Eine Klasse für sich
Eine Klasse für sich
Von Diego Velazquez
Es gibt Dreierkoalitionen, da weiß man von vorne herein, dass das Resultat gut sein wird. Das ist beispielsweise der Fall bei „Case/Lang/Veirs“, eine Zusammenarbeit zwischen Neko Case, k. d. lang und Laura Veirs: drei große Damen des Americana.
Drei Damen und auch drei Generationen. k.d. lang ist 1961 geboren und Kanadierin. Sie gelang 1987 durch ein Duett mit Kuschelrockstar Roy Orbison zum Ruhm, outete sich 1992 als lesbisch und trat für Tierrechte ein, damals noch zwei heikle Themen.
Echte "Supergroup"
Neko Case ist ein Jahrzehnt jünger und hat in der Punk-szene angefangen. Ein Stil, den sie dann in die Country Musik importierte, als diese noch als das Uncoolste überhaupt galt. Es ist unter anderem ihr zu verdanken, dass man heutzutage von „Alternative Country“ reden kann. Heute noch ist Neko Cases Musik der Maßstab dafür, wie punkig Country sein darf.
Laura Veirs, Jahrgang 1973, ist eine der Künstlerin die in den 2000er und 2010er Portland dazu verhalf, die Indie-Haupstadt der Welt zu werden und, dass altmodischer Folk zur Hipstermucke wurde.
Von einer „Supergroup“ kann man also durchaus reden. Zudem hat Tucker Marine, Ehemann von Laura Veirs, das Album produziert. Er hat bereits mit Indiehelden wie Sufjan Stevens oder The Decemberists gearbeitet und kennt den Sound seiner Frau und den von Neko Case, die mittlerweile auch in Portland lebt, in- und auswendig.
Wem das noch nicht „Supergroup“ genug ist, wird sich daran erfreuen können, dass das Album allerhand Klassiker zitiert: von den Musikern Terence Trent D’Arbys und Judee Sill, bis hin zum Kultautor William Blake.
Marine hat sich getraut, es grandiloquent zu versuchen und ihm ist es geglückt, Streicherarrangements so einzusetzen, dass sie weder protzig noch kitschig klingen. Der Sound ist sanft und elegant – wenn auch manchmal extrem glatt. Es fällt zudem auf, dass die Rollen auf der ganzen Länge des Albums fest verteilt sind.
Neko Case ist für die linearen und rockigeren Americana Stücke des Albums zuständig („Delirium“). Laura Veirs kümmert sich um die sanfteren akustischen Töne und k. d. lang singt die soulig-jazzigeren Nummern.
Drei feste Rollen
Dass die drei Künstlerinnen das machen, was sie am besten können, hat einen positiven Einfluss auf die Qualität des Werkes. Während bei den meisten Stücken des Albums eine der Frauen den Lead übernimmt, werden die anderen zu Luxuschorsängerinnen. Doch gleichzeitig macht die Tatsache, dass keine der Künstlerinnen sich aus ihrer Komfortzone traut, das Album etwas überraschungslos. Es klingt dadurch auch mehr wie eine „Compilation“, als wie eine Zusammenarbeit. Dies, obwohl die drei Frauen nicht mit fertigen Stücken ins Studio kamen.
Die wenigen Lieder, die die Stärken der drei Damen kombinieren, wie der Opener „Atomic Number“, gehören zu den besten Momenten des Albums. „Down 1-5“, das wegen seines teuflisch treibenden Beats fast elektronisch wirkt, gehört auch dazu. Doch bleibt bei „Case/Lang/Veirs“ jegliche Kritik pure Erbsenzählerei. Denn das Werk der drei Damen ist zweifelsohne ein fantastisches Stück zeitgenössischer amerikanischer Musik.
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