Wählen Sie Ihre Nachrichten​

WHO ruft Gesundheitsnotstand aus
International 2 Min. 01.02.2016 Aus unserem online-Archiv
Zika-Virus

WHO ruft Gesundheitsnotstand aus

In Honduras versucht man den Moskito mit Gift zu bekämpfen.
Zika-Virus

WHO ruft Gesundheitsnotstand aus

In Honduras versucht man den Moskito mit Gift zu bekämpfen.
Foto: AFP
International 2 Min. 01.02.2016 Aus unserem online-Archiv
Zika-Virus

WHO ruft Gesundheitsnotstand aus

Die WHO will sich nicht - wie bei Ebola - lange Untätigkeit vorwerfen lassen. Die UN-Organisation schlägt Alarm wegen des Zika-Virus, auch wenn noch wissenschaftliche Beweise fehlen.

(dpa) - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen des Zika-Virus und seiner möglichen Verbindung zu Schädelfehlbildungen den globalen Gesundheitsnotstand erklärt. Zu diesem Schritt habe eine 18-köpfige Expertenrunde geraten, teilte die WHO am Montagabend in Genf mit. Es gebe eine starke räumliche und zeitliche Verbindung zwischen dem Virus und dem Auftreten von solchen Fehlbildungen (Mikrozephalie), sagte die WHO-Direktorin Margaret Chan. Es fehle aber noch der wissenschaftliche Beweis.

„Wenn wir bis zum wissenschaftlichen Beweis warten, werden die Menschen uns Untätigkeit vorwerfen“, sagte Chan. Die Ausrufung des Notfalls erleichtere das Bemühen, die Verbreitung des Virus zu bekämpfen. „Wir brauchen eine koordinierte internationale Antwort, um der Sache auf den Grund zu kommen“, sagte Chan.

In 25 Ländern

Es gebe seit 2015 in Brasilien inzwischen 270 bestätigte Fälle, in denen Schwangere mit einem fehlgebildeten Kind zuvor an Zika erkrankt waren. Das Virus trete inzwischen in 25 Ländern auf.

„Zika hat sich ausgebreitet und die Frage ist, wird es sich weiter ausbreiten“, sagte ein WHO-Experte zur Begründung des Notfalls. Das in seinem Verlauf eigentlich harmlose Virus allein hätte nicht diesen Alarm ausgelöst, aber die Häufung der Fälle, sagte der Vorsitzende des Notfall-Komitees, David L. Heymann.

Zugleich betonte die WHO, dass es im Moment keinen Grund für allgemeine Reisewarnungen oder Beschränkungen im Handel gebe. Allerdings sollten Schwangere betroffene Länder meiden.

Zuletzt wegen Ebola

WHO-Chefin Margaret Chan will nicht, dass man der WHO Untätigkeit vorwerfen kann.
WHO-Chefin Margaret Chan will nicht, dass man der WHO Untätigkeit vorwerfen kann.
Foto: REUTERS


Zuletzt hatte die WHO im August 2014 wegen Ebola in Westafrika einen globalen Notstand erklärt. Davor hatte die WHO Kinderlähmung/Polio im selben Jahr als globalen Gesundheitsnotstand bezeichnet, 2009 die Verbreitung der Schweinegrippe.

Bei dieser Notfallregelung können Staaten außerhalb der Seuchengebiete aufgefordert werden, Maßnahmen einzuleiten, die eine Ausbreitung des Erregers oder seines Überträgers verhindern sollen.

So solle nun intensiver gegen die Moskitos vorgegangen werden, die das Virus übertragen. Es müsse auch die internationale Überwachung von Schädelfehlbildungen standardisiert werden, hieß es. Die WHO will am Dienstag weitere Empfehlungen veröffentlichen.

Das Virus wird von der Moskitoart Aedes aegypti übertragen. Zum Verdacht, dass Zika für Schädelfehlbildungen verantwortlich ist, sagte die Infektionsepidemiologin Christina Frank vom Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin: „Was man noch gar nicht abschätzen kann, ist, ob noch Co-Faktoren vorhanden sein müssen.“ Das könnten etwa Antikörper gegen andere Viren sein, die zusammen mit dem Zika-Virus eine Mikrozephalie auslösen. Möglich sei auch, dass nicht Zika, sondern ein ganz anderer Faktor der Verursacher sei. „Das könnte zum Beispiel ein Medikament sein“, sagte die Expertin.

Abtreibungswelle erwartet

Allein in Brasilien gibt es schon etwa 4180 Mikrozephalie-Verdachtsfälle. In dem Land gibt es jetzt verstärkt Abtreibungen, wie die Zeitung „Folha de São Paulo“ berichtete. Sie zitierte mehrere Ärzte, bei denen Frauen um eine anonyme Abtreibung gebeten haben sollen. Einige Frauen würden erst gar nicht die Prognose abwarten, ob ihre Babys mit Mikrozephalie auf die Welt kommen würden, hieß es in dem Bericht.

Das Virus hat auch Auswirkungen auf den indischen Autobauer Tata Motors. Tata erwägt, sein neues Kleinwagenmodell „Zica“ umzubenennen. Es sollte diese Woche auf einer indischen Automesse präsentiert werden. „Wir haben den Namen ausgewählt, als es das Problem noch nicht gab, und ihn schon im Dezember den Medien vorgestellt“, sagte eine Firmensprecherin. „Aber jetzt überdenken wir die Sache und werden entscheiden, ob wir den Namen ändern oder nicht.“


Lesen Sie mehr zu diesem Thema

Erbgut-Untersuchungen haben nun erwiesen: Nicht erst durch die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 wurde das Zika-Virus in Brasilien eingeschleppt. Es kam bereits früher dort an. Eine mögliche Quelle: infizierte Reisende.
A colony of adult Culiseta inornata mosquitoes which will be assessed for Zika virus vector competence, the ability to receive a disease agent microorganism from a host and transmit the infectious agent to another host, is shown at the National Microbiology Laboratory of Canada in Winnipeg, Manitoba on February 16, 2016 in this photo released on February 18, 2016.  REUTERS/Health Canada/Handout via Reuters   FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. IT IS DISTRIBUTED, EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS
US-Behörden alarmiert
Dass es möglich ist, wussten die Gesundheitsbehörden schon. Nun ist der Fall eingetreten: In Texas wurde erstmals eine Zika-Infektion durch ungeschützten Sex gemeldet.
Ein Mitarbeiter des brasilianischen Gesundheitsministeriums räuchert eine Straße aus, um die gefährlichen Mücken zu beseitigen.
Erster Fall in Europa
Erstmals ist das Zika-Virus bei einem Patienten in Dänemark entdeckt worden. Der Mann hatte sich bei einer Reise nach Süd- und Lateinamerika mit dem durch Mücken übertragenen Erreger angesteckt und danach über Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen geklagt
 Das Virus wird durch Moskitos übertragen.
Reisen in der Schwangerschaft
Schwangere sollten die Verbreitungsgebiete des Zika-Virus in Lateinamerika und vor allem in Brasilien meiden. Durch eine Infektion kommt es bei Neugeborenen häufig zu einer Fehlbildung.
Treten auf einer Reise in Südamerika anhaltend Fieber und Kopfschmerzen auf, ist der Reisende womöglich an Dengue- oder Chikungunya-Fieber erkrankt. In Brasilien kommt nun noch ein weiterer Erreger hinzu, der ähnliche Symptome auslöst: das Zika-Virus.