Urlaubsidylle trifft auf Flüchtlingsdrama
Urlaubsidylle trifft auf Flüchtlingsdrama
(dpa) - Bei seinem Aufenthalt auf der griechischen Insel Kos war es für ein Ehepaar aus Luxemburg kurzzeitig vorbei mit der unbeschwerten Urlaubszeit: Sie sahen vor einigen Tagen, wie am Hotelstrand ein Schlauchboot mit Flüchtlingen ankam.
Dies war kein Einzelfall. Die Lage auf der Ferieninsel spitzt sich dramatisch zu. Hunderte Migranten kommen täglich von der wenige Seemeilen entfernten türkischen Küste auf die Insel. Hilfsorganisationen, der Staat und die Bevölkerung sind restlos überfordert.
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Der Bürgermeister von Kos schrieb einen Brief an die Regierung in Athen, auf der Insel seien mehr als 7000 Migranten angekommen. Man könne mit dem Problem nicht mehr fertig werden. „Ich warne davor, die Gefahr eines Blutvergießens ist real“, erklärte Kyritsis. Der Brief wurde am Dienstag in der griechischen Presse veröffentlicht.
Migranten fordern Papiere, um weiterreisen zu können
Wie Reporter vor Ort berichteten, blockierten Migranten am Dienstagmorgen die Küstenpromenade des Hauptortes der Insel. Sie forderten lautstark Papiere, um die Insel verlassen und weiter nach Mitteleuropa reisen zu können. Im kleinen Stadion der Insel kam es nach Augenzeugenberichten zu Schlägereien zwischen Migranten. Zudem seien auch Polizisten angegriffen worden, die Schlagstöcke einsetzten, um sich zu wehren, hieß es.
Die deutsche Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) erklärte am Dienstag nach Gesprächen mit örtlichen Verantwortlichen, Helfern und Flüchtlingen auf Kos, dass die Lebensbedingungen miserabel seien. „Es fehlt an allem“, sagte sie. „Das ist eine Verweigerung von Erster Hilfe für die Flüchtlinge.“ Die Menschen bräuchten dringend Essen, Kleidung, Unterkünfte und eine medizinische Versorgung.
Flüchtlinge "unmenschlich" untergebracht
Es gebe die fast kafkaeske Situation, dass verschiedene Stellen zuständig seien, aber der eine die Verantwortung zum anderen schiebe. Und die Hilfsorganisationen und ehrenamtlichen Helfer seien allmählich am Ende ihrer Kräfte.
Flüchtlinge, die auf der Straße und in Parks campierten, würden von dort verscheucht und in ein kleines Stadion auf der Insel geschickt, berichtete Roth. Dort sei es barbarisch heiß. Es gebe nur zwei Toiletten für Hunderte Flüchtlinge. „Das ist unmenschlich“, sagte sie. „Ich habe so etwas noch nie gesehen.“ Die Lage sei wirklich dramatisch. „So kann es nicht weitergehen.“
- Luxemburgisches Paar berichtet: Plötzlich waren Flüchtlinge am Strand
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