Reaktionen aus Luxemburg zum Ende des Zweiten Weltkrieges: „Die Gerechtigkeit hat gesiegt“
Reaktionen aus Luxemburg zum Ende des Zweiten Weltkrieges: „Die Gerechtigkeit hat gesiegt“
Als die Nachricht von der Kapitulation Nazi-Deutschlands durchsickert, atmet man auch im Großherzogtum auf. Obwohl das luxemburgische Staatsterritorium bereits seit Ende Februar nach der gescheiterten Ardennenoffensive gänzlich von der fünf Jahre andauernden Naziokkupation befreit war, ist das Kriegsende in Europa auch für Luxemburg ein historischer Meilenstein.
Die Schreckensherrschaft der Nazis ist nun endgültig beendet. Nach all der Zerstörung und dem Leid der vorangegangenen Jahre blicken viele nun optimistisch in die Zukunft. Gleichzeitig hinterlässt der Krieg Narben. Und es wird Jahre dauern, bis diese verheilt sind. Zunächst aber erlebt Luxemburg einen Jubelsturm, der erst später dem Kater – den Kriegsfolgen – weichen wird.
Nach der Unterzeichnung der Kapitulationsvereinbarung in Reims am 7. Mai 1945 teilt die luxemburgische Regierung mit, dass der Tag der Kapitulation – der 8. Mai 1945 – mittels einer großherzoglichen Verordnung zum gesetzlichen Feiertag erklärt wird.
Im ganzen Land läuten die Kirchenglocken. Die Menschen strömen auf die Straße, es kommt zu teils geplanten, teils spontanen Kundgebungen, um das lange herbeigesehnte Ende des Zweiten Weltkrieges zu feiern. Am folgenden Tag findet in Luxemburg-Stadt eine Siegesparade statt, an der Mitglieder der Résistance, der neu geschaffenen luxemburgischen Armee und all jene teilnehmen, die unter dem Joch der Nazi-Herrschaft gelitten haben.
Die Gerechtigkeit hat gesiegt. Was Gewalt, Neid und Hass ehrgeiziger Diktatoren über die Welt gebracht haben, hat ein Ende.
Auszug aus dem Luxemburger Wort vom 8. Mai 1945
Das „Luxemburger Wort“ bringt seine Freude in seiner Ausgabe vom 8. Mai 1945 zum Ausdruck: „Die Gerechtigkeit hat gesiegt. Was Gewalt, Neid und Hass ehrgeiziger Diktatoren über die Welt gebracht haben, hat ein Ende.“ In der Kathedrale findet zwei Tage später am 10. Mai 1945 – Christi Himmelfahrt – ein Danksagungsgottesdienst statt, ein sogenannter „Sieges“-Te Deum. Großherzogin Charlotte richtet sich am Nachmittag des 8. Mai in einer Radioansprache an das Luxemburger Volk. Sie dankt den Alliierten für ihren Einsatz und lobt jene Landsleute, die auch während der Besatzungszeit für ein freies Luxemburg gekämpft haben. Gleichzeitig mahnt sie aber auch: „De Feind huet am Land vill Ruinen hannerloss, moralesch a materiell Ruinen. Ere'scht wann de' beseitegt sin, ass de Sieg perfekt.“
Gedenken und Erinnerung
Denn es gibt am 8. Mai nicht nur gute Nachrichten zu verkünden. Am gleichen Tag befreien russische Truppen das jüdische Ghetto von Theresienstadt, wo 287 luxemburgische Juden interniert waren. Von ihnen überlebten nur 30 den Holocaust. Nur ein Beispiel von vielen für das schreckliche Leid, das Luxemburg während dem Zweiten Weltkrieg widerfahren ist.
Aus historischer Sicht bedeutsamer als der 8. Mai 1945 wird für Luxemburg am Ende aber der 10. Oktober 1941, der ein Jahr nach Kriegsende zum nationalen Gedenktag erklärt wird. Damals wollten die deutschen Besatzer eine sogenannte Personenbestandsaufnahme durchführen. Im Rahmen einer landesweiten Volksbefragung sollten sich die Einwohner zum Deutschtum und zur deutschen Sprache bekennen.
Doch eine überwältigende Mehrheit von mehr als 96 Prozent der Bevölkerung bekannte sich zum Luxemburgischen. Der nationale Gedenktag erinnert aber auch an die Einwohner, die während der Besatzung im Widerstand aktiv waren, in Gefängnisse oder Konzentrationslager verschleppt wurden, umgesiedelt oder völkerrechtswidrig in die Wehrmachtsuniform gezwungen wurden.
In eher schlechter Erinnerung dürfte vielen Luxemburgern aber noch ein anderes Datum sein, das sich an diesem Sonntag zum 80. Mal jährt. Der 10. Mai 1940. Es ist der Startschuss für die Invasion von Luxemburg, Belgien, den Niederlanden und Frankreich durch Truppen der deutschen Wehrmacht. Großherzogin Charlotte und die Regierung müssen nach London ins Exil flüchten. Erst fünf Jahre später kehren sie zurück.
Gedenkzeremonien fallen aus
Offizielle Gedenkzeremonien zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges fallen in diesem Jahr in Luxemburg aufgrund der Corona-Pandemie ins Wasser. Um an die Opfer des Nazi-Regimes zu erinnern, werden an den Erinnerungsstätten Blumenkränze niedergelegt. Auch im Ausland wurden von langer Hand geplante Großveranstaltungen bereits im Vorfeld abgesagt.
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