„Tag der Trauer“ im Gazastreifen
„Tag der Trauer“ im Gazastreifen
(dpa) - Wegen der Unruhen entlang der israelischen Grenze zum Gaza-Streifen ist in der Nacht zum Karsamstag der UN-Sicherheitsrat in New York zusammengetreten. Das Gremium wollte sich in einer geschlossenen Sitzung über die Vorgänge informieren lassen, erklärte ein UN-Diplomat. Bei Zusammenstößen mit der israelischen Armee waren am Freitag nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza mindestens 15 Palästinenser von israelischen Soldaten erschossen worden. Mehr als 1 400 wurden verletzt, vor allem durch Tränengas.
Der palästinensische UN-Botschafter bei den Vereinten Nationen, Riyad Mansour, berichtete im Vorfeld der Sicherheitsratssitzung gar von 17 Toten, darunter auch Kinder. Sein Land betrachte die Handlungsweise Israels als „ein riesiges Massaker gegen unser Volk“, sagte Mansour. Er forderte den Sicherheitsrat zum Handeln auf. Das UN-Organ müsse sich ernsthaft darum kümmern, die Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen.
Nach den blutigen Unruhen sind am Samstag in den Palästinensergebieten und in Ost-Jerusalem die Läden geschlossen geblieben. Der Generalstreik bezog sich auch auf Privatschulen, die samstags offen sind. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatte nach den Konfrontationen an der Grenze zu Israel einen Tag der Trauer ausgerufen. Am Samstag sollen im Gazastreifen die Toten beerdigt werden. Die Bevölkerung ist dazu aufgerufen, die Verletzten zu besuchen.
Nach palästinensischen Medienberichten waren am Freitag mehr als 20 000 Menschen zum „Marsch der Rückkehr“ gekommen. Die radikal-islamische Hamas wollte mit der Aktion ihren Anspruch auf ein „Recht auf Rückkehr“ für palästinensische Flüchtlinge und deren Nachkommen in das Gebiet des heutigen Israels untermauern. Israel lehnt eine Rückkehr in das eigene Staatsgebiet ab.
„Zutiefst besorgt“
UN-Generalsekretär António Guterres äußerte sich „zutiefst besorgt“ über die Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften. Seine Gedanken seien bei den Angehörigen der Opfer, sagte ein Sprecher des Generalsekretärs am Freitag in einer Stellungnahme.
Die Vereinten Nationen fürchteten, dass sich die Situation in Gaza in den kommenden Tagen verschlimmern könnte, sagte der stellvertretende Untergeneralsekretär für politische Angelegenheiten, Tayé-Brook Zerihoun, in einem Briefing des Sicherheitsrats. Er ermahnte Israel zur Aufrechterhaltung seiner Verantwortung unter humanitärem Recht. Tödliche Gewalt dürfe nur als letztes Mittel angewandt werden. Zivilisten dürften nicht zum Ziel werden, vor allem keine Kinder.
Der UN-Generalsekretär forderte „unabhängige und transparente Ermittlungen“ zu den Vorfällen. Zudem rief er die Beteiligten auf, auf jegliche Handlungen zu verzichten, die zu weiteren Todesfällen führen oder die die Zivilbevölkerung gefährden könnten. Die Tragödie vom Freitag zeige die Dringlichkeit, mit der der Friedensprozess im Nahen Osten wiederbelebt werden müsse, um es Palästinensern und Israelis zu ermöglichen, in Frieden und Sicherheit als Nachbarn zu leben.
Die Proteste in Gaza sollen bis zum 15. Mai dauern. Anlass sind die Feiern zum 70. Jahrestag der Gründung Israels. Die Palästinenser begehen den 15. Mai als Nakba-Tag (Tag der Katastrophe), weil im ersten Nahost-Krieg 1948 rund 700 000 Palästinenser flohen oder vertrieben wurden.
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