Schottland bleibt britisch
Schottland bleibt britisch
(dpa) - Die schottische Unabhängigkeitsbewegung hat das Referendum über die Loslösung von Großbritannien verloren. Die Bevölkerung Schottlands hat sich in einem Referendum mehrheitlich gegen die Unabhängigkeit von Großbritannien ausgesprochen. Nach Auszählung von 30 der 32 Wahlbezirke lag das „No“-Lager am Freitagmorgen uneinholbar vorn, wie die lokalen Wahlleitungen mitteilten.
Die stellvertretende Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon räumte die Niederlage am frühen Freitagmorgen in der BBC ein. Nach Auszählung von über der Hälfte der Stimmen lagen die Befürworter eines Verbleibs im Vereinigten Königreich bei lediglich 46 Prozent. Die Bekanntgabe des Endergebnisses wurde für die kommenden Stunden erwartet.
„Jedes Mitglied der Yes-Kampagne ist tief enttäuscht. Aber Schottland hat sich für immer verändert“, sagte Sturgeon. Der Regierung in London um Premierminister David Cameron ist es damit gelungen, die Abspaltungstendenzen erfolgreich abzuwehren. Die Meinungsfragen vor der Abstimmung hatten wochenlang ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen beider Lager vorhergesagt.
Die Schottische Nationalpartei von Ministerpräsident Alex Salmond, die vehement für die Unabhängigkeit eingetreten war, konnte in ihren Hochburgen nach ersten Analysen nicht genügend Wähler mobilisieren. Große Städte wie die Metropole Glasgow oder Dundee stimmten zwar mehrheitlich für die Abspaltung von Großbritannien. Die Wahlbeteiligung war aber hier nicht hoch genug, um das Ergebnis aus anderen Regionen umkehren zu können.
Bei einer sehr hohen Wahlbeteiligung hatten sich am Donnerstag in Stoßzeiten lange Schlangen vor den Wahllokalen in den 32 Wahlbezirken Schottlands gebildet.
Cameron mehr als erleichtert
Groß-Britannien bleibt tatsächlich groß - ein Herzenswunsch von Premierminister David Cameron geht in Erfüllung. Der konservative britische Regierungschef hatte im Vorfeld erklärt, es würde ihm das Herz brechen, wenn sich die Schotten von der „erfolgreichsten Familie von Nationen“, die die Welt je gesehen haben, verabschiedet hätten.
Spötter meinten, ein „Ja“ der Schotten hätte dem Premierminister wohl nicht nur das Herz gebrochen. Parteiintern stand Cameron am Pranger, weil er die Unabhängigkeitsbestrebungen im nördlichsten Teil seines Landes lange Zeit völlig unterschätzt hatte. Hätte Schottland mit „Ja“ gestimmt, hätte vor allem der Rest Großbritanniens vor erheblichen finanziellen und strukturellen Problemen gestanden.
Wandel dennoch angesagt
Großbritannien wird sich nach der Entscheidung in Schottland dennoch verändern. Denn immerhin 1,6 Millionen Schotten wollten sich aus der Gemeinschaft verabschieden. Premierminister Cameron und die Chefs der anderen großen Westminster-Parteien versprachen den bereits teilautonomen Schotten im Falle eines „Neins“ zur Unabhängigkeit noch mehr Selbstbestimmung. Dieser „Schwur“ rief sofort Proteste in anderen Landesteilen herauf. Der Ministerpräsident von Wales wollte noch am Freitag in einer Pressekonferenz seinen Forderungskatalog vorstellen.
Großbritannien wird sich nach der Entscheidung in Schottland dennoch verändern. Denn immerhin 1,6 Millionen Schotten wollten sich aus der Gemeinschaft verabschieden. Premierminister Cameron und die Chefs der anderen großen Westminster-Parteien versprachen den bereits teilautonomen Schotten im Falle eines „Neins“ zur Unabhängigkeit noch mehr Selbstbestimmung. Dieser „Schwur“ rief sofort Proteste in anderen Landesteilen herauf. Der Ministerpräsident von Wales wollte noch am Freitag in einer Pressekonferenz seinen Forderungskatalog vorstellen.
Erleichterung in der EU
Das „Nein“ der Schotten zur Unabhängigkeit wird auch im Ausland gerne gehört. Zwar war US-Präsident Barack Obama der einzige Staatsmann von Weltrang, der sich klar positionierte und sich ein „starkes und geeintes Großbritannien“ auf der Weltbühne wünschte. Doch gilt es als gesichert, dass auch in Europa viele Regierungen ein schottisches „Nein“ bevorzugen. Für die europäische Union wurden Nachahmereffekte etwa in Spanien und Belgien, aber auch im italienischen Südtirol befürchtet. Sogar das Schreckgespenst eines Auseinanderbrechens der EU malten einige an die Wand.
Das Thema hatte die Bevölkerung in dem Fünf-Millionen-Einwohner-Land im Norden Englands monatelang elektrisiert, wie dieses Video recht unterhaltsam aufzeigt.
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