Nordkorea: Nächtliche Parade mit neuer Rakete
Nordkorea: Nächtliche Parade mit neuer Rakete
(dpa) - Nordkorea hat zum 75. Gründungstag der herrschenden Arbeiterpartei mit einer ungewöhnlichen nächtlichen Militärparade Stärke demonstriert. Das Staatsfernsehen zeigte am Samstagabend (Ortszeit) Bilder von den Jubiläumsfeiern mit Tausenden im Stechschritt marschierenden Soldaten, mit Raketen beladenen Fahrzeugen, jubelnden Menschenmassen und einem Feuerwerk im Zentrum der Hauptstadt Pjöngjang. Er wünsche allen Menschen der Welt, die gegen das Coronavirus kämpften, eine gute Gesundheit, sagte der teils emotional wirkende Machthaber Kim Jong Un vor dem Beginn der Heerschau in einer Rede unter nächtlichem Himmel. „Ich sende auch warmherzige Grüße an die Südkoreaner mit demselben Wunsch.“
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Mit Blick auf Südkorea sprach Kim von einer Hoffnung, dass die Gesundheitskrise bald vorbei sein und der Tag kommen werde, dass sich beide koreanischen Staaten „wieder die Hand reichen“ könnten.
Bei der anschließenden Militärparade präsentierte die selbst erklärte Atommacht ballistische Raketen verschiedener Reichweiten. Die Heerschau habe um 0 Uhr am Samstag begonnen, berichteten die Staatsmedien am Sonntag. Dabei wurde nach Einschätzung von Experten außer einer neuen Interkontinentalrakete (ICBM) auch eine neue Mittelstreckenrakete vorgeführt, die von einem U-Boot abgefeuert werden könne (SLBM).
Neuartige Interkontinentalrakete
Die neue ICBM, vermutlich eine Hwasong-16, scheine etwa 25 bis 26 Meter lang und damit 4 bis 4,5 Meter länger als die Hwasong-15 zu sein, die im November 2017 getestet worden sei, schrieben Experten der auf Nordkorea spezialisierten Nachrichtenseite „38 North“ des Stimson Center in den USA. Die Vorführung dieser beiden Systeme habe offensichtlich auch eine politische Botschaft enthalten. In Südkorea wurde angenommen, dass die Rakete weiter als die Hwasong-15 fliegen könne, die eine Reichweite von mehr als 12.800 Kilometern habe.
Der Nationale Sicherheitsrat in Südkorea befasste sich am Sonntag mit der Militärparade und der Rede Kims. Das Gremium betonte, „die verschiedenen Abkommen zwischen Süd- und Nordkorea zur Vermeidung bilateraler bewaffneter Auseinandersetzungen und eines Kriegs“ müssten aufrechterhalten werden.
Kim Jong Un hatte Ende 2019 bei einem Parteitreffen gedroht, die Welt werde in naher Zukunft eine „neue strategische Waffe“ erleben. Die Nuklearverhandlungen mit den USA kommen seit dem gescheiterten Gipfeltreffen Kims mit US-Präsident Donald Trump im Februar 2019 in Vietnam nicht mehr voran.
Der in einem grauen Anzug und mit Krawatte gekleidete Kim hielt seine Rede auf einem Podium auf dem Kim-Il-Sung-Platz, der hell erleuchtet war. Als er die Bühne betrat, war es Mitternacht. Die Rede wurde wiederholt von Jubelrufen der Massen und Beifall unterbrochen. Einige Soldaten und Zivilisten weinten. Niemand trug eine Maske zum Schutz gegen das Coronavirus. Nordkorea hat bisher keinen einzigen Infektionsfall gemeldet.
Pjöngjang nutzt oft wichtige Feier- oder Gedenktage dazu, militärische Stärke zu zeigen. Als ungewöhnlich galt diesmal die Tageszeit für die Waffenschau. Zunächst hatte der Generalstab in Südkorea mitgeteilte, dass es Anzeichen dafür gebe, dass in Pjöngjang eine große Militärparade in den frühen Morgenstunden stattgefunden habe. Nach Ansicht von Beobachtern erhoffte sich die Führung von dem nächtlichen Massenspektakel offensichtlich eine größere Wirkung. „Die Entscheidung, das zu Beginn der Nacht abzuhalten, macht Sinn, mit Kim Jong Uns scharfer, emotionaler Betonung, die Widrigkeiten zu überwinden“, schrieb der Nordkorea-Experte Ankit Panda auf Twitter. Damit solle suggeriert werden: „Das Licht der Arbeiterpartei wird die Dunkelheit durchdringen“.
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