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„Wir haben gesprochen, Ihr habt uns gehört"
International 3 Min. 21.12.2022
Artenschutzabkommen

„Wir haben gesprochen, Ihr habt uns gehört"

Uyunkar Domingo Peas Nampichkai, Vertreter der Nation der Achuar aus dem Amazonasgebiet Ecuadors, unterstreicht die Bedeutung indigener Gemeinden beim Natur- und Artenschutz.
Artenschutzabkommen

„Wir haben gesprochen, Ihr habt uns gehört"

Uyunkar Domingo Peas Nampichkai, Vertreter der Nation der Achuar aus dem Amazonasgebiet Ecuadors, unterstreicht die Bedeutung indigener Gemeinden beim Natur- und Artenschutz.
Foto: AFP
International 3 Min. 21.12.2022
Artenschutzabkommen

„Wir haben gesprochen, Ihr habt uns gehört"

Die indigenen Völker feiern die Montrealer Vereinbarung zum Artenschutz als Erfolg, da es die Rechte der Ureinwohner und der lokalen Gemeinden anerkennt.

Von Gerd Braune (Ottawa)

Mit dem Ziel, ihre Rechte im neuen Weltnaturabkommen zu verankern, waren die indigenen Völker nach Montreal gekommen. Sie bestanden auf ihrer Beteiligung an allen Bemühungen, die Artenvielfalt zu sichern und die Natur zu schützen. Und ihre Forderungen wurden beim UN-Weltnaturgipfel in Montreal gehört. Nun wollen sie sicherstellen, dass sie tatsächlich mitentscheiden können und respektiert werden.

„Wir haben gesprochen und Ihr habt uns gehört. Lasst uns nun diese Worte in Handlungen umsetzen“, erklärte das Internationale Indigene Forum zur Biodiversität (IIFB) nach der Verabschiedung des neuen Globalen Rahmenwerks über Biodiversität. Die Ureinwohnervölker leben in besonders artenreichen Regionen der Welt. Nun spricht das Weltnaturabkommen von Montreal an mehreren Stellen von den Rechten und der Beteiligung indigener Völker, von ihrem Land, ihren Territorien und Ressourcen. „Es ist historisch. Es ist ein Augenblick zum Feiern“, sagte Jennifer Corpuz vom Volk der Kankana-ey Igorot auf den Philippinen.

Wir sind nicht allzu viele, aber wir indigene Völker schützen 80 Prozent der weltweiten Biodiversität.

Uyunkar Domingo Peas Nampichkai, Vertreter der Nation der Achuar

„Der Amazonas ist das Herz unseres Planeten“, sagt Uyunkar Domingo Peas Nampichkai, Vertreter der Nation der Achuar aus dem Amazonasgebiet Ecuadors, im Gespräch mit dem „Luxemburger Wort“ in Montreal. „Diese Konferenz ist so wichtig. Sie ermöglicht es den indigenen Völkern der ganzen Welt, dass ihre Stimme gehört wird“, betont er. „Wir sind nicht allzu viele, aber wir indigene Völker schützen 80 Prozent der weltweiten Biodiversität.“ Domingo Peas hatte klare Erwartungen an das Abkommen, das Global Biodiversity Framework, an dem nahezu 200 Vertragsstaaten zwei Wochen in Montreal arbeiteten. „Wir wollen, dass dieses Abkommen, das hier aus Montreal kommt, in jedem Artikel die Rechte der indigenen Völker und der Natur enthält.“

Ein „Leben im Gleichgewicht mit Mutter Erde“

Er verweist auf die UN-Deklaration über die Rechte indigener Völker, die ihnen unter anderem Rechte bei der Nutzung ihrer angestammten Territorien gibt, indem sie einen freiwilligen, vorzeitigen und auf Informationen beruhenden Konsens der indigenen Bevölkerung bei wirtschaftlicher Nutzung und Erschließung ihrer Lebensräume durch außenstehende Unternehmen verlangt. Oft werden diese Rechte missachtet.


Canadian Minister of the Environment and climate change Steven Guilbeault and other delegates listens to COP President Chinese Minister of Ecology and Environment Huang Runqiu (unseen) at a plenary meeting during the United Nations Biodiversity Conference (COP15) in Montreal, Quebec, on December 19, 2022. (Photo by Lars Hagberg / AFP)
Warum der Weltnaturgipfel als „historischer Moment“ gefeiert wird
Die Artenschutzkonferenz in Montreal geht doch noch mit einer Abschlusserklärung zu Ende. Die stellt aber längst nicht alle zufrieden.

Jennifer Corpuz von den Philippinen machte deutlich: „Indigene und traditionelle Territorien sind die am längsten existierenden, nachgewiesenen Pfade zu einem Leben im Gleichgewicht mit Mutter Erde.“ Die artenreichsten Gebiete der Erde sind oft die Regionen, die traditionell die Siedlungsgebiete und Lebensräume indigener Völker sind. In mehreren Ländern sind diese Menschen von der Abholzung der Wälder, vom Raubbau an den Naturressourcen und von Vertreibung bedroht. 

Die Verschmutzung der Ozeane und die Veränderungen des Wassers beschleunigen die Zerstörung von Korallenriffen und anderer mariner Ökosysteme und rauben Gemeinden, die von den Ozeanen abhängen, ihre Lebensgrundlagen. Auf indigenen Territorien wird Öl gefördert und Holz geschlagen. Vehement und eloquent forderten sie in Montreal, dass bei der Festlegung geschützter Gebiete respektiert werden. Mit Erfolg.  

Teilhabe der indigenen Gemeinden  

Das Montrealer Abkommen legt fest, dass bis 2030 jeweils 30 Prozent der Land- und der Meeresfläche unter Schutz gestellt werden sollen. Nun heißt es in dem Abkommen, dass dabei die Rechte der indigenen Völker und der örtlichen Gemeinden anerkannt und respektiert werden sollen. Die Kenntnisse indigener Völker über die Heilwirkung von Pflanzen bei der Entwicklung von Medikamenten werden weltweit genutzt, aber der wirtschaftliche Nutzen dieser Kenntnisse und der genetischen Grundlagen für diese Wirkstoffe, die in ihren traditionellen Gebieten erforscht und gewonnen werden, kommt ihnen oft nicht zugute. 

Hier schreibt das neue Abkommen eine Teilhabe der indigenen Gemeinden an finanziellen und nicht-finanziellen Gewinnen vor. Sie wollen zudem Vorkehrungen treffen, dass sie ihre traditionelle Lebensweise weiter pflegen können und dass sie nicht aufgrund einer kolonialen Naturschutzpolitik unter dem Vorwand von Naturschutz aus ihren Gebieten vertrieben werden. Die Ureinwohnervölker fordern Schutz vor Vertreibung aus ihren Territorien und vor Kriminalisierung im Namen von Naturschutz, indem ihre Rechte zum Jagen und Fischen beschnitten werden. Auch diese wurde im Abkommen verankert.


Als die Menschheit beschloss, sich selbst zu retten
Die Beschlüsse des Weltnaturgipfels zum Erhalt der Biodiversität sind richtungsweisend, aber ihr Erfolg hängt letztlich von der langfristigen Finanzierung ab.

Einen Fürsprecher hatten die indigenen Völker in UN-Generalsekretär António Guterres. Er machte bereits zu Beginn der Montrealer Konferenz deutlich, wie viel für die indigenen Völker auf dem Spiel steht. Das neue Abkommen müsse Vorschriften enthalten, „die die Rechte indigener Völker und örtlicher Gemeinden anerkennen und schützen, die immer die wirkungsvollsten Bewahrer von Biodiversität waren“. Dies ist gelungen. Nun muss die Praxis zeigen, wie weit diese Rechte auch anerkannt werden.

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