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Schweden ermittelt wieder gegen Assange
International 2 Min. 13.05.2019 Aus unserem online-Archiv

Schweden ermittelt wieder gegen Assange

Assange während einer Konferenz im August 2010 in Stockholm.

Schweden ermittelt wieder gegen Assange

Assange während einer Konferenz im August 2010 in Stockholm.
Bild: AFP/Bertil Ericson
International 2 Min. 13.05.2019 Aus unserem online-Archiv

Schweden ermittelt wieder gegen Assange

Der Wikileaks-Gründer soll 2010 eine Frau in Schweden vergewaltigt haben. Die schwedische Justiz will ihre Voruntersuchungen in dem Fall jetzt wieder aufnehmen.

(dpa) - Die schwedische Staatsanwaltschaft nimmt ihre Voruntersuchungen zu Vergewaltigungsvorwürfen gegen Wikileaks-Gründer Julian Assange wieder auf. Dies gab die Vize-Chefin der Behörde, Eva-Marie Persson, am Montag bekannt.


WikiLeaks Gründer Julian Assange wurde zu 50 Wochen Gefängnis verurteilt.
Wikileaks-Gründer Assange zu 50 Wochen Gefängnis verurteilt
Seit 2012 hatte sich Assange seiner Verhaftung in London durch Flucht in die Botschaft Ecuadors entzogen. Nun bekommt er dafür ein knappes Jahr Haft aufgebrummt, nachdem ihn die Botschaft im April vor die Tür gesetzt hatte. Doch es könnte noch viel schlimmer kommen für Assange.

Assange wird vorgeworfen, 2010 eine Frau in Schweden vergewaltigt zu haben. Er hat die Vorwürfe stets bestritten. Andere Vorwürfe sind inzwischen verjährt.

Wikileaks-Chef Kristinn Hrafnsson vermutet Druck von außen hinter den neu aufgenommenen Voruntersuchungen. „Es ist unbestreitbar, dass politischer Druck auf Schweden zur Wiederaufnahme des Falles geführt hat“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur kurz nach der Ankündigung der schwedischen Anklagebehörde am Montag. Der ganze Fall sei von Anfang bis Ende politisch ausgeschlachtet worden.

Für den Fall, dass Assange nach Schweden ausgeliefert wird, sagte Hrafnsson: „Es gäbe Assange die Gelegenheit, seine Unschuld zu beweisen.“ Assange habe immer gesagt, er sei bereit, sich den Vorwürfen zu stellen – vorausgesetzt, die schwedischen Behörden garantierten, dass er von dort nicht in die USA ausgeliefert werde.

Assange sitzt seit seiner Festnahme in der ecuadorianischen Botschaft in London im Gefängnis. Hrafnsson hatte am Montag nach eigenen Worten keine Gelegenheit, mit Assange zu sprechen und wusste deshalb nicht, wie dieser auf die Nachricht reagiert.

Die stellvertretende Direktorin der schwedischen Staatsanwaltschaft, Eva-Marie Persson.
Die stellvertretende Direktorin der schwedischen Staatsanwaltschaft, Eva-Marie Persson.
Bild: AFP/Jonathan Nackstrand

Als Großbritannien 2012 beschloss, Assange nach Schweden auszuliefern, war er in die ecuadorianische Botschaft in London geflüchtet, wo er sieben Jahre blieb. 2017 wurden die Voruntersuchungen in Schweden eingestellt, weil die Staatsanwaltschaft keine Möglichkeit sah, die Ermittlungen voranzubringen. Die Schuldfrage sei damit aber nicht geklärt, sagte die Anklägerin damals.

Am 11. April dieses Jahres wurde Assange schließlich festgenommen, nachdem ihm die Regierung in Quito das Botschaftsasyl entzogen hatte. Er wurde zu 50 Wochen Haft verurteilt, weil er gegen Kautionsauflagen verstoßen und sich jahrelang dem Zugriff der Polizei entzogen hatte. Die USA wollen, dass der Australier an sie ausgeliefert wird.

Assange hielt sich sieben Jahre lang in der Botschaft Ecuadors auf.
Assange hielt sich sieben Jahre lang in der Botschaft Ecuadors auf.
Foto: CARL COURT

Die USA werfen Assange Verschwörung mit der Whistleblowerin Chelsea Manning vor. Manning hatte Wikileaks 2010 - damals noch als Bradley Manning - Hunderttausende geheime Militärdokumente zukommen lassen. Es geht dabei um die US-Militäreinsätze im Irak und in Afghanistan.

Die Generalstaatsanwaltschaft von Ecuador hat laut Medienberichten einer Durchsuchung des Zimmers des Wikileaks-Gründers Julian Assange in der Londoner Botschaft des lateinamerikanischen Landes zugestimmt. Dokumente, Mobiltelefone, Computer und Datenträger des Netzaktivisten sollen an die USA weitergegeben werden, berichtete die spanische Tageszeitung „El País“ am Montag unter Berufung auf ein Dokument, das der Zeitung vorlag.

Demnach soll der versiegelte Raum am 20. Mai durchsucht werden. Die Entscheidung sei Assanges ecuadorianischem Anwalt Carlos Poveda bereits mitgeteilt worden.



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Die schwedische Staatsanwaltschaft schließt den Fall Assange. Der Wikileaks-Gründer wird aber nicht freikommen, weil die USA ihn anklagen wollen und bereits einen Auslieferungsantrag gestellt haben.
(FILES) In this file photo taken on May 19, 2017 Wikileaks founder Julian Assange speaks on the balcony of the Embassy of Ecuador in London on May 19, 2017. - Julian Assange has been subjected to drawn-out "psychological torture", a UN rights expert said May 31, 2019, accusing the United States, Britain, Ecuador and Sweden of "collective persecution" of the WikiLeaks founder. The United Nations special rapporteur on torture and other cruel, inhuman or degrading treatment, Nils Melzer, also warned that if London agrees to an extradition request from Washington, Assange risked the death penalty. (Photo by Justin TALLIS / AFP)
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