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"Capitani": Luxemburger Krimiserie nimmt Zuschauer auf Mörderjagd mit

von Sophia SCHÜLKE| 08.10.2019

Zapping: Luc Schiltz muss als Ermittler in der neuen Krimiserie „Capitani“ den Mord an einem jungen Mädchen aufklären. Die Zuschauerreaktionen auf die erste von insgesamt zwölf Episoden auf RTL sind positiv.

Die ersten Zuschauerreaktionen auf die Serie „Capitani“ waren positiv, auch wenn bisher nur eine Folge der Krimiserie zu sehen war: „Gutt Schauspieler, war agreabel iwwerrascht!", schrieb ein Nutzer auf Facebook, während ein anderer Zuschauer erklärte: „Bescht letzeboiesch krimi serie Respekt kann deen anneren leit dei empfehlen". Lediglich ein anderer monierte: „Et gett esou ondaitlech geschwat dat een den Diaglogen nit matkritt. Esou mecht et kee Pleseier den Krimi ze kucken." 

Mit „Capitani“ hat RTL eine neue, zwölfteilige Krimiserie unters Fernsehvolk gebracht, an diesem Dienstagabend wird die zweite Folge ausgestrahlt. 

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Ein kleines Dorf im Norden Luxemburgs, eine tote Jugendliche im Wald, ein überkorrekter Polizist an seinem freien Tag – und unzählige, gut gehütete Geheimnisse. 

Kann Ermittler Luc Capitani den Mörder der 15-jährigen Jenny finden, obwohl Angehörige, Nachbarn, Freunde und Politiker ihm nicht nur im Weg stehen, sondern gar in die Irre führen? 

Teenager tot im Wald gefunden

Im Mittelpunkt der Serie steht der Mord im Wald, den Ermittler Capitani, gespielt von Luc Schiltz, in dem fiktiven Dorf Manscheid im Ösling aufklären soll. 

Dabei erweist sich die Suche nach dem Täter oder den Tätern komplizierter, als es der routinierte Polizist aus dem Süden anfangs erwartet hatte, schließlich treffen hier auch die verschiedenen Mentalitäten aufeinander. 


Brigitte Urhausen spielte unter anderem in „Doudege Wénkel" mit.
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Dazwischen skizziert das Drehbuch brüchige Beziehungen, verschlossene Teenager, verzweifelte Eltern, engagierte Polizisten und hoffnungsvolle Jugendliche. 

„Die Zuschauer können sich in der Geschichte wiederfinden“, erklärt Drehbuchautor Thierry Faber und präzisiert, „Krimiserien sind in, aber sie ermöglichen es uns, viel über die Gesellschaft auszusagen.“

Eine Krimiserie ermöglicht es, viel über die Gesellschaft auszusagen.

Thierry Faber, Serienschöpfer

Faber hat das Konzept der Serie ab 2015 entwickelt und später mit Eric Lamhène und Christophe Wagner das Drehbuch für die zwölf Episoden verfasst. Produziert wurde die Serie von Samsa Film und RTL Télé Lëtzebuerg in Koproduktion mit Artemis Productions und Shelter Prod. aus Belgien. Der Film Fund Luxembourg unterstützte das Projekt. 

„Die Geschichte hat etwas von einer Fabel, schließlich kommen die Mythen und Monster unserer Gesellschaft aus dem Wald“, sagt Faber. Dazu passt, dass Regisseur Christophe Wagner („Doudege Wénkel“, „Eng nei Zäit“) auch Dronen einsetzte, um den Wald aus der Luft filmen und ihn Einstellungen dominieren zu lassen.

Serie eröffnet neue filmische Möglichkeiten

Überhaupt zeigte sich Wagner vom Genre der Serie sowohl begeistert als auch herausgefordert. „Man muss dreimal mehr drehen als für einen Spielfilm und sich sehr gut vorbereiten, weil man nicht viel Zeit hat.“

Andererseits bringt das Format Gelegenheiten, um neue Dinge zu probieren. „Ich habe hier viel daran gearbeitet, Subtext in die Bilder zu legen.“ Dabei werden auch Details wie ein Gewehr im Hintergrund wichtig, das über seine Rolle als Requisite hinausgeht und ein Gespräch so mit einer bedrohlichen Atmosphäre umgibt.

Die Kreativen vor und hinter den Kameras: Timo Wagener, Thierry Faber, Luc Schiltz, Claude Waringo, Christophe Wagner, Claude de Demo, Brigitte Urhausen und Jules Werner (v.l.).
Die Kreativen vor und hinter den Kameras: Timo Wagener, Thierry Faber, Luc Schiltz, Claude Waringo, Christophe Wagner, Claude de Demo, Brigitte Urhausen und Jules Werner (v.l.).
Foto: Anouk Antony

„Je weiter die Serie voranschreitet und sich entwickelt, umso origineller wird sie“, versichert der Regisseur – auch in Hinblick auf die, zumindest anfangs, etwas klischeehaft wirkenden Figuren.

Einen der markigen Charaktere verkörpert Luc Schiltz in dem titelgebenden Ermittler. Für die Rolle haben Schiltz und die anderen Darsteller, die einen Polizisten verkörpern, ein Einführungstraining von einem Experten erhalten.   

„Ein Ausbilder der Polizeischule hat uns etwa gezeigt, wie man eine Waffe richtig hält und wie ein Haus durchsucht wird.“ Das Training dauerte ein Wochenende, zudem war der Ausbilder bei Szenen, in denen die Polizeiarbeit im Fokus stand, anwesend. Schließlich war ein Stuntman für die Koordination actionreicher Einsätze zuständig.

Soweit zur Polizeiarbeit, aber auch den Inhalt der Geschichte findet Schiltz realistisch. „Dieses enge Geflecht zwischen den Figuren gibt es überall, das kristallisiert sich in dem Dorf nur so stark heraus, weil alles im Kleinen gezeigt wird“, sagt der Schauspieler. 


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Natürlich seien dramatische Zutaten für die Krimiserie zusammengemischt, räumt Schiltz ein und ergänzt, „aber ich habe viele Geschichten gehört, in denen das eine oder andere Ereignis so passiert ist.“ Seine Paragrafen-versessene Figur hat Schiltz an gut 50 Drehtagen verkörpert. „Am Ende hat er mich schon etwas genervt, weil er so ein Granz ist. Er ist keiner von den Lieben, sondern ein pragmatischer Typ“, sagt er über seine Rolle.

Ursprünglicher Titel weicht wegen Fortsetzung

„Capitani“ ist die erste Krimiserie, die im Land entstanden ist. Damit erhalten Serienfans nach den beiden Sitcoms „Weemseesdet“ – 24 Episoden rund um die Familie Wampach – von Claude Lahr und Marc Limpach sowie „Zëmmer ze verlounen“ – 26 Episoden aus der Feder von Marco Serafini – neues, einheimisches Futter. 2015 lief auf RTL auch noch „routwäissgro" - allerdings eine die Dokumentar-Serie vom Kollektiv 13, welche in drei Staffeln verschiedene Luxemburger Persönlichkeiten im Alltag begleitete.

Gedreht wurde „Capitani" im Sommer 2018 in Bourglinster, mit vielen beliebten Schauspielern Luxemburgs (siehe Kasten).

Am Ende hat er mich schon etwas genervt, weil er so ein ,Granz' ist.

Luc Schiltz, Hauptdarsteller

Am Anfang der Serie stand eine Ausschreibung für eine zwölfteilige Serie, die der Film Fund im Winter 2015 gestartet hatte, ohne aber das Genre festzulegen. 

Thierry Fabers Konzept einer Krimiserie mit Lokalkolorit wurde schließlich akzeptiert. „Ich habe damals die Serien ,Broadchurch‘ und das dänische Original von ,The Killing‘ gesehen, die beide stark mit dem lokalen Milieu arbeiten, das hat mich mit inspiriert“, erklärt der Autor. Zuletzt habe es die Vorgabe von zwölf Episoden ermöglicht, den verschiedenen Figuren auch entsprechend Raum zu geben.


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Schließlich förderte der Film Fund die Serie 2017 mit einer Schreibbeihilfe von 50.000 Euro und im Folgejahr mit einem Zuschuss zur Produktion in Höhe von 2,1 Millionen Euro. Allein der ursprüngliche Titel „De Bësch“ wurde geändert - auch in Hinblick auf weitere Staffeln und eine internationale Vermarktung.

Nach Angaben des verantwortlichen Produzenten Claude Waringo sei man bei Film Fund und RTL „momentan sehr zufrieden“ mit der Krimiserie, weshalb das Team bereits an Folgen für eine zweite Staffel schreibt.

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