Die Leiden des jungen H.
Die Leiden des jungen H.
Es hat etwas vom guten, alten Onkel, der nach einem üppigen Sonntagsmahl aus seiner wilden Jugend erzählt – so vertraut fühlen sich die Star-Wars-Charaktere nämlich inzwischen an. Kein Wunder, denn sie sind seit 41 Jahren Teil des Lebens der Zuschauer weltweit – und wissen dennoch zu überraschen.
„Name?“ „Han.“ „Familienname?“ „Nur Han. Ich bin alleine.“ – was dann folgt, ist die Erklärung, warum einer der beliebtesten Helden aus George Lucas' Weltraumsaga so heißt, wie er heißt. Die neue Star-Wars-Story ist dabei nicht – wie zuvor „Rogue One“ – eine Einführung neuer Charaktere, sondern die Ausführung einer altbekannten, denn sie erzählt von der Sturm- und Drangzeit Han Solos.
Als jungen Han, sprich Harrison Ford, hat Disney, die das Kommando über die Weltraumsaga inzwischen übernommen haben, den Kalifornier Alden Ehrenreich, Jahrgang 1989, verpflichtet. Und der schlägt sich gar nicht mal so schlecht, weil er nicht krampfhaft versucht, Ford nachzuäffen, sondern recht erfolgreich der Figur seinen eigenen Stempel aufdrückt.
Fliegender Wechsel vom Regieduo
Dabei stand die Entstehung des Prequels unter keinem besonders gutem Stern: Allein der fliegende Wechsel – drei Wochen nach Abschluss der Dreharbeiten – vom Regieduo Phil Lord and Christopher Miller zu Ron Howard verdeutlicht, wie (ungewollt) stürmisch die Produktion zustande kam.
Howard drehte dann – hartnäckigen Gerüchten zufolge – 80 Prozent der Bilder neu und liefert, wie bei einem zweifachen Oscar-Preisträger auch nicht anders zu erwarten, einen soliden Unterhaltungsfilm ab, an dem man weder formal noch erzählerisch etwas zu meckern hat, dem es jedoch am Ende an diesem Fünkchen des gewissen Etwas fehlt, das ihm einen bleibenden Platz am Filmhimmel sichern würde.
Statt der gewohnten, eher philosophisch angehauchten Gut-und-Böse-Dynamik der anderen Star-Wars-Filme steht hier klar die Action und Unterhaltung im Vordergrund. An technischem Aufwand wurde – Disney oblige – jedenfalls nicht gespart: Die Actionszenen sind mitreißend inszeniert und packend präsentiert.
Etwas mehr Humor hätte gut getan
Das Drehbuch von Jonathan und Lawrence Kasdan erzählt – ohne Spoiler! – wie und warum aus dem Waisenjungen Han Solo der Schmuggler und waghalsige Pilot des „Millennium Falcon“ wird.
Hierbei sorgt besonders die Begegnung mit dem haarigen Wookie Chewbacca bei eingefleischten Star-Wars-Fans für verzückende Erheiterung. Die Anfänge einer der sicher sympathischsten „Bromances“ – wie man diese Art emotionaler Leinwand-Männerfreundschaft gemeinhin nennt – der Filmgeschichte ist dann auch der erfrischendste Aspekt des Films.
Generell hätte etwas mehr Humor und (Selbst-)Ironie dem Film sicherlich gut getan, denn er hätte den Figuren mehr Relief verliehen. Dass er wenngleich mager, trotzdem prägnant ausfällt, liegt auch daran, dass die (leider zu kurze) Droidenrolle diesmal feministisch-abgeklärt (!) ausfällt.
Während man mit Ehrenreich ein Wagnis einging, setzt die Produktion bei der weiblichen Hauptrolle Qi'Ra mit Emilia Clarke, die Daenerys Targaryen aus „Game of Thrones“, und mit Woody Harrelson als Solos Schmugglermentor auf bekannte und beliebte Gesichter. Ein weiterer Trabant im stetig expandierenden Star-Wars-Universum, dessen Besuch lohnt!
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