Über 500 Verletzte bei Zusammenstößen - drei Tote
Über 500 Verletzte bei Zusammenstößen - drei Tote
(dpa) - Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen mit israelischen Soldaten an der Gaza-Grenze sind nach palästinensischen Angaben drei Menschen erschossen worden. Einer davon sei erst 15 Jahre alt gewesen, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium in Gaza am Freitag mit. Mehr als 525 weitere Menschen seien verletzt worden, 92 von ihnen durch scharfe Munition. Einem Fotografen der französischen Nachrichtenagentur AFP sei in den Fuß geschossen worden.
Rund 10 000 Palästinenser verbrannten nach Armeeangaben an fünf Orten im Gazastreifen an der Grenze zu Israel Reifen und warfen explosive Gegenstände. Palästinenser hätten zudem Dutzende Drachen und Ballons mit explosiven Gegenständen über den Grenzzaun hinweg aufsteigen lassen, die in der Luft explodiert seien. Die Soldaten würden mit entsprechenden Maßnahmen reagieren, um die Unruhen aufzulösen, hieß es in einer Stellungnahme.
Das Nationale Komitee des „Marsches der Rückkehr“ hatte für diesen Freitag zum „Eine-Million-Marsch-für-Al-Kuds“ (Jerusalem) aufgerufen. Damit protestieren die Palästinenser am 51. Jahrestag des Sechstagekrieges. Am 5. Juni 1967 begann der Krieg, während dem Israel unter anderem den Ost-Teil Jerusalems und die Palästinensergebiete eroberte.
Palästinenser lenkten zudem Hunderte Drachen mit brennenden Stofffetzen nach Israel. Diese lösten zunächst allerdings nur kleinere Feuer aus, wie der Sprecher der israelischen Feuer- und Rettungsbehörde mitteilte. In den vergangenen Wochen hätten israelische Feuerwehrleute rund 450 Feuer gelöscht, die von Drachen dieser Art ausgelöst wurden.
Die Hamas lobte den Protest. „Heute ist unser Volk vereint, weil Jerusalem allen Arabern, Muslimen und Palästinensern gehört“, sagte Fati Hamad, Mitglied des Hamas-Politbüros. Die Hamas lehne weiter die Anerkennung der USA von Jerusalem als Israels Hauptstadt ab. Die Palästinenser sehen Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines künftigen unabhängigen Staates Palästina.
Israelische Armeeflugzeuge hatten am Donnerstag Flugblätter über dem Gazastreifen abgeworfen. Darin warnte die Armee nach eigenen Angaben die Palästinenser davor, sich dem Grenzzaun zu nähern oder ihn zu beschädigen. Die Menschen sollten „nicht der Hamas als Werkzeug dienen - so wie es in vergangenen Wochen während der gewalttätigen Proteste passiert ist“, hieß es in einer Mitteilung der Armee.
Bereits seit 30. März haben Zehntausende Palästinenser an der Grenze zu Israel protestiert. Sie fordern ein Recht auf Rückkehr in das heutige israelische Staatsgebiet. Dabei hatten sie auch der Vertreibung und Flucht Hunderttausender im Zuge der israelischen Staatsgründung 1948 gedacht, vor 70 Jahren. Bei massiven Zusammenstößen mit der israelischen Armee töteten Soldaten mehr als 120 Palästinenser. Tausende wurden verletzt.
Israel war international für den Einsatz von Waffengewalt gegen die Palästinenser kritisiert worden. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte das Vorgehen am Donnerstag verteidigt: „Wir haben Wasserkanonen versucht, wir haben Tränengas versucht, wir haben alle möglichen Geräte versucht und nichts hat funktioniert gegen diese Art von Taktik“, sagte er.
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