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USA fürchten weitere Invasion, Russland droht
International 3 Min. 22.02.2022 Aus unserem online-Archiv
UN-Sicherheitsrat

USA fürchten weitere Invasion, Russland droht

Ein erhitztes Meeting im UN-Sicherheitsrat – doch die Vetomacht Russland verhinderte ein Ergebnis.
UN-Sicherheitsrat

USA fürchten weitere Invasion, Russland droht

Ein erhitztes Meeting im UN-Sicherheitsrat – doch die Vetomacht Russland verhinderte ein Ergebnis.
Foto: AFP
International 3 Min. 22.02.2022 Aus unserem online-Archiv
UN-Sicherheitsrat

USA fürchten weitere Invasion, Russland droht

Wenn Russland vor den Vereinten Nationen auf einen Fürsprecher in der Ukraine-Krise gehofft hatte, wurde es enttäuscht. Vor dem Sicherheitsrat wählen viele Staaten starke Worte – doch sie befürchten weitere Taten.

(dpa) - Nach der beispiellosen Eskalation im Ukraine-Konflikt haben eine Reihe von Ländern vor dem UN-Sicherheitsrat mit Konsequenzen gegen Russland gedroht. Keines der Mitglieder des mächtigsten UN-Gremiums verteidigte derweil Moskaus Entsendungsbefehl von Truppen in das Nachbarland bei einer hitzigen Dringlichkeitssitzung in New York am Montagabend (Ortszeit). Die USA sehen die Handlungen als ersten Schritt zu einem vollständigen Einmarsch. Russland gab unterdessen der Ukraine die Schuld und drohte mit „äußerst gefährlichen Folgen“. Moskaus Partner China hielt sich auffallend zurück.

„Das Minsker Abkommen in Stücke gerissen“

Die US-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield verurteilte die Anerkennung der selbst ernannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk in der Ostukraine durch Russland sowie die Entsendung von Truppen in die Regionen. „Darüber hinaus ist dieser Schritt von Präsident Putin eindeutig die Grundlage für den Versuch Russlands, einen Vorwand für eine weitere Invasion der Ukraine zu schaffen“, sagte sie. Putin habe das Minsker Abkommen „in Stücke gerissen“. Die Botschafterin kündigte schwere Konsequenzen für Moskau an.


Maria Nikolyk, 83, stands on a street of the recently liberated village of Vysokopillya, Kherson region, on September 27, 2022, amid the Russian invasion of Ukraine. (Photo by Genya SAVILOV / AFP)
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Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja tat diese und andere Wortmeldungen - unter anderem von Verbündeten wie Irland, Norwegen oder Albanien - als „emotionale Stellungnahmen“ ab. In seiner Rede nahm er die Ukraine ins Visier. Diese habe „militärische Pläne“ und beschieße und provoziere Luhansk und Donezk. Nach Anerkennung der „Volksrepubliken“ durch Moskau könne dies „äußerst gefährliche Folgen haben“. Kiew habe das Minsker Abkommen nicht erfüllen wollen. Um einen Krieg zu vermeiden, müsse die Ukraine nun zu einem Ende seiner Provokationen gezwungen werden. „Wir beabsichtigen nicht, ein neues Blutbad im Donbass zuzulassen“, sagte Nebensja.

China hält sich zurück

Die Maßnahmen für einen Einmarsch in die Ukraine, vor dem westliche Länder wochenlang gewarnt hatten, waren von UN-Generalsekretär António Guterres als Bruch der Charta der Vereinten Nationen bezeichnet worden - ein seltener Vorwurf gegen eine Vetomacht. Russlands engster Partner im Sicherheitsrat kam derweil nicht zu Hilfe: Nur 1:16 Minuten dauerte das Statement von Pekings Gesandtem Zhang Jun, in dem er sagte, dass alle internationalen Streitigkeiten „mit friedlichen Mitteln im Einklang mit den Zielen und Grundsätzen der UN-Charta“ gelöst werden müssten.


Russian President Vladimir Putin speaks during his address to the nation at the Kremlin in Moscow on February 21, 2022. - President Vladimir Putin said on February 21, 2022, he would make a decision "today" on recognising the independence of east Ukraine's rebel republics, after Russia's top officials made impassioned speeches in favour of the move. (Photo by Alexey NIKOLSKY / Sputnik / AFP)
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Unter dem Eindruck der amerikanischen Aussage, dass ein Angriff auf die Ukraine ein Angriff auf die territoriale Integrität aller Staaten ist, entschieden sich auch eine Reihe von weiteren Ländern - darunter Kenia, Gabun, Ghana und mit Abstrichen auch Brasilien - zu Kritik an Russland. Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate nahmen neutralere Rollen ein. Der ukrainische UN-Botschafter Serhij Kyslyzja gab sich kämpferisch: „Wir werden standfest sein. Wir befinden uns auf unserem Grund und Boden. Wir haben vor nichts und niemandem Angst. Wir schulden niemandem etwas und wir geben niemandem etwas“.

Wegen der Vetomacht Russland blieb der Sicherheitsrat am Montag wieder nur eine Bühne, auf der keine gemeinsamen Lösungen gefunden wurden. Einige Länder verwiesen darauf, dass der Konflikt weitergehe und ein nächster Schritt Putins viele Opfer zur Folge haben könnte: „Eine Invasion in der Ukraine entfesselt die Kräfte des Krieges, des Todes und der Zerstörung gegen die Menschen in der Ukraine. Die humanitären Auswirkungen werden für Zivilisten, die vor den Kämpfen fliehen, schrecklich sein“, sagte die britische UN-Botschafterin Barbara Woodward. „Wir fordern Russland auf, einen Schritt zurückzutreten.“


(FILES) This file photo taken on July 8, 2004 shows then Russian President Vladimir Putin (R) and then German Chancellor Gerhard Schroeder sharing a smile while they take part in the Russian-German economic forum in Moscow. - Former German chancellor Gerhard Schroeder's close friendship with President Vladimir Putin and lucrative business dealings with Russia have for years been reluctantly tolerated at home. But as war clouds gather over Ukraine and allies question Germany's resolve, Schroeder is increasingly seen as potential liability to new chancellor and fellow Social Democrat Olaf Scholz, fuelling calls for a clean break with the pro-Kremlin lobbyist. (Photo by MAXIM MARMUR / AFP)
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US-Botschafterin Thomas-Greenfield warf dem russischen Präsidenten zudem vor, er träume von einem russischen Großreich. „Putin möchte, dass die Welt in der Zeit zurückreist, in die Zeit vor den Vereinten Nationen, in eine Zeit, als Imperien die Welt beherrschten – aber der Rest der Welt hat sich vorwärts bewegt. Es ist nicht 1919, sondern 2022.“


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