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Zehn Tote nach Angriff auf Hotel in Kabul
International 6 3 Min. 21.01.2018 Aus unserem online-Archiv
Afghanistan

Zehn Tote nach Angriff auf Hotel in Kabul

Afghanische Sicherheitskräfte positionnierten sich auf dem Dach des Hotel Intercontinental in Kabul.
Afghanistan

Zehn Tote nach Angriff auf Hotel in Kabul

Afghanische Sicherheitskräfte positionnierten sich auf dem Dach des Hotel Intercontinental in Kabul.
AFP
International 6 3 Min. 21.01.2018 Aus unserem online-Archiv
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Zehn Tote nach Angriff auf Hotel in Kabul

Nicolas ANEN
Nicolas ANEN
Nach mehr als 13 Stunden ist der Angriff von vier bewaffneten Männern auf das Hotel Intercontinental in der afghanischen Hauptstadt Kabul blutig zu Ende gegangen. Mindestens zehn Menschen seien getötet worden, sagten mehrere Sprecher des Innenministeriums am Sonntagmorgen.

(dpa) - Nach mehr als 13 Stunden ist der Angriff von vier bewaffneten Männern auf das Hotel Intercontinental in der afghanischen Hauptstadt Kabul blutig zu Ende gegangen. Mindestens zehn Menschen seien getötet worden, sagten mehrere Sprecher des Innenministeriums am Sonntagmorgen.

Die Männer kamen durch die Küche des Luxushotels, rannten von Tür zu Tür und schossen in Zimmer. Sie hätten Ausländer und Regierungsbeamte gesucht, sagt ein Augenzeuge. Manche versuchten, über das Balkongeländer zu entkommen.

Aufnahmen des Senders Tolo TV zeigten dramatische Szenen, wie Menschen über Balkongeländer zu entkommen versuchten. Ein Mensch hing mit einer Hand am Geländer außen an der Fassade. Ein anderer versuchte sich mithilfe von Bettlaken auf einen Balkon eines unteren Stockwerks abzuseilen, als er den Halt verlor und fiel.

Sechs Zivilisten getötet

Insgesamt seien sechs Zivilisten getötet worden, unter ihnen eine Ausländerin, sagte Ministeriumssprecher Nasrat Rahimi. Aus welchem Land sie stammte, sagte Rahimi nicht. Sieben Menschen seien verletzt worden. Außerdem seien vier Attentäter ums Leben gekommen. Sein Kollege Nadschib Danisch sagte, insgesamt hätten die Spezialkräfte 153 Menschen aus dem Hotel gerettet, unter ihnen 41 Ausländer.

Afghanische Regierungssprecher sind dafür bekannt, Opferzahlen für die Öffentlichkeit klein zu halten. Ein von Spezialkräften aus dem Hotel geretteter Augenzeuge sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Zahl der Opfer sei „viel höher“ als offiziell von der Regierung angegeben. Die Attentäter seien von Tür zu Tür gerannt und hätten gezielt nach Ausländern und Regierungsbeamten gesucht. Dann hätten sie in die Zimmer geschossen.

Die Zahl der ausländischen Gäste im Intercontinental schrumpft aber seit Jahren. Das Haus gilt angesichts der drastischen Verschlechterung der Lage in Kabul nicht mehr als sichere Adresse.

Hochzeitsfeier im Hotel

Behörden bestätigten, dass im Hotel zum Zeitpunkt der Angriffs eine Hochzeitsfeier im Gang gewesen sei. Außerdem waren mehr als 100 Menschen für eine Konferenz afghanischer Computerexperten angereist.

Ein Teil des Hotels brannte während des Angriffs. Am Morgen, als die Spezialkräfte auf das letzte noch ungesicherte Stockwerk und den letzten dort verbarrikadierten Attentäter vorrückten, loderten die Flammen wieder auf. Offenbar waren in dem Stockwerk zu dem Zeitpunkt noch Gäste gefangen.

Bereits Angriff 2011

Die Angreifer waren am Samstagabend nach 21.00 Uhr (Ortszeit) durch die Küche in das Hotel eingedrungen. Kurz darauf kreisten Helikopter über dem Hotel. Die Szene weckte in Anwohnern Erinnerungen an einen ähnlichen Angriff im Jahr 2011, als neun Attentäter der radikalislamischen Taliban das Hotel, das auf einem Hügel liegt, angegriffen hatten. Etwa ein Dutzend Gäste und Angestellte wurden getötet. Die Angreifer konnten erst nach Stunden unschädlich gemacht werden.

Bis zum Morgen hatte sich noch keine Organisation zu der Tat bekannt. Ein Sprecher der Taliban sagte der dpa in der Nacht, er müsse prüfen, ob es sich um einen Talibanangriff handele.

Die Sicherheitslage in der afghanischen Hauptstadt hat sich seit Ende der Nato-Kampfmission im Dezember 2014 stark verschlechtert. 2017 gab es dort mehr als 20 schwere Anschläge der Taliban und der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) mit mehr als 500 Toten. Bei dem ersten Anschlag im neuen Jahr auf einen Sicherheitsposten waren Anfang Januar mindestens 20 Menschen getötet und 30 verletzt worden.

Die amerikanische Botschaft in Kabul und das US-Außenministerium in Washington hatten zum Ende der Woche hin vor möglichen Angriffen in Kabul gewarnt - unter anderem auf Hotels. Der dpa-Reporter vor Ort sah am Hotel mehrere Fahrzeuge internationaler Truppen. Ihre Rolle bei der Rettungsaktion blieb zunächst unklar.


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