Turin: Kriegswaffen bei Neonazigruppe gefunden
Turin: Kriegswaffen bei Neonazigruppe gefunden
(mth) - Die italienische Staatspolizei hat am Montagmorgen in Turin eine Gruppe von Neonazis festgenommen und ein umfangreiches Waffenarsenal sichergestellt. Die fanden in einem Versteck nicht nur Nazi-Devotionalien und hunderte Schusswaffen mit zugehöriger Munition, sondern auch eine militärische Luft-Luft-Rakete.
Unter den Festgenommenen sind der Tagsezeitung "la Repubblica" zufolge Fabio del Bergiolo, ein ehemaliger hoher Zollbeamter, der 2001 für die rechtsextreme Partei Forza Nuova an den Senatswahlen teilnahm, bevor ein Betrugsskandal 2003 seiner politischen Karriere ein Ende setzte. Auch zwei weitere Personen sollen der Zeitung zufolge dem rechtsextremen Milieu angehören.
Die Ermittler hatten ursprünglich die Spur von italienischen Rechtsextremisten verfolgt, die illegal auf der Seite der russischen Separatisten in der Ostukraine gekämpft hatten. Dabei waren sie der Gruppe aus Turin auf die Spur gekommen und hatten das Waffenarsenal entdeckt.
Laut Experten dürfte es sich bei der sichergestellten Rakete um eine in Frankreich gefertigte Mittelstrecken Luft-Luft-Lenkwaffe des Typs Marta Super 530 gehandelt haben. Die Rakete habe zwar keinen Sprengkopf besessen, sei aber ansonsten "technisch einsatzbereit" gewesen.
Die in den 1970er Jahren entwickelte Lenkwaffe sollte verkauft werden. Eine Zeitung nannte Qatar als mögliches Herkunftsland.
Die Luft-Luft-Rakete aus französischer Produktion war in einem Lagerhaus in der Nähe eines kleinen Flugplatzes südwestlich von Mailand gefunden worden. Der 60-jährige del Bergiolo, der vor Jahren für eine neofaschistische Partei kandidiert haben soll, habe die Rakete an Extremisten in der Ukraine verkaufen wollen.
Eine solche Rakete mit einer Reichweite von rund 25 Kilometern und Überschallgeschwindigkeit kann nur von einem Flugzeug aus abgeschossen werden. Wie der Mann an die Rakete gekommen war, die nach italienischen Medienberichten unter anderem bei den Streitkräften des Golfemirats Katar im Einsatz sei, wurde zunächst nicht bekannt.
