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Neue Bedrohungen

Seuchengefahr im Erdbebengebiet wächst

12.02.2023

Durch die vielen ungeborgenen Leichen könne Wasser verunreinigt werden. Vielerorts haben Leute zudem keinen Zugang zu irgendeiner Art von Toiletten.

(dpa) -Knapp eine Woche nach der Katastophe wächst in den betroffenen Regionen die Seuchengefahr. „In den Regionen, wo Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, drohen irgendwann Seuchen“, sagte Thomas Geiner, erdbebenerfahrener Mediziner und Teil des Teams der Katastrophenhelfer vom Verein Navis. „Die Kunst der nächsten Tage wird es sein, Hilfe dorthin zu bringen, wo sie benötigt wird.“ Bei der Größe der Region sei es aber so gut wie unmöglich, überall die nötige Infrastruktur bereitzustellen. Die betroffenen Gebiete sind flächenmäßig größer als Deutschland.

Tedros Adhanom Ghebreyesus (l), Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) machte sich im Katastrophengebiet ein Bild.
Tedros Adhanom Ghebreyesus (l), Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) machte sich im Katastrophengebiet ein Bild.
Foto: DPA

Durch die vielen ungeborgenen Leichen könne Wasser verunreinigt werden. Vielerorts haben Leute zudem keinen Zugang zu irgendeiner Art von Toiletten. Auch dadurch könnten Keime in das Grundwasser gelangen. Geiner sagte, die Situation vor Ort erinnere ihn an die in Haiti nach dem Erdbeben 2010. In der Region sehe man alles an Verletzungen, was man sich vorstellen könne. Es brauche alles an möglicher Hilfe. Die Gesundheitsinfrastruktur ist stark beschädigt.    

Immer noch Rettungen

Unter den Trümmern werden weiter Überlebende gefunden: In der Provinz Hatay wurden eine schwangere Frau und ihr Bruder nach 140 Stunden sowie ein sieben Monate altes Baby von Rettungsteams aus den Trümmern eines eingestürzten Gebäudes gezogen, wie Anadolu berichtete. In der türkischen Stadt Kahramanmaras wurde ein 26-Jähriger aus den Trümmern eines elfstöckigen Gebäudes gerettet.


TOPSHOT - Rescuers are at work among the rubble of collapsed building in Hatay, on February 10, 2023, four days after the 7.8 magnitude earthquake that killed over 11.200 people. - Searchers were still pulling survivors on February 8 from the rubble of the earthquake that killed over 11,200 people in Turkey and Syria, even as the window for rescues narrowed. For two days and nights since the 7.8 magnitude quake, thousands of searchers have worked in freezing temperatures to find those still alive under flattened buildings on either side of the border. (Photo by Yasin AKGUL / AFP)
„Vater Staat“ hat nach dem Erdbeben versagt
Nach der Katastrophe wächst die Kritik am Katastrophenmanagement der türkischen Regierung. Das politische Beben steht wohl erst noch bevor.

In Antakya sei ein fünf Monate altes Baby nach 134 Stunden lebend aus den Trümmern geholt worden, berichtete der staatliche türkische Fernsehsender TRT. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie ein Helfer kopfüber in ein metertiefes Loch hinabgelassen wurde, um zu dem Säugling zu gelangen. Das sichtlich entkräftete Kind wurde nach seiner Befreiung an Rettungssanitäter übergeben.

In Antakya wurde laut einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zudem ein sechsjähriger Junge gerettet, der 137 Stunden lang unter Schutt begraben war. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht. In Iskenderun bargen laut Anadolu Hilfskräfte einen 44-jährigen Mann nach 138 Stunden aus den Trümmern.     

Die Menschen in den betroffenen Gebieten schützen sich notdürftig gegen die Kälte - nun droht auch noch Seuchengefahr.
Die Menschen in den betroffenen Gebieten schützen sich notdürftig gegen die Kälte - nun droht auch noch Seuchengefahr.
Foto: AFP


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