Randale bei EM: 150 organisierte russische Hooligans in Marseille
Randale bei EM: 150 organisierte russische Hooligans in Marseille
(dpa) - Etwa 150 „extrem trainierte“ russische Hooligans waren an den Ausschreitungen zwischen Fangruppen in Marseille beteiligt. „Sie sind gekommen, um sich zu schlagen“, sagte Staatsanwalt Brice Robin am Montag. Die Polizei konnte keinen von ihnen festnehmen. Sie hätten extrem schnell gehandelt und seien dann wieder verschwunden, sagte Robin. Nun werden Videoaufnahmen ausgewertet, um die Gewalttäter doch noch zu identifizieren.
Die Ausschreitungen hatten sich am Samstag rund um das EM-Spiel zwischen England und Russland ereignet. Noch am Montag sollten zehn Verdächtige vor Gericht kommen - sechs Briten, drei Franzosen und ein Österreicher. Insgesamt waren 20 mutmaßliche Randalierer festgenommen worden - auch ein Deutscher. Dieser gehört jedoch nicht zum Kreis derer, die sich nun dem Schnellverfahren stellen sollten.
Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen wurden 35 Menschen verletzt, vier davon schwer, ein weiterer Mensch schwebte am Montagnachmittag noch in Lebensgefahr. Beim überwiegenden Teil der Verletzten handelt es sich Robin zufolge um Engländer. Die Szenen aus Marseille hatten Sorgen vor weiteren Ausschreitungen bei der Europameisterschaft und auch Kritik an der Arbeit der französischen Sicherheitsbehörden ausgelöst.
Der Historiker Sébastien Louis, ein französischer Experte für Gewalt-Fans, der die Vorfälle in Marseille beobachtete, beschrieb das Vorgehen russischer Hooligans als „Überfall“ eines „paramilitärischen Kommandos“.
Der Chef der britischen Polizeidelegation bei der EM, Mark Roberts, sagte, die russischen Hooligans seien hoch organisiert und aggressiv. „Unsere Spotter in Marseille (Beamte, die nach Gewalttätern Ausschau halten) haben gesehen, wie sie Mundschutze, Kampfsport-Handschuhe und Tücher anlegten, bevor sie englische Fans im Hafen angriffen“, erzählte Roberts dem „Guardian“. Es sei allerdings auch eine kleine Minderheit englischer Fans nach Marseille gekommen, um Ärger zu machen.
Nach Angaben des Pariser Innenministeriums wurden von Freitag bis Sonntagabend in Frankreich 116 Menschen im Zusammhang mit Fußball-Randale vorläufig festgenommen. 63 von ihnen mussten für Verhöre in Polizeigewahrsam bleiben. Drei gewalttätige Fans seien ausgewiesen worden, fünf weiteren seien Einreiseverbote ausgesprochen worden.
Um weitere Krawalle zu vermeiden, setzen die Städte Lyon und Toulouse nun auf Einschränkungen beim Verkauf von Alkohol. Die jeweils zuständigen Präfekten verboten es, Fans Alkohol zum Mitnehmen zu verkaufen. Innenminister Bernard Cazeneuve hatte die örtlichen Behörden nach den Gewaltszenen von Marseille aufgefordert, in „sensiblen Bereichen“ Alkoholverbote zu verhängen.
Folgen Sie uns auf Facebook und Twitter und abonnieren Sie unseren Newsletter.
