Papst Benedikt XVI. warnt vor Aufweichung des Zölibats
Papst Benedikt XVI. warnt vor Aufweichung des Zölibats
(dpa/KNA) - Der emeritierte Papst Benedikt hat sich aus dem Ruhestand zu einem heiklen Thema in der katholischen Kirche zu Wort gemeldet und sich gegen eine Aufweichung des Zölibats ausgesprochen. In einem Buch spricht er gemeinsam mit dem konservativen westafrikanischen Kardinal Robert Sarah von einer „dunklen Zeit“, die das Priestertum durchschreite, wie es in einer Mitteilung des Verlags Ignatius Press heißt.
„Ich glaube, dass der Zölibat eine große Bedeutung hat“, schreibt der 92 Jahre alte Benedikt nach Angaben der französischen Zeitung „Le Figaro“, die vorab einen Auszug veröffentlichte. Das Buch mit dem Titel „Des profondeurs de nos cœurs“ soll am Mittwoch zuerst in Frankreich erscheinen - am 20. Januar dann auf Englisch. Zölibat bedeutet die verpflichtende Ehelosigkeit für römisch-katholische Priester.
In dem Buch sprechen sich sowohl Benedikt XVI. wie auch der aus dem afrikanischen Guinea stammende Kardinal Sarah gegen eine Aufhebung des Zölibats aus. Regionale Ausnahmen vom Zölibat lehnen sie ab. Auch einer Weihe von Frauen erteilen sie eine Absage. In ihrem gemeinsam verfassten Vorwort betonen die Autoren, sie handelten "aus Liebe zur Einheit der Kirche".
In den von "Le Figaro" veröffentlichten Auszügen betont der emeritierte Papst, die Tradition des Zölibats reiche bis in die alte Kirche zurück. Schon damals seien Priester zu sexueller Enthaltsamkeit verpflichtet worden. Verheiratete Männer hätten in einer sogenannten Josephsehe leben müssen, also ohne sexuelle Kontakte zu ihrer Frau. Die Ehe betreffe den Menschen in seiner Gesamtheit - genauso erfordere der Dienst im Namen des Herrn die totale Hingabe des Menschen. Es erscheine nicht möglich, beiden Berufungen gleichzeitig gerecht zu werden. "Ich glaube, dass der Zölibat eine große Bedeutung hat, da er auf einen möglichen irdischen Besitz und ein Leben im Kreis der Familie verzichtet."
Benedikt war vor sieben Jahren zurückgetreten und lebt eigentlich zurückgezogen in einem Kloster im Vatikan. Allerdings sorgt er immer wieder mit Wortmeldungen für Aufsehen. So schrieb er zum Beispiel nach Franziskus' Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan im vergangenen Jahr, dass die 68er-Revolution einer der Auslöser für Pädophilie war.
Bei der letzten Bischofssynode im Vatikan im Herbst ging es unter anderem um die Frage, ob Priester in Ausnahmefällen in der Amazonas-Region auch verheiratet sein können. Dafür hatte sich die Mehrzahl der Teilnehmer ausgesprochen, um den extremen Priestermangel in der lateinamerikanischen Region zu bekämpfen. Kritiker sahen das als Einfallstor, den Zölibat ganz abzuschaffen. Papst Franziskus, der das immer wieder zurückgewiesen hat, will in Kürze ein postsynodales Schreiben zu dem Thema veröffentlichen.
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