Das gefühlte Comeback
Das gefühlte Comeback
Von Daniel Conrad
Erst kleine Keyboard-Klänge, dann der deftige Bläsersound, der an seine „Swing“-Alben erinnert. So startet das neue, elfte Robbie Williams-Album – und das ist Unterhaltungspop im besten Sinne, der sich allerdings auch nach einem Zusammenschnitt der musikalischen Mittel aus den vergangenen Alben anhört. Fans können nahtlos anknüpfen – völlig neu erfindet sich das Ex-Take-That-Mitglied nicht.
Das kommt nicht von ungefähr: seine musikalische Stütze und Mastermind hinter der Solokarriere seit 1997, Guy Chambers, ist zum Beispiel einmal mehr an Bord. John Grant, Rufus Wainwright oder Ed Sheeran geben dann noch ihren Beitrag dazu – fertig sind auf Hitpotenzial getrimmte Singles, die eine große Verwertbarkeit von Club bis Radio abdecken.
Mitsingbare Phrasen, Mid-tempo-Beats, leichte Sprache – damit liefern die Stücke viel Raum für die Liveperformances in der angekündigten Tournee; auch wenn Williams mit dem üblichen spitzbübischen Augenzwinkern sich jetzt schon entschuldigt, ja gealtert zu sein und es im Rücken zu haben.
Dass der 42 Jahre alte Popstar dennoch eine gute Show abliefern und längst nicht auf das Altenteil will, zeigt schon der letzte Refrain des Album-Titeltracks: „I’m a volcano that’s about to blow. This is how I’d like to say ,Hello‘“. So energetisch wie ein „Let Me Entertain You“ ist das zwar nicht – aber weckt auch keine wirklichen Zweifel an den Steherfähigkeiten vor Publikum.
Er bleibt musikalisch der Kumpel von nebenan, eine Unterhaltungsmaschine mit gepflegter Lässigkeit und Selbstironie. Den Vater Robbie Williams gibt es vielleicht als neue Dimension obenauf: In „Motherfucker“ erklärt er seinem Sohn Charlie nicht gerade in feiner Wortwahl den Familienhintergrund, was in der Zeile mündet: „(i) pray our weakness make you strong“. Und in „Love My Life“ gibt er seiner Tochter Teddy den Wunsch an die Hand „so one day you say to me – I love my life“.
Inszenierte Verletzlichkeiten? Tracks wie „Pretty Woman“ oder „Bruce Lee“ zerstreuen die Bedenken nach Rührseligkeit. Nach 40 Minuten ist der neue Spaß dann aber auch schnell vorbei. Schon jetzt steht das Machwerk nach gefühlten drei Jahren Pause recht gut im Verkauf. Das große deutsche Verlagshaus Burda, das unter anderem hinter der „Bunte“ und dem „Focus“ steckt, will ihm dann gleich den „Bambi“ verleihen.
Die Begründung: „In der Welt der Hitparaden, in der die Namen der Künstler immer schneller wechseln, ist er ein dauerhafter Garant für Erfolg.“ Das mag man auch als ewige Suche nach dem Massengeschmack abtun. Andererseits bleibt Robbie Williams sich und seinem Kosmos zumindest im Album treu. 29 Konzerte in 18 Ländern sind ab Juni 2017 geplant.
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