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Teilnehmer erkrankt: AstraZeneca stoppt Test von Corona-Impfstoff
International 3 Min. 09.09.2020 Aus unserem online-Archiv

Teilnehmer erkrankt: AstraZeneca stoppt Test von Corona-Impfstoff

Teilnehmer erkrankt: AstraZeneca stoppt Test von Corona-Impfstoff

AFP
International 3 Min. 09.09.2020 Aus unserem online-Archiv

Teilnehmer erkrankt: AstraZeneca stoppt Test von Corona-Impfstoff

Im Rennen um einen rettenden Impfstoff gegen das Coronavirus gibt es einen Rückschlag für einen aussichtsreichen Kandidaten. Die Versuche mit dem Mittel aus Großbritannien wurden gestoppt. Wie geht es nun weiter?

(dpa) - Der Pharmakonzern AstraZeneca hat die klinische Studie für seinen vielversprechenden Corona-Impfstoff vorsorglich gestoppt: Bei einem Teilnehmer waren gesundheitliche Probleme aufgetreten. Das sei eine Routinemaßnahme für solche Fälle, teilte das britisch-schwedische Unternehmen am Mittwoch mit. „In großen Versuchsreihen treten Erkrankungen zufällig auf, müssen aber von unabhängiger Seite untersucht werden, um das gründlich zu überprüfen.“

Das Mittel zählt bisher zu den aussichtsreichen Kandidaten unter den potenziellen Corona-Impfstoffen. Viele Länder haben mit dem Konzern Verträge über insgesamt Milliarden Dosen abgeschlossen. AstraZeneca werde die Untersuchung beschleunigen, damit sich das Zulassungsverfahren für den Impfstoff so wenig wie möglich verzögere, hieß es vom Unternehmen.


(FILES) In this file photo taken on April 29, 2020, an engineer shows an experimental vaccine for the COVID-19 coronavirus that was tested at the Quality Control Laboratory at the Sinovac Biotech facilities in Beijing. - Sinovac Biotech is conducting one of the five clinical trials of potential vaccines that have been authorised in China. China would make any coronavirus vaccine it developed a "global public good" once it was put into use, President Xi Jinping told the World Health Assembly on May 18, 2020. (Photo by NICOLAS ASFOURI / AFP)
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Bei der Überprüfung geht es letztlich darum, festzustellen, ob die gesundheitlichen Probleme des Studienteilnehmers vom Impfstoff ausgelöst wurden. Während des Stopps sollen keine weiteren Probanden geimpft und bisher geimpfte Personen weiter beobachtet werden. Plötzlich auftretende Krankheitssymptome müssten nicht unbedingt am Impfstoff liegen, hatte der Direktor des britischen Wellcome Trust, Jeremy Farrar, bei einer Online-Pressekonferenz zu Corona-Vakzinen gesagt.

Bei den gesundheitlichen Problemen handele es sich um einen Einzelfall, betonte das Unternehmen. Der Impfstoff aus Oxford befindet sich unter anderem in den USA in der dritten, abschließenden Studien-Phase mit mehreren Zehntausend Teilnehmern. AstraZeneca machte keine Angaben zu der Erkrankung.

Die „New York Times“ berichtete unter Berufung auf eine informierte Person, dass es sich um eine Transverse Myelitis handele - eine Entzündung, die das Rückenmark trifft und von Vireninfektionen ausgelöst werden kann. Der von AstraZeneca hergestellte Wirkstoff AZD1222 beruht auf der abgeschwächten Version eines Erkältungsvirus von Schimpansen und soll das Immunsystem auf Trab bringen, damit es Sars-CoV-2 im Falle einer Infektion unschädlich machen kann.


This handout picture taken on August 6, 2020 and provided by the Russian Direct Investment Fund shows the vaccine against the coronavirus disease, developed by the Gamaleya Research Institute of Epidemiology and Microbiology. (Photo by Handout / Russian Direct Investment Fund / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / Russian Direct Investment Fund / Handout " - NO MARKETING - NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS
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„Die Studie wurde nicht abgebrochen, sondern es werden als Standard zunächst neue Impfungen ausgesetzt, um die mögliche Nebenwirkung genauer untersuchen zu können“, erläuterte Bernd Salzberger vom Universitätsklinikum Regensburg. Die Krankheit Transverse Myelitis gehe in der Regel mit schweren neurologischen Symptomen einher, erklärte der Infektiologe. Ursachen für eine solche Erkrankung könnten etwa Polio und Autoimmunreaktionen wie Multiple Sklerose sein. „Und die Symptome sind je nach Höhe des Befalls im Rückenmark meist akute Lähmungserscheinungen oder Gefühlsstörungen.“

AstraZeneca und acht weitere Pharma- und Biotech-Unternehmen hatten erst am Dienstag versichert, dass sie bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs keine Kompromisse bei der Sicherheit machen werden. Dieser ungewöhnliche Schritt folgte mit Blick auf Bedenken, dass es vor allem in den USA politischen Druck zwecks einer Eil-Zulassung erster Impfstoffe vor der Präsidentenwahl am 3. November geben könnte. US-Präsident Donald Trump erklärte zuletzt immer wieder, dass es vielleicht schon bis zur Wahl einen Impfstoff geben werde.


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Das Mittel von AstraZeneca wirkt zweifach: Es soll sowohl die Bildung von spezifischen Antikörpern als auch von T-Zellen fördern - beide sind für die Immunabwehr wichtig. International gibt es ein Rennen von Wissenschaftlern und Pharmaunternehmen um gute Corona-Impfstoffe, viele Kandidaten befinden sich bereits in klinischen Prüfungen.

Und Länder versuchen schon jetzt, Impfstoffe für sich zu sichern. So vereinbarte die EU-Kommission mit der Mainzer Firma Biontech die mögliche Lieferung von bis zu 300 Millionen Einheiten. Im Idealfall sollen noch vor Jahresende die ersten Impfstoff-Dosen in Europa verfügbar sein, wie das Unternehmen mitteilte. Voraussetzung ist der erfolgreiche Abschluss von Tests und die Zulassung des Impfstoffs, die der Hersteller bereits im Oktober beantragen will.

Die EU-Kommission verfolgt die Strategie, mit möglichst vielen Pharmafirmen Vorverträge abzuschließen, um bei einem erfolgreichen Impfstoff rasch Zugriff zu haben. Die Brüsseler Behörde hat schon mit sechs Herstellern entsprechende Gespräche geführt. Mit dem Biontech-Konkurrenten AstraZeneca gibt es bereits einen Vertrag über die Lieferung von bis zu 400 Millionen Impfstoff-Dosen.


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