Tritt sie nochmal an?: Merkel lässt Kanzlerkandidatur offen
Tritt sie nochmal an?: Merkel lässt Kanzlerkandidatur offen
(dpa) - CDU-Chefin Angela Merkel lässt ihre Entscheidung über eine weitere Kanzlerkandidatur bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr vorerst offen. Sie werde „zum gegebenen Zeitpunkt“ entscheiden, sagte Merkel am Sonntagabend im ARD-Sommerinterview. Dies betreffe sowohl ihre erneute Kandidatur als CDU-Vorsitzende auf dem Parteitag im Dezember in Essen als auch eine Kandidatur bei der Bundestagswahl im Herbst 2017. Sie habe sich bislang auch noch nicht geäußert, wann sie ihre Entscheidung mitteilen wolle, betonte Merkel.
„Der Spiegel“ hatte zuvor berichtet, Merkel wolle ihre Entscheidung für eine erneute Kanzlerkandidatur wohl erst im Frühjahr 2017 bekannt geben. Grund dafür sei, dass der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer - Merkels unionsinterner Widersacher in der Flüchtlingspolitik - erst dann entscheiden wolle, ob seine Partei Merkel wieder unterstütze, berichtete das Magazin unter Berufung auf CDU-Kreise.
Die Kanzlerin werde ihren Entschluss voraussichtlich frühestens auf dem CDU-Parteitag Anfang Dezember in Essen öffentlich verkünden, hatte es daraufhin in Berliner Regierungs- und Parteikreisen am Wochenende geheißen. Aus der SPD gab es spöttische Reaktionen über eine angebliche Abhängigkeit Merkels von Seehofer. Nach einer Umfrage sind die Deutschen bei der Frage gespalten, ob Merkel auch nach der Bundestagswahl 2017 Kanzlerin bleiben soll.
"Frei erfundene Spekulationen"
Laut „Spiegel“ wird in Merkels Umfeld befürchtet, dass sie bei einer Ankündigung der Kanzlerkandidatur ohne Unterstützung Seehofers politisch Schaden nehmen könnte. Merkel habe bereits in diesem Frühjahr erklären wollen, ob sie noch einmal Kanzlerin werden möchte. Wegen der Flüchtlingskrise und des Streits mit der CSU habe sie dieses Vorhaben zunächst auf den Herbst verschoben. Doch auch dieser anvisierte Termin sei inzwischen überholt. In Unionskreisen hieß es dazu, bei der Darstellung der Zeitpläne und Hintergründe handele es sich um frei erfundene Spekulationen.
Merkel ist seit 2005 im Amt und damit Europas dienstälteste Regierungschefin. Die 62-Jährige regiert derzeit zum zweiten Mal in einer großen Koalition mit der SPD. Sollte sie erneut antreten, könnte sie Helmut Kohls Rekord-Kanzlerschaft von 16 Jahren einholen.
Nach einer Emnid-Umfrage für das Boulevard-Blatt „Bild am Sonntag“ lehnt jeder zweite Bürger eine vierte Amtszeit der CDU-Vorsitzenden ab. Die Zahl der Befürworter ist mit 42 Prozent jedoch nur unwesentlich kleiner. Unter den Unions-Anhängern sprachen sich 70 Prozent für eine weitere Amtszeit Merkels aus, 22 Prozent sind dagegen. Damit haben sich Merkels Sympathiewerte dem Bericht zufolge leicht verschlechtert.
