NFL-Hymnenprotest: Nike wirbt mit Kaepernick
NFL-Hymnenprotest: Nike wirbt mit Kaepernick
(dpa/tom) - Der frühere Football-Quarterback Colin Kaepernick, der vor gut zwei Jahren die Nationalhymnen-Proteste im US-Sport ausgelöst hatte, ist Teil der neuesten „Just Do It“-Werbekampagne des amerikanischen Sportartikelherstellers Nike. Wie der US-Sportsender ESPN am Montag (Ortszeit) berichtete, ist der 30-Jährige einer von mehreren Athleten, mit denen Nike das 30. Jubiläum des Markenmottos „Just Do It“ (Mach es einfach) feiern wird.
Kaepernick, der zuletzt 2016 für die San Francisco 49ers in der amerikanischen Profi-Liga NFL spielte, postete ein Foto der neuen Werbekampagne auf seinen sozialen Kanälen. Das Foto zeigt eine Nahaufnahme von Kaepernicks Gesicht mit dem Werbeschriftzug: „Glaube an etwas, auch wenn das heißen sollte, alles andere zu opfern“.
Neben dem ehemaligen NFL-Spieler sind unter anderem auch Odell Beckham Jr. (American Football), Serena Williams (Tennis) und LeBron James (Basketball) Teil der „Just Do It“-Kampagne. Kaepernick wird seit 2011 von Nike gesponsert.
„Wir glauben, Colin ist einer der inspirierendsten Sportler seiner Generation, der die Plattform Sport dazu nutzte, um die Welt zu verbessern“, sagte Gino Fisanotti, der nordamerikanische Marken-Vizepräsident für Nike, dem Sender ESPN.
Im August 2016 begann mit Kaepernick die Welle an Protesten von NFL-Profis, die sich durch ihren Kniefall oder erhobene Fäuste gegen Polizeibrutalität und Rassen-Ungleichheiten aussprechen. US-Präsident Donald Trump bezeichnete kniende Spieler im vergangenen Jahr als „Hurensöhne“ und hat seitdem seine Kritik an der Liga und den protestierenden Spielern mehrfach erneuert.
"Paviane, die nach Afrika zurück sollten"
Trumps Ausfall war sicher der prominenteste, aber noch nicht der heftigste gegen Kaepernick und seine Kollegen: Carla Maloney, die - mittlerweile zurückgetretene - Parteisekretärin der Republikaner für den Bezirk Beaver County, Pennsylvania, postete auf ihrer privaten Facebook-Seite im September 2017: "Ich bin es leid, dass diese ignoranten, überbezahlten Schwarzen mir erzählen, woran ich glauben soll. Ich sage Euch, woran ich glaube: an unsere Flagge und an unsere Hymne. Ende der Debatte. Wenn Euch das nicht gefällt, geht nach Afrika und schaut, wie es Euch da gefällt."
Wie viele Männer und Frauen haben Körperteile verloren oder sind gestorben, um dieses Land zu beschützen - und Ihr Paviane wollt Respekt?
Der Anlass für ihren Ausbruch war offensichtlich der Protest der Pittsburgh Steelers gewesen, die sich Colin Kaepernick angeschlossen hatten und in der Kabine geblieben waren, während die Hymne gespielt wurde. Maloney schreibt weiter: "Die Steelers sind jetzt genauso schlimm wie der Rest der überbezahlten Paviane. Wie viele Männer und Frauen haben Körperteile verloren oder sind gestorben, um dieses Land zu beschützen - und Ihr Paviane wollt Respekt?"
Dem folgte ein Aufruf, die NFL zu boykottieren, keine Tickets für Spiele zu kaufen oder zumindest kein Geld an den Essensständen auszugeben. Maloney kann es sich nicht verkneifen, die Spieler zum Schluss ein weiteres Mal rassistisch zu beleidigen: "Mal sehen, wovon die Paviane bezahlt werden, wenn die Weißen aufhören, ihre Gehälter zu bezahlen."
Bekannt wurden die rassistischen Ausfälle erst vor ein paar Tagen. Sie sind pikant - denn obwohl Maloney diese harten Worte auf ihrer privaten Facebook-Seite postete, tat sie das, während sie ein öffentliches Amt für die Republikaner bekleidete. Nachdem die Lokalzeitung "Beaver County Times" darüber berichtet hatte, löschte Maloney die Einträge und trat zurück. In ihrem Entschuldigungsschreiben, dass der Parteibezirk öffentlich machte, schreibt sie: "Ich entschuldige mich für meine geschmacklosen, unangebrachten und unsensiblen Einträge in den sozialen Medien."
Der örtliche Parteivorsitzende Chip Kohser sagte gegenüber der "Beaver County Times", er habe von den Postings gewusst und Maloney gewarnt. Die Kommentare stünden aber nicht beispielhaft für die Meinung der Republikaner als Ganzes zu dem Thema.
Kaepernick mit Teilerfolg
Kaepernick, dem Auslöser all dieser Kontroversen, ist neben dem Teilerfolg der Nike-Werbung noch ein weiterer Etappensieg gegen die NFL gelungen. Nachdem der 30-Jährige Beschwerde gegen die Liga eingereicht hatte, in der er den Teambesitzern eine systematische Ausgrenzung seiner Person vorwirft, lehnte ein Schlichter einen Antrag der NFL auf ein Schnellverfahren ab. Damit sind Anhörungen in dem Fall möglich.
Kaepernick hatte den Vorstoß im Oktober gewagt. Nach Meinung des Spielmachers haben die Eigentümer gegen Bestimmungen des Tarifvertrags verstoßen, insbesondere gegen eine Klausel, die es den Teams verbietet, bezüglich der Beschäftigung eines Spielers gemeinsam zu handeln. Kaepernick wartet seit seinem Abschied von den San Francisco 49ers im März 2017 vergeblich auf ein neues NFL-Angebot.
Am vergangenen Mittwoch veröffentlichte sein Anwalt Mark Geragos einen Brief von Schlichter Stephen Burbank, der darin die Abweisung der Beschwerde ablehnte.
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