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Tagebuch des Krieges: Russlands Angriff auf die Ukraine
International 7 Min. 30.03.2022 Aus unserem online-Archiv
Im Überblick

Tagebuch des Krieges: Russlands Angriff auf die Ukraine

Ukrainische Soldaten blockieren die Straßen im Zentrum von Kiew.
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Tagebuch des Krieges: Russlands Angriff auf die Ukraine

Ukrainische Soldaten blockieren die Straßen im Zentrum von Kiew.
Foto: AFP
International 7 Min. 30.03.2022 Aus unserem online-Archiv
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Tagebuch des Krieges: Russlands Angriff auf die Ukraine

Russland führt einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der Westen und internationale Organisationen reagieren mit einer scharfen Gegenmaßnahmen. Täglich überschlagen sich die Ereignisse.

(dpa) - Mit der Invasion in die Ukraine hat Russland massive Gegenreaktionen des Westens heraufbeschworen. Die Ukraine stemmt sich gegen die Angreifer. Ein Tagebuch:

21. Februar

Russlands Präsident Wladimir Putin erkennt die selbst ernannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk im Osten der Ukraine als unabhängige Staaten an, tags darauf stimmt auch das russische Parlament zu. Russische Soldaten sollen in die Separatistengebiete entsandt werden.

22. Februar

Die EU nimmt mit Strafmaßnahmen vor allem den russischen Finanzsektor ins Visier. Die deutsche Bundesregierung legt die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 für unbestimmte Zeit auf Eis. Auch die USA und weitere Verbündete kündigen Sanktionen gegen Russland an.

23. Februar

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigt eine Teilmobilmachung und den Ausnahmezustand für 30 Tage an. Die Separatisten in der Ostukraine bitten den Kreml um Militärhilfe.


Ohne biometrischen Pass kommt niemand rein
An einem Registrierungspunkt für Flüchtlinge ist eine Frau gestorben. Bessere Einreisebestimmungen hätten das vielleicht verhindern können.

24. Februar

Der Krieg beginnt. Russland greift ohne Kriegserklärung mit Panzern und Luftschlägen die ehemalige Sowjetrepublik an. Selenskyj ruft den Kriegszustand aus und ordnet die allgemeine Mobilmachung an. Die NATO aktiviert Verteidigungspläne für Osteuropa, schließt aber eine militärische Unterstützung der Ukraine weiter aus.

25. Februar

Russlands Armee dringt bis vor die Hauptstadt Kiew vor. Der Kreml begrüßt Selenskyjs in Aussicht gestellte Verhandlungen über einen möglichen neutralen Status der Ukraine. Eine gegen Russland gerichtete Resolution scheitert wegen des Vetos aus Moskau im UN-Sicherheitsrat. China enthält sich.

26. Februar

Der Kampf um Kiew und andere Städte ist in vollem Gang. Die westlichen Verbündeten beschließen den Ausschluss russischer Geldhäuser aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift.

Hunderttausende Menschen befinden sich auf der Flucht. Fast eine Million Flüchtlinge haben mittlerweile die Grenze zu Polen überquert.
Hunderttausende Menschen befinden sich auf der Flucht. Fast eine Million Flüchtlinge haben mittlerweile die Grenze zu Polen überquert.
Foto: AFP

27. Februar

Um Kiew und Charkiw wird heftig gekämpft. Der EU-Luftraum ist für russische Flieger gesperrt. Putin versetzt die Abschreckungswaffen der Atommacht in Bereitschaft.

28. Februar

Moskau und Kiew sprechen erstmals seit Beginn des Krieges offiziell miteinander - ohne greifbare Ergebnisse. EU und USA verbieten Geschäfte mit der russischen Zentralbank, ihre Vermögenswerte werden eingefroren. Russland wird von europäischen und internationalen Fußball-Wettbewerben ausgeschlossen, russische und belarussische Sportler sollen nach dem Willen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) nicht mehr bei Wettbewerben starten.

1. März

Moskau verübt schwere Attacken auf Charkiw. Der Fernsehturm in Kiew nahe der Holocaust-Gedenkstätte Babyn Jar wird mit Raketen angegriffen. Selenskyj verlangt in einem Appell an das Europaparlament die Aufnahme seines Landes in die EU. Auch die USA wollen ihren Luftraum für russische Flugzeuge schließen. Die Türkei sperrt ihre Meerengen ins Schwarze Meer für russische Kriegsschiffe.


Maria Nikolyk, 83, stands on a street of the recently liberated village of Vysokopillya, Kherson region, on September 27, 2022, amid the Russian invasion of Ukraine. (Photo by Genya SAVILOV / AFP)
Selenskyj: „Wir befreien unser Land!“
Nach Scheinabstimmungen in mehreren besetzten ukrainischen Gebieten über einen Beitritt zu Russland spricht Moskau erwartungsgemäß von einem großen Erfolg.

2. März

Weitere Kämpfe um Kiew, Charkiw und Cherson. Mit historisch großer Mehrheit verurteilt die UN-Vollversammlung den russischen Angriff. Die EU setzt den Swift-Ausschluss sieben russischer Banken in Kraft. Die 1.000 Panzerabwehrwaffen und 500 Boden-Luft-Raketen vom Typ „Stinger“ aus Deutschland sind in der Ukraine.

3. März

In einer zweiten Gesprächsrunde verständigen sich Russland und die Ukraine auf humanitäre Korridore. Neben Kiew und Charkiw ist die Hafenstadt Mariupol schwer umkämpft. Der Chefankläger des Weltstrafgerichts leitet Ermittlungen zu Kriegsverbrechen ein. Die EU will Kriegsflüchtlinge unkompliziert aufnehmen. Die Paralympics schließen Russland und Belarus aus, die Formel 1 streicht künftige Rennen in Russland.

In vielen Städten demonstrieren Bürger gegen den Krieg. Hier ein Foto aus Hamburg.
In vielen Städten demonstrieren Bürger gegen den Krieg. Hier ein Foto aus Hamburg.
Foto: AFP

4. März

Ein nach Kämpfen ausgebrochenes Feuer an Europas größtem Atomkraftwerk nahe Saporischschja schürt Ängste vor einer nuklearen Katastrophe. Moskau und Washington richten eine militärische Hotline ein. Die UN wollen russische Menschenrechtsverletzungen untersuchen. In Russland drohen nun für angebliche Falschinformationen über den Krieg mehrere Jahre Haft - westliche Medien verlassen das Land. Nach UN-Angaben sind 1,25 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen.


Le président Juncker a félicité Emmanuel Macron dès dimanche soir
Juncker: „Ich bin maßlos von Putin enttäuscht“
Der ehemalige EU-Kommissionschef Juncker und Kremlchef Putin kennen sich seit über 20 Jahren - umso größer Junckers Enttäuschung.

5. März

Moskau und Kiew beschuldigen sich gegenseitig, eine für mehrere Stunden vereinbarte Feuerpause für einen humanitären Korridor in der Region Mariupol zu missachten. Russland versucht weiter, Kiew und Charkiw zu umzingeln.

6. März 

Die Evakuierung der von Russland belagerten Hafenstadt Mariupol scheitert nach Angaben des Kreml und des Roten Kreuzes zum zweiten Mal.

7. März

Bei neuen Verhandlungen bekräftigen Kiew und Moskau ihre Absicht, humanitäre Korridore zu schaffen. Russland soll sich vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag verantworten.

8. März

Tausende Zivilisten werden aus der umkämpften Stadt Sumy im Nordosten gerettet. Die Lage in Mariupol ist dagegen weiter katastrophal. Die USA erlassen ein Importverbot für Öl aus Russland.

9. März

Über zwei Millionen Ukrainer haben ihre Heimat verlassen. Die Bundesregierung sieht weiterhin keine Möglichkeit, Energieimporte aus Russland zu boykottieren.

Kriegsschäden auf einer Straße in Charkiw.
Kriegsschäden auf einer Straße in Charkiw.
Foto: AFP/Sergey Bobok

10. März

Ein Treffen der Außenminister Russlands und der Ukraine im türkischen Antalya bringt keine Fortschritte. Der deutsche Altkanzler Gerhard Schröder spricht mit Russlands Präsident Putin in Moskau.

11. März

Die Angst vor einem Einsatz von Bio- und Chemiewaffen wächst. Russland attackiert Gebiete in der West-Ukraine.

12. März

Russland verstärkt die Angriffe auf umkämpfte Städte. Aus dem Süden und Osten der Ukraine sowie aus der Umgebung der Hauptstadt Kiew werden heftige Kämpfe gemeldet.

Zerstörungen im nordwestlichen Kiewer Stadtteil Obolon.
Zerstörungen im nordwestlichen Kiewer Stadtteil Obolon.
Foto: AFP/Aris Messinis

13. März

Der Krieg dehnt sich immer mehr Richtung Westen aus: Bei einem russischen Raketenangriff auf einen Truppenübungsplatz rund 15 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt bei Lwiw (Lemberg) kommen Dutzende Menschen ums Leben. Ein US-Journalist gerät ukrainischen Angaben zufolge nordwestlich der Hauptstadt Kiew unter russischen Beschuss und stirbt. Bei einer Demonstration an der Grenzbrücke zwischen Grevenmacher und Wellen (D) setzen Menschen ein Zeichen des Friedens.

14. März

Bei der Attacke auf einen Fernsehturm in Riwne sterben nach ukrainischen Angaben 19 Menschen. Eine russische TV-Mitarbeiterin protestiert im Staatsfernsehen vor laufender Kamera gegen den Krieg.

15. März

Die Regierungschefs von Polen, Tschechien und Slowenien statten Selenskyj einen Solidaritätsbesuch in Kiew ab. Die EU setzt ihr viertes großes Paket mit Russland-Sanktionen in Kraft – etwa eine Ausfuhrsperre für Luxusgüter.

16. März

Der Internationale Gerichtshof in Den Haag ordnet das sofortige Ende der russischen Gewalt in der Ukraine an. Die NATO erwägt eine dauerhafte Verstärkung der Ostflanke. Nach UN-Angaben sind mehr als drei Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen.

17. März

Selenskyj spricht in einer Videobotschaft vor dem deutschen Bundestag von einer neuen Mauer durch Europa. Der Bundestag geht dann gleich zur Tagesordnung über. Es gibt viel Kritik.

18. März

Russische Raketen schlagen am Flughafen Lwiw ein. Kremlchef Putin lobt bei einem Stadion-Auftritt den „heldenhaften“ Einsatz der eigenen Truppen. Zehntausende bejubeln ihn. Das Staatsfernsehen schaltet plötzlich ab – angeblich eine technische Panne.

19. März

Russland meldet den erstmaligen Einsatz einer „Kinschal“. Die extrem schnelle Rakete kann nach russischen Angaben Ziele in bis zu 2000 Kilometer Entfernung treffen.

20. März

In einer Videobotschaft an Israels Parlament setzt Selenskyj Russland mit Nazi-Deutschland gleich und wirft dem Kreml vor, die Auslöschung der Ukraine zu planen.

21. März

Kiew lehnt ein Ultimatum zur Aufgabe Mariupols ab.

22. März

Beide Seiten berichten von militärischen Erfolgen. Moskau droht den USA mit dem Abbruch der Beziehungen.

23. März

Nach Angaben der UN sind mehr als 3,6 Millionen Menschen aus der Ukraine ins Ausland geflohen. 

24. März

Gipfelmarathon von Nato, EU und G7 in Brüssel: Die NATO-Mitglieder beschließen eine massive Aufrüstung. Die Abwehr chemischer, biologischer und atomarer Bedrohungen wird aktiviert.

Zerstörungen in der Stadt Trostjanez in der nordukrainischen Oblast Sumy.
Zerstörungen in der Stadt Trostjanez in der nordukrainischen Oblast Sumy.
Foto: AFP

25. März

Die EU will die Ukraine mit einem Solidaritätsfonds unterstützen und Flüssiggas (LNG) aus den USA beziehen.

26. März

Bei einer Rede in Warschau nennt US-Präsident Joe Biden Putin einen „Diktator“ und stellt seine Herrschaft infrage. Später dementiert er, einen Machtwechsel gefordert zu haben.

27. März

Angesichts der vielen Geflüchteten fordern Polen und Deutschland von der EU-Kommission mehr Unterstützung.

28. März

Die Kämpfe gehen weiter – alleine in Charkiw wurden laut Ukraine insgesamt fast 1.180 mehrgeschossige Wohnhäuser zerstört. Deutschland will sich mit einem Raketenschutzschild absichern.

29. März

Nach erneuten Friedensgesprächen sagt Russland zu, die Kampfhandlungen bei Kiew und Tschernihiw zurückzufahren. Moskau erwartet einen neutralen Status der Ukraine. Rund 3,9 Millionen Menschen haben nach UN-Angaben die Ukraine verlassen.  

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