Sexvideo enthüllt: Macrons Kandidat in Paris gibt auf
Sexvideo enthüllt: Macrons Kandidat in Paris gibt auf
(dpa/jt) - Der Kandidat des französischen Präsidenten Emmanuel Macron für das Pariser Rathaus hat rund einen Monat vor den Wahlen seinen Rückzug erklärt. „Seit mehr als einem Jahr sind meine Familie und ich verleumderischen Aussagen, Lügen, Gerüchten, anonymen Angriffen (...) und Morddrohungen ausgesetzt“, sagte Benjamin Griveaux am Freitag dem Sender BFMTV. Der 42-Jährige wolle dies seiner Familie nicht länger zumuten.
Das Fass zum Überlaufen habe die Veröffentlichung eines Videos sexueller Natur gebracht, das Griveaux zugeschrieben wurde. „Eine Website und soziale Netzwerke haben abscheuliche Angriffe auf meine Privatsphäre verbreitet“, sagte Griveaux.
Russischer Exilkünstler soll Videos veröffentlicht haben
Laut "Libération" steckt der russische Aktionskünstler und Regimekritiker Pjotr Pawlenski hinter den Enthüllungen über den Macron-Vertrauten. Pawlenski wirft Griveaux Scheinheiligkeit vor. "Er will Stadtchef sein, aber er lügt die Wähler an", sagte Pawlenski der Zeitung. "Er beruft sich stets auf familiäre Werte, er will der Bürgermeister der Familien sein und zieht seine Frau und Kinder als Beispiel heran. Aber er tut genau das Gegenteil." Die Videos seien ihm von einer Person zugespielt worden, die eine Beziehung mit Griveaux geführt haben will, so Pawlenski.
Pawlenski war 2017 aus Moskau nach Paris geflohen. Ihm und seiner Frau wurden damals sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Der Künstler, der zuvor immer wieder mit schrägen Kunstaktionen in der Öffentlichkeit aufgefallen war, wies die Anschuldigungen zurück und erklärte, es handle sich um "Denunziation". Anfang 2019 wurde der umstrittene Provokateur in Frankreich zu drei Jahren Haft, davon zwei auf Bewährung, verurteilt, nachdem er die Fassade einer Zweigstelle der Banque de France in Paris in Brand gesteckt hatte.
Griveaux war im vergangenen Jahr als Regierungssprecher zurückgetreten, um das Pariser Rathaus zu erobern. Dieser Plan ist nun passé. Die Präsidentenpartei La République en Marche (LREM) ist bei den Wahlen in Paris gespalten: Auch der Mathematiker Cédric Villani aus Macrons Lager kandidiert – gegen den Willen des Präsidenten. Das schmälerte die Chancen des offiziellen Kandidaten Griveaux massiv. In Umfragen lag Griveaux zuletzt an dritter Stelle - hinter der sozialistische Bürgermeisterin Anne Hidalgo und der konservativen Ex-Ministerin Rachida Dati.
Die erste Runde der Kommunalwahlen findet am 15. März statt. Die Hauptstadt hat wegen ihrer politischen und wirtschaftlichen Bedeutung einen kaum zu überschätzenden Symbolcharakter. Im Rathaus mit Seine-Blick hat derzeit die Sozialistin Hidalgo das Sagen. Die nächste Riesenherausforderung für die Millionenmetropole sind die Olympischen Spiele im Jahr 2024.
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