Verdacht auf erste Ebola-Ansteckung innerhalb Europas
Verdacht auf erste Ebola-Ansteckung innerhalb Europas
(dpa) - Erstmals könnte sich während der aktuellen Epidemie ein Mensch innerhalb Europas mit Ebola infiziert haben. Eine Krankenschwester in einem Madrider Krankenhaus habe sich möglicherweise bei einem Ebola-Patienten angesteckt, hieß es am Montag aus Kreisen des spanischen Gesundheitsministeriums. Eine erste Probe habe einen positiven Befund ergeben. Ein zweiter Test sollte die Infektion noch am Abend endgültig klären. Die spanischen Gesundheitsbehörden beriefen einen Krisenstab ein.
Die Krankenschwester hatte den spanischen Geistlichen Manuel García Viejo gepflegt, der sich in Sierra Leona mit Ebola infiziert hatte und mit einem Flugzeug der spanischen Luftwaffe ausgeflogen worden war. Der 69-Jährige starb am 25. September in Madrid. Zuvor war bereits ein anderer spanischer Missionar in Madrid an Ebola gestorben, der sich in Liberia infiziert hatte und der ebenfalls ausgeflogen worden war. Die Epidemie in Westafrika hatte Ende vergangenen Jahres begonnen, inzwischen sind weit über 3000 Tote erfasst.
Die Organisation Ärzte ohne Grenzen teilte am Montag mit, dass sich eine norwegische Mitarbeiterin in Sierra Leone mit dem Ebola-Virus angesteckt hat. Die Frau sollte zur Behandlung in das Osloer Universitätsklinikum geflogen werden. Der Ebola-Patient in den USA schwebte weiter in Lebensgefahr, wie das behandelnde Krankenhaus in Dallas (Texas) mitteilte. Er könne nicht mit experimentellen Medikamenten wie „ZMapp“ behandelt werden, weil die geringen Vorräte aufgebraucht seien, erklärte die US-Gesundheitsbehörde CDC.
Als nunmehr fünfter Amerikaner, der sich in Westafrika mit Ebola infizierte und in die Heimat gebracht wurde, traf am Montag ein Kameramann des Senders NBC in Omaha (US-Staat Nebraska) ein. Der 33-Jährige wird in der Isolierstation des Nebraska Medical Center behandelt. Der Freiberufler war NBC zufolge erst am vergangenen Dienstag für Dreharbeiten in der liberischen Hauptstadt Monrovia engagiert worden und hatte sich dann mit Ebola angesteckt.
Im Nebraska Medical Center in Omaha war in den vergangenen Wochen bereits ein Arzt und Missionar behandelt worden, der sich in Liberia mit Ebola angesteckt hatte. Die Krankheit sei bei ihm inzwischen nicht mehr nachweisbar, teilte das Krankenhaus am Montag mit. Vier weitere Ebola-Patienten waren seit Ausbruch der jüngsten Epidemie zudem in einer Spezialklinik in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia behandelt worden. Zwei von ihnen haben die Krankheit überstanden, über den Zustand der zwei anderen gab es zunächst keine Informationen.
Eine schlimme Nachricht kam aus Afrika: In Uganda ist das eng mit Ebola verwandte Marburg-Fieber ausgebrochen. Ein Klinikmitarbeiter in dem ostafrikanischen Land erlag dem Virus, mehrere weitere haben sich möglicherweise infiziert. Insgesamt stünden 80 Menschen in Quarantäne unter Beobachtung, sagte die Direktorin des staatlichen Gesundheitsdienstes, Jane Aceng, am Montag der Nachrichtenagentur dpa in Kampala. Präsident Yoweri Museveni rief die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren. Notfallteams wurden zusammengestellt.
Infektionen verlaufen oft tödlich
Bisherige Ausbrüche in Uganda konnten relativ rasch eingedämmt werden. Bei dem Marburg-Opfer handelte es sich um ein 30-jährigen Röntgenassistenten eines christlichen Missionskrankenhauses in der Hauptstadt Kampala. Er sei bereits am 28. September gestorben, so die Behörden. Infektionen mit dem Virus sind zwar selten, verlaufen aber nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sehr oft tödlich. Das Virus verursacht Blutungen aus Körperöffnungen und in den inneren Organen.
In den drei am härtesten von Ebola betroffenen Ländern Liberia, Guinea und Sierra Leone fallen trotz verbesserter Hilfsmaßnahmen immer noch täglich Menschen Ebola zum Opfer. Allein in Sierra Leone stieg die Zahl der Toten nach Angaben des Gesundheitsministeriums bis zum 5. Oktober auf 678 - das sind 103 Todesfälle mehr, als das Land bis zum 1. Oktober der WHO gemeldet hatte. Insgesamt sind bei der WHO inzwischen mehr als 3400 Tote in den drei Ländern erfasst, mit über 2000 die weitaus meisten davon für Liberia.
In Berlin rief Liberias Botschafterin Ethel Davis die Deutschen zu mehr Spenden für den Kampf gegen die Ebola-Epidemie auf. Die Lage in ihrem Land sei katastrophal. Vertreter mehrerer Hilfsorganisationen beklagten die aus ihrer Sicht geringe Spendenbereitschaft. Verglichen mit anderen Katastrophen wie etwa dem Taifun „Haiyan“ auf den Philippinen seien die Spendensummen sehr gering, sagte Bernd Pastors, Vorstandssprecher der Organisation Action Medeor. Um Hilfsgüter wie Schutzanzüge und Medikamente nach Westafrika bringen zu können, sei dringend mehr Geld nötig.
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