UN-Klimagipfel verlängert - Arme Staaten fordern mehr Ehrgeiz
UN-Klimagipfel verlängert - Arme Staaten fordern mehr Ehrgeiz
(dpa) - Streit über schärfere Maßnahmen gegen die Erderwärmung und weitere Konflikte haben eine Verlängerung der Weltklimakonferenz in Polen erzwungen. Die Verhandlungen der fast 200 Staaten in Kattowitz (Katowice) zogen sich durch die Nacht zum Samstag und sollten am frühen Abend enden. Nun kam die Meldung, dass es zu weiteren Verzögerungen kommt. Die abschließenden Plenarberatungen solle zunächst erst am Samstag um 18 Uhr beginnen, doch auch gegen 20 Uhr lief sie noch nicht.
Umstritten war zuletzt, ob der seit knapp zwei Wochen tagende Gipfel die Staaten ausdrücklich dazu auffordert, ihre Klimaschutzziele noch vor 2020 nachzuschärfen. Auch stand ein geplantes neues System zum globalen Handel mit Verschmutzungsrechten auf der Kippe; dieser Punkt wird möglicherweise ausgespart und vertagt.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze äußerte sich kurz vor Beginn der abschließenden Plenarsitzungen trotz der zähen Verhandlungen optimistisch. Gelingen könne, wie erhofft, die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015 in ein Regelwerk für die gesamte Welt.
In Paris war vereinbart worden, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen, möglichst sogar unter 1,5 Grad. Die internationalen Zusagen zum Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas, bei deren Verbrennung die meisten Treibhausgase entstehen, reichen dazu aber bei Weitem nicht aus.
Ende des Jahrhunderts kann es bis zu vier Grad wärmer auf der Welt sein
Die Zeit drängt: Die Jahre 2015 bis 2018 waren nach Analysen der Weltwetterorganisation die vier wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert. Und die 20 wärmsten lagen in den vergangenen 22 Jahren. Geht es weiter wie bisher, leben wir Ende dieses Jahrhunderts wohl in einer drei bis vier Grad wärmeren Welt. Die fatalen Folgen je nach Region: mehr Hitzewellen, längere Dürren sowie mehr Stürme, Starkregen und Hochwasser.
Schulze sagte, es sei schwierig gewesen, für alle Staaten die gleichen Maßstäbe zu finden. So hätten etwa Industrieländer wie Deutschland massig aktuelle Daten über ihre Emissionen, in Entwicklungsstaaten seien diese aber teilweise zuletzt vor zehn Jahren erhoben worden.
Auch Deutschland ringt derzeit darum, wie schnell die klimaschädlichen Kohlekraftwerke abgeschaltet werden sollen. Sorgenkind ist auch der Verkehr dort, wo die Emissionen im Vergleich zu 1990 nicht gesunken, sondern sogar gestiegen sind.
Fehlender Ehrgeiz vorgeworfen
Klimaschützer sowie arme und besonders von Dürren, Unwettern und steigenden Meeresspiegeln betroffene Staaten beklagten wiederholt fehlenden Ehrgeiz auf der Konferenz.
Der nächste UN-Klimagipfel findet in Chile statt und zwar nach Angaben des dortigen Umweltministeriums entweder im Dezember 2019 oder Januar 2020. Der chilenische Präsident Sebastián Piñera freute sich bei Twitter über die „große Anerkennung“.
Ende November hatte die brasilianische Regierung ihre Kandidatur für die Ausrichtung im kommenden Jahr zurückgezogen. Der neugewählte Präsident Jair Bolsonaro, der im Januar sein Amt antritt, hatte sogar damit gedroht, wie die USA aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen.
