Nordkorea-Diplomatie beschleunigt
Nordkorea-Diplomatie beschleunigt
Von LW-Korrespondent Daniel Kestenholz aus Bangkok
Im Vorfeld des voraussichtlich im Juni stattfindenden historischen Gipfeltreffens zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Führer Kim Jong Un beschleunigt sich die internationale Nordkorea-Diplomatie erheblich. US-Außenminister Mike Pompeo ist am Mittwoch zu seinem zweiten Besuch in einem Monat in Pjöngjang eingetroffen, um letzte Details für das erste Gipfeltreffen zwischen den beiden Kriegsfeinden auszuarbeiten. Kim Jong Un seinerseits hat dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in den letzten Tagen den zweiten Besuch in sechs Wochen abgestattet.
Xi empfing den nordkoreanischen Führer in Chinas nordöstlicher Küstenstadt Dalian, rund 360 Kilometer Luftlinie von Pjöngjang entfernt. Kim war an Bord einer Passagiermaschine der nationalen Fluglinie Air Koryo nach Dalian gereist, womit er mit dem Brauch von Nordkoreas Herrscherdynastie brach, für Reisen ins Ausland eine gepanzerte Zugkomposition zu nehmen.
Der US-Nordkorea-Gipfel findet voraussichtlich im Juni in Singapur statt, doch auch der innerkoreanische Grenzort Panmunjom bleibt ein möglicher Austragungsort für eines der wohl wichtigsten politischen Ereignisse in diesem Jahrzehnt.
Naiver Glauben
Der große Abwesende bei den epochalen Vorgängen rund um Nordkorea bleibt China, Pjöngjangs treuester Verbündeter, dessen langjährige Nahrungsmittel- und Rohstoffexporte nach Nordkorea auch das Überleben der Kim-Dynastie gesichert haben. Mit seiner neuen Nähe zu Kim will Xi sicherstellen, dass eine mögliche Annäherung zwischen Pjöngjang und Washington die strategischen, wirtschaftlichen und politischen Interessen Pekings nicht verletzt, diente Nordkorea doch während Jahrzehnten auch als willkommener Puffer an Chinas Nordostflanke.
Xi und Kim haben in Dalian demonstrativ Bemühungen in Szene gesetzt, ein in den letzten Jahren angespanntes Bündnis wiederzubeleben. Das chinesische Fernsehen zeigte die beiden Führer sprechend und lächelnd, bei strahlendem Sonnenschein, beim entspannten Spaziergang am Meer und in einem nahegelegenen Park. Das Dalian-Treffen dient dem Kim-Regime auch, einen möglichen Singapur-Gipfel besser mit China zu koordinieren, das Medienberichten zufolge logistische Hilfe wie Flugtransport zur Verfügung stellen würde.
Geeinte Front
Washington wiederum scheint bemüht, eine geeinte Front mit China gegenüber Nordkorea zu demonstrieren. Xi und Trump telefonierten noch am Dienstag: "Präsident Trump und Präsident Xi waren sich einig", erklärte das Weiße Haus, "wie wichtig die weitere Umsetzung der Sanktionen gegen Nordkorea ist, bis es seine Nuklear- und Raketenprogramme endgültig abbaut."
Trump sagte unlängst, Ort und Datum des Gipfels mit Kim seien beschlossen, doch vor einer offiziellen Bestätigung dürfte Washington noch konkrete Schritte Pjöngjangs abwarten. Kim hatte gegenüber US-Außenminister Pompeo vor einem Monat angedeutet, vor dem Gipfel die Freilassung von drei inhaftierten US-Staatsbürgern zu erwägen. Pompeo ließ vor seinem gestrigen Abflug nach Pjöngjang offen, ob die Freilassung eine Bedingung für ein Treffen zwischen Trump und Kim ist. "Wir haben seit 17 Monaten um die Freilassung dieser Häftlinge gebeten", so Pompeo. "Wir werden nochmal darüber reden. Es wäre eine große Geste, wenn sie dem zustimmen würden."
Aus südkoreanischen Kreisen verlautete am Mittwoch, man erwarte, dass Pompeo Nordkorea zusammen mit den drei US-Bürgern verlasse.
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