Missbrauch: Entlassung von US-Kardinal weckt Debatte
Missbrauch: Entlassung von US-Kardinal weckt Debatte
(KNA) - Über den Umgang von Papst Franziskus mit dem unter Missbrauchsverdacht entlassenen US-Kardinal Theodore McCarrick gibt es widersprüchliche Aussagen. Während laut einem am Sonntag veröffentlichten Memo der Papst schon im Juni 2013 über Anschuldigungen gegen McCarrick informiert worden sein soll, beteuerte Franziskus im Gespräch mit Missbrauchsopfern am Samstag laut einer Teilnehmerin, erst vor kurzem sichere Kenntnis erhalten und dann unverzüglich reagiert zu haben.
Marie Collins, ehemaliges Mitglied der päpstlichen Kinderschutzkommission und selbst Missbrauchsopfer, schrieb am Sonntag auf Twitter, McCarrick sei ein Thema beim Treffen mit dem Papst am Samstagabend in Dublin gewesen. Franziskus habe erklärt, er habe den 88-jährigen Geistlichen sofort aus dem Kardinalsstand entlassen, sobald er von der Wahrheit der Vorwürfe überzeugt gewesen sei.
Collins ergänzte, wenn sich die andere Darstellung als zutreffend erweise, müsse der Papst "zur Verantwortung gezogen werden wie jeder, der vertuscht". McCarrick, von 2000 bis 2006 Erzbischof von Washington und seit 2001 Kardinal, wird beschuldigt, als Priester und später als Bischof junge Männer und auch Minderjährige zu Sex genötigt zu haben.
Was wusste wer wann?
Die Internetseite "LifeSiteNews" veröffentlichte am Sonntag ein angebliches Memorandum des ehemaligen Apostolischen Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Vigano, nach dem dieser den Papst bereits im Juni 2013 in einem persönlichen Gespräch mit den Anschuldigungen gegen McCarrick konfrontierte. Echtheit und Wahrheitsgehalt des Dokuments ließen sich am Sonntag nicht überprüfen.
Laut dem Papier wurde die Leitung des vatikanischen Staatssekretariats schon 2006 und 2008 über angebliche sexuelle Übergriffe McCarricks informiert, ließ die Hinweise jedoch gezielt versanden. Erst als Benedikt XVI. (2005-2013) Kenntnis erhalten habe, habe dieser Sanktionen gegen McCarrick angeordnet und ihm einen völligen Rückzug aus der Öffentlichkeit aufgetragen.
Diese Maßregeln seien McCarrick, der sich damals schon im Ruhestand befand, auch übermittelt worden, unter anderem von Vigano selbst nach seinem Amtsantritt als Nuntius im Oktober 2011. Warum sie augenscheinlich nicht umgesetzt wurden, geht aus dem Dokument nicht hervor. McCarrick entfaltete in diesen Jahren eine reiche Vortrags- und Reisetätigkeit.
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