Parkland-Überlebender erreicht Fox-Boykott
Parkland-Überlebender erreicht Fox-Boykott
Auf den Kopf gefallen ist David Hogg zweifellos nicht. Der Überlebende des Parkland-Massakers am Valentinstag an einer High School in Florida, hat nun mit einem einzigen Tweet den mächtigen Newssender Fox in die Knie gezwungen und elf US-Unternehmen dazu gebracht, die Fox-Sendung "The Ingraham Angle" zu boykottieren. Die Episode zeigt, dass die US-Gesellschaft vor einem Umbruch steht: Immer mehr Unternehmen wenden sich von der mächtigen Waffenlobby ab.
Auslöser war eine Nachricht der Fox-Moderatorin Laura Ingraham am Mittwochmorgen auf Twitter. Darin machte sich die populäre Moderatorin einer konservativen Talkshow auf Fox News über Hogg und seine gescheiterten College-Bewerbungen lustig: "David Hogg rejected by four colleges to which he applied and whines about it". Tatsächlich hatte Hogg, der in Folge des Parkland-Massakers zu einem bekannten Gesicht in der US-Öffentlichkeit geworden ist, gegenüber dem Boulevardmedium TMZ zugegeben, dass vier kalifornische Universitäten seine Bewerbungen abgelehnt hätten, darunter die UCLA. Es sei in letzter Zeit nicht gut gelaufen in dieser Hinsicht. Weder für ihn, noch für andere Mitglieder der Anti-Waffen-Bewegung, so Hogg in diesem Interview.
Am Mittwochabend dann reagiert Hogg auf den Tweet der konservativen Moderatorin. Simpel, aber effizient: Der 17-Jährige twittert eine Liste mit zwölf Unternehmen, die hinter der Sendung von Ingraham auf Fox stehen. Er fordert zum Boykott auf und bittet die Firmen, ihn zu unterstützen, indem sie ihre Werbespots zurück ziehen. Kaum zwei Tage später sind elf Unternehmen dem Aufruf gefolgt, darunter Nestlé, das Videoportal Hulu oder das Reiseportal TripAdvisor.
Ingraham gibt sich einsichtig, zumindest in der Öffentlichkeit und twittert eine Entschuldigung. Der Notendurchschnitt von Hogg von 4,2 (von 5, Anm. d. Red.) sei etwas, auf das jeder Student stolz sein könnte. Angesichts der Osterfeierlichkeiten wolle sie sich denn auch entschuldigen. Bei Hogg und sämtlichen Überlebenden des Massakers von Parkland. Allerdings sei ihre Sendung eine der ersten gewesen, die Hogg eine Plattform geboten habe, fügt sie hinzu.
Hogg aber geht nicht auf die Entschuldigung ein. In einem Interview mit CNN nennt er die Nachricht "heuchlerisch". Ingraham habe nur Angst vor Verlusten. Die Zuschauer sollten sich nicht vom echten Diskurs ablenken lassen. "Ich bin nicht das Thema", so der Teenager. Das Thema sei die Waffengewalt in den USA. Davon habe Ingraham abzulenken versucht. Dass nun ein Teil der US-Wirtschaft sich hinter ihn und seine Freunde stelle, sei großartig, so Hogg.
Ein bekanntes Muster
Der Zwischenfall ist nur ein weiteres Kapitel im Streit zwischen den Anti-Waffen-Aktivisten und der konservativen Seite, die um ihr Recht auf Waffenbesitz bangt. Der Newssender Fox steht bekanntlich der mächtigen Waffenlobby NRA nahe und gibt immer wieder Waffen-Befürwortern eine Plattform. Diese versuchen, das Moment der Anti-Waffen-Bewegung zu stoppen, indem sie vor allem die jungen Überlebenden der Parkland-Katastrophe angreifen und diskreditieren. Dort hatte ein Schüler an Valentinstag 17 Personen erschossen und zahlreiche Andere verletzt. Die überlebenden Schüler haben daraufhin die Medien genutzt, um eine noch nie dagewesene Diskussion in den USA über Waffenbesitz auszulösen.
Laura Ingraham ist keine Unbekannte in den USA. Die konservative Moderatorin hatte sich zuletzt den Zorn der NBA-Stars LeBron James und Kevin Durant zugezogen. Beide hatten US-Präsident Trump öffentlich als Rassisten bezeichnet. Daraufhin hatte Ingraham die Stars öffentlich gerügt, ihnen jegliches Recht auf eine politische Meinung abgesprochen, bevor sie die beiden Basketballspieler zu einer "echten" Diskussionsrunde in ihre Sendung einlud. Ähnlich ging Ingraham nun auch mit Hogg um, nur um ihn dann zu einer Sendung einzuladen.
Dazu wird es nun aber nicht kommen. Zumindest nicht in näherer Zukunft. Ingraham verkündet am Freitag, dass sie in der kommenden Woche Urlaub nehmen werde. Ihre Sendung soll indes weiterlaufen, geführt von Gast-Moderatoren.
