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„Alles klingt nur noch gleich“
Kultur 2 4 Min. 10.11.2016 Aus unserem online-Archiv
Jake Bugg über die Monotonie in der Popmusik

„Alles klingt nur noch gleich“

Der britische Wunderknabe mit Gitarre: Jake Bugg.
Jake Bugg über die Monotonie in der Popmusik

„Alles klingt nur noch gleich“

Der britische Wunderknabe mit Gitarre: Jake Bugg.
Foto: Tom Oxley
Kultur 2 4 Min. 10.11.2016 Aus unserem online-Archiv
Jake Bugg über die Monotonie in der Popmusik

„Alles klingt nur noch gleich“

Pol SCHOCK
Pol SCHOCK
Drei Topalben, mehr als 600 Konzerte und eine Stimme wie Bob Dylan. Ob Jake Bugg nun auch Chancen auf den Nobelpreis hat? Wir haben den 22-Jährigen dazu befragt und außerdem mit ihm über aktuelle Tendenzen der Popmusik gesprochen.

Interview: Pol Schock

Er hat bereits drei Topalben veröffentlicht, spielte mehr als 600 Konzerte, ist gerade einmal 22 Jahre alt und klingt wie Bob Dylan. Ob sich Jake Bugg nun auch Chancen auf den Literaturnobelpreis ausmalen kann? Im Vorfeld seines Auftritts auf dem „Sonic Visions“-Festival am Samstag in der Rockhal haben wir ihn dazu befragt – und außerdem mit ihm über aktuelle Tendenzen der Popmusik gesprochen.

Jake Bugg, können Sie sich noch an Ihre beiden Auftritte 2013 in Luxemburg erinnern?

Natürlich. Ich habe beide Shows noch in guter Erinnerung – insbesondere den Festivalauftritt. Der Name ist mir leider entfallen.

„Rock-a-Field“.

Ja, genau. Das Konzert war erstaunlicherweise fast genauso intim wie das spätere Klubkonzert in Luxemburg-Stadt. Eine Seltenheit. Die Leute waren in Feierlaune und schienen Musik und Festival zu genießen.

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Sie haben bereits drei Alben heraus gebracht, die alle Topplatzierungen in den Charts waren, mehr als 600 Konzerte gespielt und sind gerade einmal 22. Was soll da eigentlich noch kommen?

Ach, darüber will ich mir keine Gedanken machen. Ich bin dankbar, dass ich einfach nur meine Musik spielen darf.

Vielleicht ein Nobelpreis wie ihr Vorbild Bob Dylan?

Nein, das wird sicher nie passieren.

Finden sie es denn gerechtfertigt, dass Bob Dylan den Preis erhält?

Ja, denn Dylan ist nicht nur ein großartiger Songwriter, sondern auch ein wahrer Poet. Er kombiniert Lyrik und Musik auf so schöne Art und Weise miteinander – ähnlich wie es übrigens Leonard Cohen auch tut. Und wenn einem Künstler das gelingt, und er dazu noch viele Menschen erreichen kann, halte ich einen Literaturnobelpreis für absolut gerechtfertigt.

Haben Sie das neue Album „You Want It Darker“ von Leonard Cohen denn schon gehört?

Nein, aber es soll fantastisch sein.

Ja, das kann ich bestätigen. Was hören Sie denn eigentlich momentan?

Wenn ich mir meine Playlist so anschaue, dann vor allem Burning Spear – wunderbarer Reggae. Aber auch Jon & Vangelis, ein progressives Projekt von Jon Anderson, der Band Yes und dem griechischen Keyboarder Vangelis. Und natürlich Jefferson Airplane, eine meiner Lieblingsbands.

Das sind alles Künstler, die vor allem in den 1960er- und den 1970er-Jahren bekannt waren. Bevorzugen Sie ältere Musik gegenüber aktuellen Sachen?

Nicht unbedingt; Ich bin eigentlich kein Purist und liebe jeden Stil. Mein Motto: Wenn es ein guter Song ist, ist es ein guter Song. Das Problem der aktuellen Musik ist jedoch, dass die Produktionen Überhand gewinnen. Die Produktion wird zum Song. Und das ist traurig.

Wie meinen Sie das?

Hören Sie sich die aktuellen Charts an: Alles klingt irgendwie gleich. Das liegt daran, dass es stets die gleichen Songschreiber und Produzenten sind, die zudem noch voneinander kopieren. Letztlich geht es nur noch um Bass und nicht mehr um Melodien oder Texte.

Ist das der Grund, warum Sie für Ihr aktuelles Album „On My One“, anders als bei den vorherigen Alben, alles in Eigenregie gemacht haben?

Für meine beiden ersten Alben habe ich mit den Produzenten Brendan Benson, Ian Archer und Rick Rubin zusammen gearbeitet. Das war eine tolle Erfahrung. Und ich habe viel davon profitiert, sie haben meinen Sound geprägt. Aber rückblickend betrachtet, habe ich vielleicht manchmal etwas zu viel Kontrolle im Studio abgegeben. Ich will mich jedenfalls weiterentwickeln und nicht einfach das ewig Gleiche reproduzieren.

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Haben Sie auch alle Instrumente selbst eingespielt?

Nicht alles, aber vieles. Neben den Gitarren habe ich einige Spuren Schlagzeug, Bass und Keyboard aufgenommen – auch wenn ich wahrlich kein Experte bin. Ich wollte einfach andere Dinge ausprobieren und mit Sounds experimentieren. Z. B. habe ich auf der Basis eines Drumbeats einen Song kreiert – eine coole Erfahrung.

Wie müssen wir uns Jake Bugg eigentlich im Studio vorstellen?

Ehrlich gesagt, ich bin kein Perfektionist, sondern gehe eher unbekümmert an die Dinge heran. Ich greife mir einfach ein Instrument und sehe was passiert.

Das klingt ja sehr locker ...

Aber so ist es nun Mal. Ein Album aufnehmen sollte stets ein Abenteuer sein. Man begibt sich mit seinem Instrument auf eine Reise und weiß am Ende nicht, was dabei herauskommt. Wenn man sich hingegen versucht im Vorfeld alles genau auszumalen, verkrampft man. Kreativität ist nicht planbar.

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Die Rockhal veranstaltet ab heute bis zum 12. November die neunte Ausgabe des „Sonic Visions Music Conference & Showcase Festival“. 50 Vertreter der Musikbranche aus Luxemburg und Europa, darunter Manager, Agenten, Produzenten, Festivalveranstalter und Journalisten diskutieren drei Tage lang über die Entwicklungen des Musikbusiness. Mit von der Partie sind Persönlichkeiten wie der Luxemburger SessionDrummer Chris Maas (Mumford & Sons) oder der Produzent Guy Sigsworth, der schon mit Stars wie Björk und Madonna zusammengearbeitet hat.

Neben den vier Headlinern The Lumineers, Jake Bugg, BRNS und Nao treten weitere fünf internationale Bands – darunter Eivør – und 14 Luxemburger Bands wie Edsun, Sleepers’ Guilt und Tuys auf.

Infos zu Ticketpreisen und zum Programm: www.sonicvisions.lu


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