Putin vollführt im Namen Russlands einen Raubzug
Putin vollführt im Namen Russlands einen Raubzug
Von Hans Contier *
Armand Clesse, der schon im Oktober letzten Jahres im „Luxemburger Wort“ einen einschlägigen Beitrag zum Thema geliefert hat, beklagt sich, dass er und seinesgleichen jederzeit unter Verdacht stehen, dass sie Putins Spiel betreiben. Wundert sich jemand darüber? Ist doch allzu offensichtlich, „was da abgeht“.
Putin vollführt im Namen Russlands einen Raubzug. Er und die Seinen haben ihr Land ausgeplündert. Für das Volk bleibt wenig bis gar nichts. Andererseits lässt sich auch in Russland nicht völlig verbergen, dass es anderswo besser läuft – in Westeuropa, und vor allem, in den Staaten der ehemaligen UdSSR die Menschen auf einem viel höheren Niveau leben. Welche Provokation!
Das weckt Zweifel an den Fähigkeiten und der Integrität der eigenen Führung. Um aufkommenden Revolten von vornherein einen Riegel vorzuschieben, müssen innenpolitisch die Maulkörbe so eng gesetzt werden, dass sich keine unliebsamen Gegenbewegungen bilden können, außenpolitisch die anderen Länder verleumdet und zum Feind erklärt werden, dessen einziges Ziel angeblich die Vernichtung Russlands ist, gegen die das Land sich verteidigen muss.
Wenn dann noch Beute gemacht werden kann, an der man das eigene Volk mit ein paar Brocken teilhaben lassen kann – umso besser!
Soviel zum Vorwurf der Ideologie! Nun zum praktischen Teil: Nicht der Westen bedroht Russland, sondern Putins Russland versucht, mithilfe von Fake News sowie einer Armee von Trollen und Spionen Europa zu destabilisieren, damit dessen Verleumdung bei den eigenen Bürgern glaubwürdiger wirkt und dieses ihm letztendlich als leichte Beute in den Schoß fallen wird.
Nicht die Ukraine hat Russland überfallen oder den Krieg erklärt, sondern Russland die Ukraine, wenn auch „nur“ in Form einer „Spezialoperation“. Wenn die Ukrainer das nicht hinnehmen, vielmehr sich gegen diesen Überfall wehren, weil sie sich nicht versklaven, ihre Frauen nicht vergewaltigen, ihre Kinder nicht rauben lassen wollen – kann ihnen jemand das verübeln?
Sicherlich jene, die den Mumm zur Gegenwehr nicht aufbringen würden und neidvoll zuschauen müssen, wie andere es besser machen. Woher bezieht Armand Clesse die Legitimation, ihnen das zu verwehren?
Wenn jemand beweispflichtig ist, dann ist es Putin.
Außerdem natürlich all jene, die meinen, von einem „Sieg“ Putins profitieren zu können. Woher diese aber die Zuversicht beziehen, für sie würde etwas abfallen von der Beute, dürfte ihr Geheimnis bleiben.
Man verlangt von uns, die wir die Position der Ukraine verteidigen, immer wieder, unsere Thesen zu beweisen. Nein, wenn jemand beweispflichtig ist, dann ist es Putin. Und er beweist jeden Tag das Gegenteil, und zwar so offensichtlich, dass – bis auf wenige Ausnahmen – die ganze Welt auf Distanz geht. Was seine Wut natürlich nur noch steigert. Aber sind wir dafür zuständig, dass Putin bei guter Laune bleibt und Niederlagen ihm erspart bleiben?
Stattdessen diskreditierte er sich schon seit vielen Jahren, wenn auch der Westen davon nichts zur Kenntnis nehmen wollte. Der Krieg fiel von Anfang an und mit jedem Tag mehr auf durch die Gräueltaten, welche die russischen Armeen vor den Augen der Welt begehen. Und jeder, der dafür Verständnis hat oder sie auch nur leugnet, verharmlost oder andere dafür verantwortlich macht, muss uns verdächtig vorkommen.
Letztendlich bleibt seinen „Verteidigern“ nur noch der dezente Hinweis: Wenn wir nicht parieren, dann bleibt ihm, weil er so schwer beleidigt wurde, nichts anderes mehr übrig, als die Atombombe einzusetzen. Wenn ihr also nicht wollt, dass …, dann …
Dass wir dann aber auf alle Zukunft hinaus von jedem hergelaufenen Strolch erpresst werden können, das wird verschwiegen. Die Atombombe ist, und das sollten wir endlich mal zur Kenntnis nehmen, das Menetekel, das wir uns selbst eingebrockt haben und auch nicht mehr loswerden. Damit müssen wir leben.
* Der Autor ist Grundschullehrer im Ruhestand
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