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Trump: "Habe Corona-Gefahr heruntergespielt"
International 3 3 Min. 10.09.2020 Aus unserem online-Archiv

Trump: "Habe Corona-Gefahr heruntergespielt"

Trump auf einer Wahlkampfveranstaltung am Dienstag in Winston-Salem, North Carolina.

Trump: "Habe Corona-Gefahr heruntergespielt"

Trump auf einer Wahlkampfveranstaltung am Dienstag in Winston-Salem, North Carolina.
AFP
International 3 3 Min. 10.09.2020 Aus unserem online-Archiv

Trump: "Habe Corona-Gefahr heruntergespielt"

Donald Trump fiel im Frühjahr oft mit optimistischen Äußerungen zur Gefahr durch das Coronavirus auf. Aus Interview-Mitschnitten geht nun hervor, dass er in dieser Zeit durchaus ein Bild von den gravierenden Risiken hatte. Eine Sprecherin sagt, er habe Ruhe ausstrahlen wollen.

(dpa) - US-Präsident Donald Trump hat nach eigenen Worten die Coronavirus-Gefahr absichtlich heruntergespielt, um keine Panik auszulösen. Zugleich geht aus am Mittwoch veröffentlichten Auszügen aus Interviews mit dem Journalisten Bob Woodward hervor, dass Trump bereits Anfang Februar informiert war, dass das Virus sich über Luft überträgt und eine höhere Sterberate als eine Grippe aufweist. Öffentlich verwies er in dieser Zeit dagegen auf niedrige Fallzahlen in den USA und behauptete mehrfach, das Virus werde mit der Zeit einfach verschwinden.

In den USA starben bisher rund 190.000 Menschen nach einer Ansteckung mit dem Corona-Virus - zum Teil auch weil sie Warnungen von Experten und Vorsichtsmaßnahmen wie Masken nicht ernst nahmen.


(FILES) In this file photo taken on July 21, 2020 a general view is pictured of the offices of British-Swedish multinational pharmaceutical and biopharmaceutical company AstraZeneca PLC in Macclesfield, Cheshire. - Pharmaceutical company AstraZeneca said on September 8, 2020 that it had "voluntarily paused" a randomized clinical trial of its coronavirus vaccine in what it called a routine action after a volunteer developed an unexplained illness. (Photo by Paul ELLIS / AFP)
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Woodward genießt im US-Journalismus den Status einer Legende, seit er und sein Kollege Carl Bernstein eine entscheidende Rolle bei der Aufdeckung des Watergate-Skandals spielten, der Präsident Richard Nixon 1974 den Job kostete. Für sein neues Buch „Rage“ (etwa: Wut) führte er nach eigenen Angaben 18 Interviews mit Trump und wurde auch mehrfach von Trump angerufen. Der Sender CNN zitierte am Mittwoch vorab aus dem kommende Woche erscheinenden Buch und veröffentlichte auch kurze Audio-Mitschnitte aus den Interviews.  

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Darauf ist unter anderem zu hören, wie Trump am 19. März nach der Einleitung „Um ehrlich mit Ihnen zu sein, Bob“ sagt: „Ich wollte es immer herunterspielen. Ich spiele es auch immer noch gern herunter, weil ich keine Panik erzeugen will.“


TOPSHOT - US President Donald Trump attends a briefing on Enhanced Narcotics Operations at the US Southern Command in Doral, Florida, on July 10, 2020. (Photo by SAUL LOEB / AFP)
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In einem Gespräch am 7. Februar sagte Trump den Aufnahmen zufolge: „Das ist tödliches Zeug.“ Menschen müssten nicht erst Kontaktflächen anfassen, um sich anzustecken: „Man atmet einfach Luft ein, und das ist, wie es sich überträgt.“ Die Krankheit sei auch „tödlicher“ als die Grippe, die pro Jahr 25.000 bis 30.000 Amerikaner das Leben koste. „Wer hätte das jemals gedacht, richtig?“, bemerkte der Präsident dazu. Ende Februar sprach Trump unterdessen bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus davon, wie wichtig es sei, sich oft die Hände zu waschen und nicht jeden Griff anzufassen - und dass man sich der Krankheit gegenüber genauso wie bei einer Grippe verhalten sollte.

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Besonders zu Beginn der Pandemie hatte Trump Covid-19-Erkrankungen wiederholt mit einer Grippe-Infektion verglichen. Auch behauptete er öffentlich, dass die Sterberate niedriger als bei einer Grippe sei - und hielt im Frühjahr mehrere Wahlkampfveranstaltungen mit Tausenden Anhängern ab. Mehrfach stellte er in Aussicht, dass das Virus eines Tages einfach wieder verschwinden werde. Trump sagte am Mittwoch (Ortszeit) in Washington zu seiner Verteidigung, er habe mit seinen anfänglichen Reaktionen Panik vermeiden und Führungsstärke zeigen wollen.


HOUSTON, TX - JULY 28: (EDITORIAL USE ONLY) Members of the medical staff treat a patient who is wearing helmet-based ventilator in the COVID-19 intensive care unit at the United Memorial Medical Center on July 28, 2020 in Houston, Texas. COVID-19 cases and hospitalizations have spiked since Texas reopened, pushing intensive-care units to full capacity and sparking concerns about a surge in fatalities as the virus spreads.   Go Nakamura/Getty Images/AFP
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Trumps Sprecherin Kayleigh McEnany bestritt nicht die Echtheit der Aufnahmen. Sie sagte aber zugleich: „Der Präsident hat die amerikanische Öffentlichkeit nie über Covid belogen.“ Es gehöre aber zu seinen Aufgaben, dafür zu sorgen, dass die Bevölkerung die Ruhe behalte. „Der Präsident hat das Virus nie heruntergespielt. Der Präsident hat Ruhe ausgestrahlt. Er war hoffnungsvoll“, sagte McEnany. Zugleich habe er frühzeitig Maßnahmen wie eine Einschränkung der Einreise aus China ergriffen.

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Trumps Herausforderer im Rennen ums Weiße Haus, Joe Biden, griff den Präsidenten unterdessen scharf an. „Er wusste, wie tödlich es ist und hat es gezielt heruntergespielt. Schlimmer noch, er hat das amerikanische Volk angelogen.“ Zehntausende Menschenleben hätten gerettet werden können, wenn Trump schneller gehandelt hätte, sagte Biden.

Biden warf Trump ein „beinahe kriminelles“ Verhalten in der Corona-Krise vor. Der 77-Jährige sagte dem Sender CNN in einem am Mittwochabend vorab in Auszügen veröffentlichten Interview, Trumps Verhalten sei „abscheulich“. Bei einem Auftritt in Michigan kritisierte Biden, Trump habe das amerikanische Volk über das Virus belogen, dadurch seien Menschen gestorben. „Er wusste, wie tödlich es ist und hat es gezielt heruntergespielt.“ Biden will Trump bei der Wahl am 3. November bezwingen.  

In den USA berichteten in den vergangenen Monaten Angehörige von Verstorbenen wiederholt, dass diese das Virus nicht ernst genug genommen hätten. Beim Parteitag der Demokraten im August sorgte der Auftritt einer Frau für Aufsehen, deren Vater - ein Trump-Wähler - dem Virus zum Opfer gefallen sei, weil er nach Äußerungen des Präsidenten unvorsichtig geworden sei. „Seine einzige Vorerkrankung war Vertrauen zu Donald Trump. Und dafür hat er mit seinem Leben bezahlt“, sagte sie. 

Trump war bereits am Wochenende in die Kritik geraten, nachdem das Magazin „The Atlantic“ unter Berufung auf anonyme Quellen geschrieben hatte, dass Trump sich abwertend über US-Soldaten geäußert habe. Trump wies das am Mittwoch erneut vehement zurück. Seine Äußerungen zur Corona-Gefahr sind allerdings auf Band.  


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