauf, dass die Erwartungen der Zuschauer erfüllt werden. Ich will, dass die Leute „Schwarz auf Weiß“, „Can‘t Wait Until Tonight“, „Welt hinter Glas“ und „Unsere Nacht“ hören. Das sind Songs, die viel im Radio gespielt wurden und an die sich die Leute erinnern. „Colors“ ist ein Konzeptalbum, das vom Hip-Hop der vergangenen 30 Jahre inspiriert ist und bekannte und moderne Hip-Hop-Klassiker zum Soul zurückholt. Hip-Hop entstand ja in einer Zeit, in der Soul Mainstream war und wurde daher sehr vom Soul inspiriert. Wir wollten diesen Spieß umdrehen und es hat tatsächlich gut funktioniert.
Und wie klingt die Platte?
Das Album sollte so klingen wie ein 70er-Jahre-Song von Al Green, etwa wie ,Let's Stay Together‘, unaufgeregt, warm und sexy. Es war uns klar, dass man so ein Klangbild nur wieder erreicht, wenn die Musiker physisch im Studio anwesend sind und nicht als Soundkulissen aus dem Internet geladen werden. Wir sind sehr glücklich, dass die Songs live so klingen, wie auf dem Album. Es ist ein absoluter Vorteil, dass die Produzenten des Albums auch die Musiker sind, die die Platte im Studio eingespielt haben.
Sind Ihnen diese Soul-Hymnen inzwischen ins Blut über gegangen?
Ich hatte als Kind das große Glück, dass meine Eltern nur sogenannte Black Music gehört haben, also Soul, Jazz, Funk, Fusion und Blues. Auch wenn ich viele andere Musikarten sehr respektiere, berühren sie mich nicht so im Herzen. Dass etwas in mir passiert, ist nur bei dieser Musik der Fall. Wenn ich Marvin Gaye, Stevie Wonder oder Al Green höre, passiert etwas Physisches in mir. Da geht mir das Herz auf.
Will man andererseits als Weißer Hip-Hop, Blues, Soul und R'n'B singen, muss man das mit viel Respekt und Hintergrundwissen tun. Da wir viele Hip-Hop-Songs kürzen mussten, weil Hip-Hop für Melodien zu wortlastig ist, haben wir diese Texte mit Julie Silvera, einer afroamerikanischen Jazzsängerin, bearbeitet. Die Texte sollten kürzer werden, aber Inhalte, Humor und Geschichten behalten. Das N-Wort konnten und wollten wir nicht benutzen und auch die erste Titelidee „Colored“ haben wir wegen des US-amerikanischen Verweises auf die Hautfarbe verworfen, es wäre sonst ein Affront gewesen.
Sie sind in Clubs aufgetreten, dann folgten Konzerte mit Big Bands. Mit welcher Besetzung finden Sie Ihre Stimme am schönsten?
Bis zu zehn Mal im Jahr spielen wir mit Klaus Doldinger und seiner Band Passport, das ist sehr percussionlastig, dann trete ich mit einem Streichquintett, Monopunk und der SWR-Big Band auf. Ich gehe also in ganz verschiedene Richtungen. Musik ist für mich wie Essen: Mir macht essen so viel Spaß, weil ich weiß, dass ich immer wieder etwas anders essen kann. Ich bin extrem glücklich darüber, dass ich diese Ausflüge machen kann. Sicher gibt es Momente mit Monopunk, in denen ich sage: ,Das ist meine Traumbesetzung, weil wir seit 500 Konzerten zusammen auf der Bühne stehen und weil wir das Album zusammen produziert haben.‘ Aber wäre das ausnahmslos so, wäre es schade, weil mir an den anderen Projekten sehr viel liegt.
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Max Mutzke und Monopunk an diesem Samstagabend um 20 Uhr in der Philharmonie. Karten (15-55 Euro) über Tel. 26 32 26 32 sowie www.philharmonie.lu
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