Xavier Bettel gerät in Kontroverse mit Israel
Xavier Bettel gerät in Kontroverse mit Israel
Der nationalreligiöse israelische Bildungsminister Rafi Peretz hat sich mit Aussagen über "Bekehrungstherapien“ für Homosexuelle Zores eingehandelt. Auch Luxemburgs Premierminister Xavier Bettel ist empört: Er soll aufgrund von Peretz' Statements die Verabschiedungsfeier für die israelische Botschafterin in Belgien und Luxemburg, Simona Frankel, am Montag kurzerhand boykottiert haben, berichten israelische Medien.
Peretz, Vorsitzender der religiös-nationalen Partei Jüdisches Haus und ehemaliger Oberrabbiner der Armee, hatte sich am Wochenende in einem TV-Interview positiv über sogenannte Konversionstherapien für Homosexuelle geäußert. Die Journalistin des TV-Senders "Keshet 12" fragte den Bildungsminister, ob er glaube, man könne Homosexuelle bekehren. Peretz erwiderte: "Ich denke, man kann (...) Ich habe profunde Kenntnisse über Bildung und ich habe es auch gemacht." Er erwähnte den Fall eines Schülers, der ihm anvertraut habe schwul zu sein und dem er geraten habe, sich dies "gut zu überlegen".
Netanjahu: "Aussagen sind inakzeptabel"
Zwar ruderte Peretz am Dienstag in einem Brief an Schuldirektoren in Tel Aviv wieder zurück und versicherte, dass er Bekehrungstherapien "nicht gut" finde und diese "mehr Leid als Hilfe" brächten. Trotzdem wollen die Rücktrittsrufe gegen den ultrarechten Politiker nicht verstummen. Auch der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu verurteilte die Aussagen des Erziehungsministers. "Die Aussagen des Bildungsministers in Bezug auf Homosexuelle sind inakzeptabel und spiegeln nicht die Position der Regierung unter meiner Führung wider." Er habe direkt mit Peretz gesprochen und ihn ermahnt. Der Minister habe ihm versichert, "dass weiterhin Mädchen und Jungen jeglicher sexueller Orientierung im israelischen Schulwesen willkommen sind".
Der neue Justizminister und offen schwul lebende Amir Ohana sagte laut der "Jüdischen Allgemeinen": "Herr Bildungsminister, die Jugend Israels schaut auf Sie. Auch die aus der nationalreligiösen Gemeinde. LGBTQ‐Jugendliche nehmen sich dreimal so häufig das Leben." Experten seien sich einig, "dass man die sexuelle Ausrichtung nicht ändern kann und dass solche Therapien Jugendlichen Schmerz und Leid zufügen können, bis hin zu Selbstmordgedanken.“
Ohana wendete sich auch an Xavier Bettel. "Gestern boykottierten sie eine israelische Veranstaltung aufgrund eines unangebrachten Kommentars eines israelischen Ministers über Konversionstherapie. Dieser Kommentar wurde von vielen scharf verurteilt, darunter Premierminister Netanjahu", schrieb der Justizminister auf Twitter. Er frage sich aber, warum Bettel den iranischen Außenminister Mohammed Dschawad Sarif getroffen habe, obwohl dieser Hinrichtungen von Homosexuellen im Iran verteidigt habe.
Der luxemburgische Regierungschef, der seit 2015 mit seinem Lebensgefährten Gauthier Destenay verheiratet ist, hat die Verfolgung von Homosexuellen in der arabischen Welt mehrfach angeprangert. Im Februar beim Gipfel der EU mit der Arabischen Liga in Ägypten erklärte er, dass ihm aufgrund seiner sexuellen Orientierung in vielen Ländern der Liga die Todesstrafe drohe. Bettels Äußerungen riefen damals "eisiges Schweigen" im Raum hervor, wie ein Korrespondent des deutschen Fernsehsenders ZDF berichtete. Bettel meinte später, nichts zu sagen, wäre für ihn keine Option gewesen.
Nicht die einzige kontroverse Aussage
Konversions- oder auch Reparativtherapien haben zum Ziel, Homosexuelle mittels zweifelhafter Methoden "umzupolen". Nicht selten stellen die Umerziehungsversuche eine Gesundheitsgefahr für die Betroffenen dar. In Deutschland könnten solche Umpolungstherapien für schwule und bisexuelle Menschen daher bald verboten werden.
Peretz hatte sich bereits wegen anderer kontroverser Äußerungen über die Annektierung des Westjordanlands und eines Holocaust-Vergleichs Kritik eingehandelt. So sprach sich der rechtsgerichtete Politiker jüngst gegen Assimilierung aus. Die hohe Rate an Mischehen insbesondere von US-Juden sei "wie ein zweiter Holocaust", sagte Peretz in einer Kabinettssitzung. Seit dem Holocaust seien so sechs Millionen Juden "verloren gegangen".
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