(dpa) - Inmitten wachsender Ungewissheit über neue
Verhandlungen zu seinem Atomwaffenprogramm hat Nordkorea die USA mit
neuen Raketentests gereizt. Das nordkoreanische Militär habe im
Morgengrauen am Donnerstag im Abstand von 23 Minuten zwei
Kurzstreckenraketen in Richtung offenes Meer abgefeuert, teilte der
Generalstab der südkoreanischen Streitkräfte mit. Erste Analysen durch
Südkorea legten nahe, dass das weitgehend isolierte Nachbarland gegen
internationale Sanktionen verstoßen haben könnte. Die US-Regierung
reagierte schmallippig auf die Aktion Pjöngjangs.
Der Ständige Ausschuss des nationalen Sicherheitsrats in Seoul
erklärte, man betrachte die von Nordkorea abgefeuerten Projektile als
„einen neuartigen Typ ballistischer Raketen von kurzer Reichweite“. Es
würden aber in Zusammenarbeit mit den USA noch weitere Analysen
durchgeführt, um zu einer endgültigen Beurteilung zu kommen. Das Komitee
äußerte sich sehr besorgt. Solche Tests durch Nordkorea seien „für die
Bemühungen wenig hilfreich, die militärischen Spannungen auf der
koreanischen Halbinsel zu verringern“.
Besorgnis
UN-Generalsekretär Antonio Guterres zeigte sich besorgt über
die Raketentests. Über einen Sprecher rief er dazu auf, dass die
Gespräche zwischen den USA und Nordkorea wieder aufgenommen werden.
UN-Resolutionen verbieten Nordkorea - das mehrfach Atombomben getestet
hat - die Starts von ballistischen Raketen kurzer, mittlerer und langer
Reichweite. Solche Raketen sind in aller Regel Boden-Boden-Raketen, die
einen konventionellen, chemischen, biologischen oder atomaren Sprengkopf
befördern können.
Nach den Angaben des südkoreanischen Militärs flog eine Rakete in einer Höhe von 50 Kilometern etwa 430 Kilometer, die zweite 690 Kilometer weit. Beide Raketen seien ins Japanische Meer (koreanisch: Ostmeer) gestürzt. Als Kurzstreckenraketen gelten Raketen unterhalb einer Reichweite von 1000 Kilometern.
Die neuen Waffentests kommen nicht ganz unerwartet. In Südkorea wurden sie als Zeichen des Unmuts der kommunistischen Führung in Pjöngjang über neue Manöver gesehen, die die USA und Südkorea für August planen. Nordkorea hatte deswegen kürzlich auch die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit den USA infrage gestellt.