Wahldesaster: Tories verlieren absolute Mehrheit
Wahldesaster: Tories verlieren absolute Mehrheit
(dpa) - Die konservative Partei von Premierministerin Theresa May hat die absolute Mehrheit im britischen Parlament verloren. Die Tories hatten am Freitagmorgen rechnerisch keine Chance mehr, über die Hälfte der 650 Wahlkreise zu gewinnen. Großbritannien steht damit kurz vor Beginn der Verhandlungen über den EU-Austritt eine komplizierte Regierungsbildung bevor. Wenn keine Minderheitsregierung oder Koalition möglich ist, könnte es eine neue Wahl geben.
Für den Freitagmorgen um 11 Uhr (Luxemburger Zeit) ist ein Statement von Theresa May angekündigt. Ersten Medienberichten zufolge sei sie nicht gewillt, bei dieser Gelegenheit ihren Rücktritt zu verkünden. "Sie wird bleiben und ihre Meinung nicht ändern", zitierte die BBC-Journalistin Laura Kuenssberg am Freitag ein hochrangiges Regierungsmitglied.
May hatte die vorgezogene Wahl im April mit dem Ziel ausgerufen, die Regierungsmehrheit ihrer Partei im Unterhaus zu vergrößern und sich mehr Rückhalt für die Verhandlungen über den EU-Austritt zu schaffen.
Eine erste Prognose nach Schließung der Wahllokale am Donnerstagabend, hatte die Tories bereits als stärkste Kraft, aber ohne Regierungsmehrheit gesehen. Hochrechnungen im Lauf der Nacht korrigierten die Zahl der Sitze zwar etwas nach oben, die Marke von 326 Sitzen knackten die Konservativen aber zuletzt der BBC zufolge nicht.
Die Liberaldemokraten, die von 2010 bis 2015 mit dem konservativen Premier David Cameron regiert hatten, schlossen eine Koalition und einen „Deal“ aus. Auch grundsätzlich unterschiedliche Haltungen der Parteien zum Brexit machen eine Zusammenarbeit schwer.
Wahlkampffehler und Sicherheitsdebatte
Als May die Neuwahl ausgerufen hatte, galt noch ein überragender Sieg mit einem Zugewinn von 100 Sitzen für die Tories als wahrscheinlich. Mehrere Fehler im Wahlkampf und die Sicherheitsdebatte nach den Terroranschlägen in London und Manchester hatten die Premierministerin aber in Bedrängnis gebracht. In ihrer Amtszeit als Innenministerin waren Stellen bei der Polizei gekürzt worden.
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