Trump rollt Macron roten Teppich aus
Trump rollt Macron roten Teppich aus
Von LW-Korrespondent Thomas Spang aus Washington
Trump lässt sich nicht lumpen. Als Dank für die Einladung zur Militärparade am französischen Nationalfeiertag nach Paris im vergangenen Jahr, empfängt er Macron als ersten Besucher seiner Amtszeit zu einem formalen Staatsbesuch. Zum Auftakt luden der US-Präsident und First Lady Melania die Macrons am Montagabend zum privaten Dinner am früheren Landsitz George Washingtons in Mount Vernon.
Ein trauter Rahmen, der an das Miteinander in Paris bei Tisch auf dem Eiffel-Turm erinnert, wo die beiden unwahrscheinlichen Partner ihre "Bromance" besiegelten. "Er ist ein großartiger Kerl. Klug. Stark. Liebt es, meine Hand zu halten", sagte Trump über Macron auf dem Weg zurück in die USA. Eine Anspielung auf den kuriosen Händedruck vom NATO-Gipfel im Mai, mit dem der Franzose seinen Anspruch etablierte, dem US-Präsidenten auf Augenhöhe zu begegnen.
Hohe Mitarbeiter im Weißen Haus bekräftigten vor der dreitägigen Staatsvisite "die gute Arbeitsbeziehung" zwischen den beiden Männern, die als Außenseiter in die Politik gingen und mit Frauen verheiratet sind, von denen sie jeweils 24 Lebensjahre trennen. Trump und Macron fehlt es nicht an Selbstbewusstsein und beide schätzen pompöse Auftritte.
All das kann nicht darüber hinwegtäuschen, wie weit Trump und Macron inhaltlich auseinander liegen. Hier der "Amerika-First"-Nationalist, der die multilaterale Weltordnung verabscheut, die seine Vorgänger nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet haben. Dort der europäische Globalist, der in Freihandel und internationaler Kooperation den Schlüssel zum Erfolg sieht.
Gegensätze ziehen sich an
Diese Gegensätze dürften deutlich werden, wenn der französische Präsident am Mittwoch vor beiden Häusern des amerikanischen Kongresses spricht. Während das festliche Staatsdinner am Dienstag eher Gelegenheit ist, die traditionelle Verbundenheit der beiden Länder zu betonen. Die Frage ist, ob Macron bei den Kernanliegen seiner Reise, etwas Greifbares mit nach Hause bringen kann. In einem geschickt platzierten Interview mit Trumps Haussender FOX im Vorfeld der Reise äußerte der französische Gast schon mal seine Erwartungen.
Höchste Priorität hat für Macron die Rettung des Atomvertrags mit Iran. "Wir haben keinen Plan B für Iran", sagte Macron auf "Fox News Sunday" und appellierte an Trump, der am 12. Mai zertifizieren muss, dass sich Iran an die Bedingungen des Vertrags hält: "Lasst uns den Vertrag jetzt nicht aufgeben." Außerdem will Macron die US-Schutzzölle auf Stahl und Aluminium zur Sprache bringen. Diese treten am 1. Mai in Kraft, falls der US-Präsident die EU nicht dauerhaft davon ausnimmt. "Ich hoffe, dass Trump diese Zölle nicht erheben wird", erklärte er in dem FOX-Interview. "Man zieht nicht gegen seine Alliierten in einen Handelskrieg."
Schließlich geht es Macron darum, Trump von dem Abzug der US-Truppen aus Syrien abzubringen. Nach dem Sieg über den sogenannten "Islamischer Staat" müsse eine Rückkehr der Terroristen genauso verhindert werden wie das Füllen des US-Vakuums durch andere Mächte, allen voran Iran."Die große Frage bleibt, ob die stilistische Nähe und Kameraderie zu substantiellen Veränderungen in der Politik führt", sagt der frühere politische Direktor im US-Außenministerium Jeffrey Rathke das Kalkül Macrons. Zweifel daran bestehen nicht nur bei ihm. "Es ist nicht klar, wie viel Einfluss er wirklich hat", wundert sich auch Jeff Lightfoot vom "Atlantic Council" in Washington. Bisher hat Macron nicht viel an Erfolgen vorzuweisen. Sein Versuch, Trump vom Verbleib im Pariser Klimaabkommen zu überzeugen, ging ins Leere.
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