Tiefe Trauer im saarländischen Freisen
Tiefe Trauer im saarländischen Freisen
(dpa/lrs) - Hunderte sind gekommen, um Abschied zu nehmen. Andächtig stehen sie im saarländischen Freisen auf einem großen Platz vor einer Halle, um der Trauerfeier zuzuhören, die aus der Kirche übertragen wird. Für einen Freund, einen Bekannten, einen Polizisten aus ihrem Ort. Einen 29-Jährigen, der vor gut zwei Wochen mit einer 24 Jahre alten Kollegin in der Westpfalz Opfer eines Verbrechens wurde.
Trauer und Schmerz sind groß am Tag der Beerdigung des Getöteten. In einem Gottesdienst in der Kirche spricht Polizeipräsident Michael Denne in seiner Trauerrede über die Tat von „einem schrecklichen Ereignis, das uns alle entsetzt und bestürzt hat. Nichts ist mehr, wie es war. Es gibt Dinge, die können wir nicht verstehen“, sagt der Polizeichef aus Kaiserslautern. Vor der Kirche haben Menschen Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. „Wir vermissen dich“, steht dort.
Auch rund 200 Polizisten sind gekommen, um dem Opfer die letzte Ehre zu erweisen. Viele halten gelbe Rosen in den Händen. Da es in der Kirche St. Remigius nicht viele Plätze gibt, wird die nicht öffentliche Trauerfeier in eine Halle mit 500 Gästen übertragen. Vor dem Gebäude verfolgt die Trauergemeinde den Gottesdienst per Tonübertragung. Viele lauschen regungslos. In großer Stille.
Danach ziehen die Menschen schweigend zum Friedhof. Eine Ehrenwache der Polizei Rheinland-Pfalz gibt dem jungen Mann ein letztes Geleit.
Der Polizeikommissar und seine Polizeikollegin waren am 31. Januar am frühen Morgen während einer Fahrzeugkontrolle bei Kusel in Rheinland-Pfalz erschossen worden. Mutmaßlich von zwei Wilderern, die sie dort auf frischer Tat ertappten. Die 24-jährige Polizeianwärterin wird an diesem Mittwoch in Homburg-Erbach im Saarland beigesetzt.
„Kein Mensch kann das verstehen“
„Kein Mensch kann verstehen, wieso, weshalb, warum so eine niederträchtige Tat hier verübt worden ist“, sagt Freisens Bürgermeister Karl-Josef Scheer (SPD). „Das ist eine schlimme Situation für uns alle.“ Das Leid, das auf der Familie, auf den Angehörigen, den Freunden und Bekannten liege, könne man einfach nicht in Worte fassen. Der Getötete sei ein sehr feiner Kerl gewesen.
„Er war im ganzen Ort sehr beliebt“, sagt Hans-Dieter Becker. Becker ist Vorsitzender des FC Freisen, in dem der Polizist seit seiner Kindheit Fußball gespielt hat, zuletzt als Abwehrspieler in der 1. Mannschaft. „Er war immer aktiv und sehr ehrgeizig.“ Sein Tod sei „unfassbar tragisch. Wir sind alle traurig“.
Gerade mal 20 Kilometer entfernt liegt der Tatort. Noch am Tattag waren zwei Verdächtige (32 und 38 Jahre) im Saarland festgenommen worden – sie sitzen nun unter anderem wegen des Verdachts auf gemeinschaftlichen Mord in Untersuchungshaft. Die Ermittler gehen davon aus, dass die beiden Männer mit der Tat Jagdwilderei verdecken wollten. In ihrem Wagen waren 22 tote Damhirsche gefunden worden.
„Das ist das Böse schlechthin“, sagt Becker. „Da läuft es einem kalt den Rücken runter.“ Die Tat hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst. Rheinland-Pfalz gedachte Anfang Februar bei einer bundesweiten Schweigeminute und einer Trauerfeier mit Angehörigen und Kollegen in Kusel der Getöteten. Ein offizieller Trauerakt werde von der rheinland-pfälzischen Regierung und Polizei vorbereitet, heißt es.
„Wir müssen stärker jene schützen, die uns schützen“, sagt der Landrat des Kreises St. Wendel, Udo Recktenwald (CDU), am Rande der Trauerfeier. Die Polizei verdiene „Wertschätzung, Deckung und Unterstützung“. Umso mehr „nach einer solch schrecklichen Tat“.
Der Justizminister von Rheinland-Pfalz, Herbert Mertin (FDP), hatte jüngst gesagt, er hoffe auf eine zügige Aufklärung der Tat. Das sei man den beiden Getöteten schuldig. Einer der Verdächtigen habe eingeräumt, mit dem weiteren Beschuldigten in der Tatnacht gewildert zu haben. Der andere schweigt den Angaben zufolge.
Das Leben im Fußballverein und in Freisen, das werde weitergehen. Irgendwie und irgendwann, sagt Becker. Für die Eltern des Opfers sei nun aber alles anders. „Das legen sie nicht mehr ab.“
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