Philippinen: Nach der Nothilfe der Wiederaufbau
Philippinen: Nach der Nothilfe der Wiederaufbau
(wl/dpa) - Es war einer der schwersten, wenn nicht der schwerste bisher gemessene tropische Taifun überhaupt. „Haiyan“ zog Anfang November durch Südostasien. Seine Folgen waren verheerend. Kurz vor der Küste hatte „Haiyan“ eine mittlere Windgeschwindigkeit von etwa 314 Kilometern pro Stunde – mit Spitzenböen bis zu 379 Kilometern pro Stunde. Bis zu fünf Meter hohe Wellen trafen am 6. November auf die Küstengebiete. Mehr als 6 100 Menschen kamen ums Leben. Rund vier Millionen Menschen verloren ihr Zuhause.
Aber auch die Sachschäden sind beträchtlich. Mehr als eine Million Häuser wurden beschädigt. Der von dem tropischen Wirbelsturm verursachte Gesamtschaden beläuft sich laut der Rückversicherungsgesellschaft Munich Re umgerechnet auf etwa 7,3 Milliarden Euro.
Internationale Solidarität
Besonders in Mitleidenschaft gezogen wurde die Visayas-Inselgruppe in den Zentral-Philippinen. Doch auch die internationale Solidarität war groß. Hilfsorganisationen aus der ganzen Welt kamen, um Katastrophenhilfe zu leisten – darunter auch viele aus Luxemburg. Das Rote Kreuz gehört zu den wichtigsten. Pierre Grandidier, der als Freiwilliger von Mitte Dezember bis Mitte Januar auf den Philippinen im Hilfseinsatz war, schildert seine Eindrücke von dort: „Die Schäden sind wirklich enorm. Eines von zwei Häusern in der dicht besiedelten Katastrophenregion ist zerstört.“
Grandidier war als Mitglied eines Benelux-„Relief“-Teams für die Verteilung der materiellen Katastrophenhilfe zuständig, d. h. alles, was keine Lebensmittel sind. Das Material wird erst per Flugzeug und Schiff, dann per Lastwagen herbeigeschafft. Die internationalen und philippinischen Freiwilligen verteilen die Hilfsgüter auf Dorfplätzen oder anderen geeigneten Orten wie Basketball-Plätzen – manchmal sind es zwei Lastwagenladungen an bis zu 1 000 Menschen am Tag.
Die Freiwilligen haben einen Zehn- bis Zwölf-Stunden-Tag, und das sieben Tage die Woche. Die kurze Nacht verbringen sie in Zelten oder Hotels vor Ort. Grandidier lobt die Fähigkeit der Filipinos, den Wiederaufbau in ihre eigenen Hände zu nehmen. Es herrsche Vertrauen in staatliche Institutionen und Hilfsorganisationen, ein wirklicher Gemeinsinn sowie Dankbarkeit gegenüber einheimischen und internationalen Helfern. Dies alles habe den Hilfseinsatz ungemein erleichtert.
6 000 „Fertighäuser"
Mit dem Abschluss der Katastrophenhilfe Ende Februar gewinnt der Wiederaufbau immer mehr an Bedeutung. So finanziert das Luxemburger Rote Kreuz den Bau von 6 000 „Fertighäusern“ aus Bambus, die den besonderen klimatischen Bedingungen vor Ort Rechnung tragen, d. h. so wetter- und windfest wie nur möglich sind. Die Empfänger werden bereits ausgesucht, ebenso der Ort auf der Insel Samar. Dazu hat das Luxemburger Rote Kreuz eigens zwei Spezialisten entsandt, die beiden Architekten Britt Christaens und Muhammad Gafur, die neun Monaten vor Ort arbeiten, um u. a. den Planung, Kauf und Transport von Baumaterialien zu überwachen.
Der Preis pro Einheit wird stark davon abhängen, ob die Materialien vor Ort und im Ausland beschafft werden. Ursprünglich hatte das Luxemburger Rote Kreuz 250 000 Euro für die Katastrophenhilfe zur Verfügung gestellt, welche die luxemburgische Regierung um 200 000 Euro aufgestockt hatte. Laut Myriam Jacoby hat das Luxemburger Rote Kreuz bislang 750 000 Euro an Spenden gesammelt, die nun in den Wiederaufbau fließen.
