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Warum der Weltnaturgipfel als „historischer Moment“ gefeiert wird
International 2 Min. 19.12.2022
Artenschutz

Warum der Weltnaturgipfel als „historischer Moment“ gefeiert wird

Zwei Wochen lang rangen die Delegierten des Weltnaturgipfels von Montreal um ein Ergebnis.
Artenschutz

Warum der Weltnaturgipfel als „historischer Moment“ gefeiert wird

Zwei Wochen lang rangen die Delegierten des Weltnaturgipfels von Montreal um ein Ergebnis.
Foto: AFP
International 2 Min. 19.12.2022
Artenschutz

Warum der Weltnaturgipfel als „historischer Moment“ gefeiert wird

Die Artenschutzkonferenz in Montreal geht doch noch mit einer Abschlusserklärung zu Ende. Die stellt aber längst nicht alle zufrieden.

(dpa) – Die Staatengemeinschaft will bis 2030 mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz stellen. Auf dieses Ziel einigten sich am Montag nach rund zweiwöchigen Verhandlungen die rund 200 Teilnehmerstaaten des Weltnaturgipfels nach einem Verhandlungsendspurt im kanadischen Montreal. Außerdem setzten sie sich darin unter anderem das Ziel, mehr Geld für den Schutz der Artenvielfalt ausgeben zu wollen. Dafür sollen unter anderem reichere Länder ärmeren Ländern bis 2025 rund 20 Milliarden Dollar jährlich zukommen lassen.


A person walks near the COP27 climate conference at the deserted hall at the Sharm el-Sheikh International Convention Centre, in Egypt's Red Sea resort city of the same name near the end of the climate conference on November 19, 2022. (Photo by AHMAD GHARABLI / AFP)
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Es bedürfe keiner weiteren COP: „Wir benötigen vielmehr eine Allianz der Willigen, welche wirklich den ernsthaften Klimaschutz betreiben wollen“, fordert der Autor.

Nach der Verabschiedung des rechtlich nicht bindenden Dokuments brach bei der Plenarsitzung, die eigentlich bereits für Sonntagabend angesetzt war und dann wegen anhaltender Verhandlungen zeitlich immer weiter in die Nacht hinein verschoben worden war, Klatschen und lauter Jubel aus. Organisatoren, Wissenschaftler und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen hatten bis zuletzt gehofft, dass bei dem Treffen noch ein richtungsweisendes globales Abkommen für den Artenschutz verabschiedet werden kann.

In die Natur zu investieren bedeutet auch, den Klimawandel zu bekämpfen.  

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen

Die chinesische Gipfelpräsidentschaft sprach von einem „historischen Moment“. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach ebenfalls von einem „historischen Ergebnis“: „Die Weltgemeinschaft verfügt nun über einen Fahrplan zum Schutz und zur Wiederherstellung der Natur und zu ihrer nachhaltigen Nutzung - für heutige und künftige Generationen“, sagte die deutsche Politikerin. Sie betonte: „In die Natur zu investieren bedeutet auch, den Klimawandel zu bekämpfen.“

Skepsis bei Organisationen

Es sei sehr positiv, dass es messbare Ziele ebenso wie Mechanismen gebe, um ihre Umsetzung zu finanzieren. „Jetzt ist es an der Zeit, dass alle Länder ihre Naturziele für 2030 und 2050 erreichen.“ Bei Vertretern von Nichtregierungsorganisationen stieß das Abkommen dagegen auf geteilte Reaktionen. „Es ist als Erfolg zu bezeichnen, dass nach zähen Verhandlungen der Vertragsstaaten überhaupt eine Vereinbarung zustande gekommen ist“, kommentierte Jannes Stoppel von Greenpeace.


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Es handele sich um ein „lückenhaftes, aber letztlich überraschend gutes Rahmenwerk“, sagte Florian Titze vom Umweltverband WWF Deutschland. In Anlehnung an die im Vorfeld der Konferenz vielfach geäußerte Hoffnung auf einen „Paris-Moment“ - darauf, dass bei der Konferenz ein ähnliches Abkommen für den Artenschutz wie das Paris-Abkommen für den Klimaschutz herauskommen könnte - sprach Titze von einem - etwas abgeschwächten - „Montreal-Moment“.

In dem verabschiedeten Dokument wurde unter anderem auch die Rolle indigener Völker und lokaler Gemeinden in weltweiten Naturschutzbemühungen betont, was viele Beobachter als Erfolg werteten. Zudem setzt das Papier das Ziel, die Gefährdung von Mensch und Umwelt durch Pestizide bis 2030 zu halbieren und umweltschädliche Subventionen abzubauen.

Ziele in weiter Zukunft

Beobachter kritisierten jedoch, dass viele Ziele zu weit in die Zukunft gesetzt und zu wenig qualitativ greifbar gemacht worden seien. Vertreter einiger vor allem ärmerer Länder kritisierten, dass zu wenig finanzielle Hilfen der reicheren Länder eingeplant worden seien. Diese Einwände seien nicht ausreichend ernst genommen worden, und die Verabschiedung sei am Ende auch gegen Widerstände durchgepeitscht worden, bemängelte beispielsweise der Vertreter der Demokratischen Republik Kongo.


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