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Russland: „Die Angst schreibt inzwischen längst mit"
International 02.04.2023
Podcast Wortwechsel

Russland: „Die Angst schreibt inzwischen längst mit"

Evan Gershkovich, US-amerikanischer Journalist des "Wall Street Journal", der in Russland wegen des Verdachts der Spionage für Washington inhaftiert ist, wird   aus dem Gerichtsgebäude in Moskau eskortiert.
Podcast Wortwechsel

Russland: „Die Angst schreibt inzwischen längst mit"

Evan Gershkovich, US-amerikanischer Journalist des "Wall Street Journal", der in Russland wegen des Verdachts der Spionage für Washington inhaftiert ist, wird aus dem Gerichtsgebäude in Moskau eskortiert.
Foto: AFP
International 02.04.2023
Podcast Wortwechsel

Russland: „Die Angst schreibt inzwischen längst mit"

Michael MERTEN
Michael MERTEN
Die Verhaftung eines US-Reporters ist für Moskau-Korrespondent Stefan Scholl ein Präzedenzfall. Der Druck auf Journalisten ist extrem hoch.

Wegen angeblicher Spionage für die USA hat ein Moskauer Gericht Haftbefehl gegen den US-Journalisten Evan Gershkovich erlassen. Dem Reporter des „Wall Street Journal“ drohen bei einer Verurteilung bis zu 20 Jahre Haft. „Der Präzedenzfall ist geschaffen“, sagt der Moskauer Korrespondent des „Luxemburger Wort“, Stefan Scholl. 

„Seit 1986 wurde in Russland kein ausländischer Journalist festgenommen. Das ist aber jetzt passiert und ich befürchte, das wird kein Einzelfall bleiben“, erörtert er in der siebten Ausgabe des Podcast „Wortwechsel“.


„Ich lebe auf der falschen Seite der Front“
Eine Rückschau unseres Moskau-Korrespondenten auf ein Jahr Krieg, auf falschen Frieden, vergebliches Warten, mutige Russen und verlorene Freunde.

Der journalistische Alltag in Moskau habe sich mit der großangelegten russischen Invasion in der Ukraine stark verändert. „Die Angst schreibt inzwischen längst mit, das hat angefangen im vergangenen März“, sagt Scholl.

Anfang März 2022 beschloss die russische Staatsduma mehrere Gesetzesänderungen, die vermeintliche „Falschaussagen“ über die russische Armee und deren „Diskreditierung“ unter Strafe stellten; seitdem können Kritiker bis zu 15 Jahre Haft für Meinungsäußerungen bekommen. Im russischen Rechtssystem dominiere schon lange die Willkür, betont Scholl. 

LW-Journalist Michael Merten im Videogespräch mit Moskau-Korrespondent Stefan Scholl.
LW-Journalist Michael Merten im Videogespräch mit Moskau-Korrespondent Stefan Scholl.
Foto: Marc Blasius

Es seien schon mehr als 500 diesbezügliche Strafverfahren eingeleitet worden, jedoch bislang immer gegen russische Staatsbürger, nicht gegen westliche Korrespondenten. 

„Was jetzt passiert ist, hat eine andere Dimension.“ Zahlreiche westliche Journalisten verließen 2022 Russland, doch Scholl, der seit 25 Jahren dort lebt, blieb vor Ort. „Es ist kein wirkliches Vergnügen mehr. Wir haben zum einen eben quasi den Druck, dass wir bei jedem Artikel, bei jeder Recherche darüber nachdenken, ob das Folgen hat. Zum anderen lebt man halt in einer Gesellschaft, die auch Krieg führt, die gleichzeitig versucht, diesen Krieg zu ignorieren, und die weniger offen und weniger lebendig ist als früher.“

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Dieser Podcast wird produziert vom Luxemburger Wort

Redaktion: Michael Merten

Moderation: Michael Merten

Gast: Stefan Scholl

Produktion: Marc Blasius

Foto, Video: Marc Blasius

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