Nordirland: Journalistin bei "terroristischem Vorfall" erschossen
Nordirland: Journalistin bei "terroristischem Vorfall" erschossen
(dpa/SC) - Am Rande der nordirischen Stadt Londonderry ist es am Donnerstagabend gegen 23 Uhr Ortszeit zu gewaltsamen Ausschreitungen und tödlichen Schüssen auf eine junge Journalistin gekommen. Der Tod der 29-jährigen Lyra McKee in der Wohnsiedlung Creggan werde als "terroristischer Vorfall" behandelt, teilte die örtliche Polizei in der Nacht zum Freitag über Twitter mit. Es wurden Mordermittlungen eingeleitet.
Zuvor hatte die Polizei darüber informiert, dass in Creggan Brandsätze geschleudert und mehrere Schüsse abgefeuert worden seien. Auf Bildern vom Ort des Geschehens waren brennende Autos, gepanzerte Einsatzfahrzeuge der Polizei und schwer bewaffnete Sicherheitskräfte zu sehen.
Ein Passant fing die dramatische Szenen mit seiner Handykamera ein. In dem Video von der Tat ist offenbar ein maskierter Schütze zu sehen, der durch die Straße kriecht bevor er das Feuer auf die 29-jähre Journalistin eröffnet. Lyra McKee stand zu dem Zeitpunkt in der Nähe eines Polizeiwagens. Sie ging schwer verletzt zu Boden.
"Sie wurde in einem Polizeiwagen ins Altnagelvin Krankenhaus gebracht, aber unglücklicherweise erlag sie ihren Verletzungen", so der stellvertretende Polizeipräsident Mark Hamilton auf einer Pressekonferenz am Freitag.
In ihrem letzten Tweet beschrieb die junge Journalistin, die von der nationalen Journalisten-Union als "eine der vielversprechendsten Nachwuchstalente" bezeichnet wurde, die Situation im nordirischen Londonderry als "absoluten Wahnsinn."
Behörden teilten am Freitag mit, die terroristische Organisation "New IRA" stecke "aller Wahrscheinlichkeit nach" hinter dem tödlichen Schüssen. Das nordirische Londonderry liegt nahe an der Grenze zu der Republik Irland. Jahrzehntelang gab es entlang dieser Grenze bis zum Karfreitagsabkommen von 1998 gewaltsamee Konflikte zwischen pro-britischen und pro-irischen Gruppen.
Die IRA, auch bekannt als die irisch-republikanische Armee, kämpfte bis 1998 gewaltsam für die Unabhängigkeit Irlands und war für eine Vielzahl an blutigen Anschlägen zuständig.
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Zuletzt war die Sorge gewachsen, dass beim Brexit wieder eine feste Grenze zur Republik Irland entstehen und neue Gewalt anfachen könnte.
Eine Delegation von Abgeordneten des Parlaments der Republik Irland war erst am Dienstag zu Besuch in Luxemburg. Die Abgeordneten drückten ihre Sorgen darüber aus, welchen Effekt der Brexit auf den prekären Frieden in der irischen Grenzregion haben könnte. Zwei Tage vor dem Anschlag auf Lyra McKee sagten sie, sie befürchteten erneute Gewaltausbrüche in der Grenzregion und teilten mit, es wäre höchste Priorität, das "Good Friday" Friedensabkommen zu erhalten.
Die britische Premierministerin Theresa May äußerte sich zu dem gewaltsamen Tod der Journalistin und nannte den Mord "schockierend und sinnlos." McKee sei eine engagierte Journalistin gewesen, die bei der Ausübung ihres Berufs großen Mut bewiesen habe, so May weiter.
Auch die EU-Kommission hat besorgt auf die Gewalt und die tödlichen Schüsse auf eine junge Frau im nordirischen Londonderry reagiert. "Wir verurteilen solche Gewalt und sind zuversichtlich, dass die britischen Behörden die genauen Umstände dieses tragischen Vorfalls aufklären werden", erklärte ein Sprecher der Brüsseler Behörde am Freitag.
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