Die Zeit drängt
Die Zeit drängt
von Thierry Hick
Wer wird Generalkoordinator und wer wird künstlerischer Leiter der Europäischen Kulturhauptstadt Esch 2022? An diesem Freitag finden erste Vorstellungsgespräche statt. Eine Entscheidung soll schnell getroffen werden.
Die asbl „Capitale européenne de la Culture 2022“ hat am 14. Juni dieses Jahres einer Jury der EU-Kommission ihre Kandidatur zur Kulturhauptstadt 2022 vorgestellt.
Obwohl das Gesamtkonzept von den EU-Experten angenommen wurde, schälte sich heraus, dass die Südgemeinden ihr Dossier überarbeiten sollten – was keine Seltenheit in dieser Prozedur ist. Zusätzlich sollte das Team aufgestockt werden. „Wir packen das nicht alleine“, hieß es bereits vor den Sommerferien in Esch.
Ein paar Wochen nach der Vorstellung des Esch-Dossiers wurden die Stellen des Generalkoordinators und des künstlerischen Leiters ausgeschrieben. 20 Kandidaturen wurden eingereicht. „Neben Luxemburgern haben sich auch Kandidaten aus verschiedenen europäischen Ländern gemeldet“, unterstreicht Ralph Waltmans, Leiter des Kulturamts der Escher Gemeindeverwaltung. Weitere Details können zurzeit nicht genannt werden. In die engste Auswahl kamen nur vier Kandidaten. Diese werden heute zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Eine Entscheidung soll schnellstmöglich getroffen werden.
Deadline: 15. September 2017, 17 Uhr
„Wir dürfen keine Zeit verlieren“, so Waltmans, Das aufgearbeitete Kandidaturdossier muss spätestens am 15. September 2017, 17 Uhr, der EU-Jury vorliegen. Seit der ersten überstandenen Hürde im Juni haben die Südgemeinden ihre Vorbereitungsarbeit intensiviert.
In Linz haben sich die Escher Organisatoren mit den Verantwortlichen der damaligen Kulturhauptstadt 2009 getroffen. Auch wenn das österreichische Modell nicht übernommen werden kann, sind solche Besuche zum Gedankenaustausch geeignet. In Linz haben sich die Luxemburger des Weiteren mit Sylvia Amman, der Präsidentin der EU-Jury, die bereits im Juni Esch 2022 verschiedene Ratschläge gegeben hatte, getroffen. „Die Gespräche waren konstruktiv und für uns lehrreich“, so Waltmans.
Geld und Liebe
Dass die Südgemeinden Geld für die Vergabe des Titels „Kulturhauptstadt“ brauchen, ist gewusst. Am letzten Freitag hat der Escher Gemeinderat der asbl „Capitale européenne de la Culture 2022“ eine neue finanzielle Unterstützung von 45 000 Euro zugesichert. Neben dem rein finanziellen Aspekt will Esch 2022 auch programmatisch neue Akzente setzen.
Das Kulturjahr 2022 soll ganz im Zeichen der Liebe stehen. Auch wenn die Idee auf Zustimmung der EU-Jury gestoßen ist, muss dieses Leitmotiv überarbeitet werden. „Für die Jury ist das Thema zu abstrakt und generell gehalten. Wir arbeiten daran“, verspricht der Leiter des Escher Kulturamts. Eine weitere Empfehlung der EU-Kommission wird in Esch ernst genommen: Die europäische Ausrichtung des Kulturjahres soll erweitert werden.
EU-weite Partnerschaften suchen
Auch wenn eine Stadt alleine den Titel „Kulturhauptstadt“ tragen darf, muss diese EU-weite Partnerschaften suchen und pflegen. Anfragen von Städten – die wie Esch Kulturhauptstadt werden wollen oder es bereits waren – sind keine Seltenheit, heißt es in der Minettemetropole. Enge Verbindungen zu Kaunas – die litauische Stadt ist ebenfalls Kandidatin für 2022 – gibt es bereits seit einiger Zeit.
Heute Freitag werden mit den Vorstellungsgesprächen wichtige Weichen für die Zukunft von Esch 2022 gestellt. Die beiden neuen Leiter sollen mit neuen Ideen – sowohl in der künstlerischen als auch in der administrativen Organisation – das Kandidaturdossier der Südgemeinden boosten. Die Zeit drängt!
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